Toy-Run-Erfinder über die Faszination Motorrad

Am Sonntag ist die Toy-Run zum letzten Mal gerollt. Warum er keine weitere Biker-Charity plant, erklärte sein Erfinder Ernst „Ernstl“ Graft auf Radio Wien. Außerdem sprach er über die Faszination Motorrad und darüber, dass sich jeder ein bisschen Kindheit bewahren sollte.

An der ersten Ausfahrt 1993 haben 148 teilgenommen. Am Sonntag kamen rund 8.000 Biker. Geplant sei diese Geschichte nicht gewesen, sie sei einfach passiert, sagte Ernst „Ernstl“ Graft bei „Menschen im Gespräch“ mit Bernd Matschedolnig. Jetzt höre er damit auf, man müsse nämlich wissen, wenn Schluss ist.

„Die erste Ausfahrt ging nach Hinterbrühl“, er habe seine Idee nämlich dem Leiter des dortigen SOS Kinderdorfes vorgeschlagen, erinnerte sich Graft. Und die Idee war folgende: Während der gemeinsamen Ausfahrt sollten die Biker ein Kinderheim besuchen, den Kindern Geschenke mitbringen und ein paar Stunden mit ihnen verbringen. „Das Motorrad ist dabei ein Kommunikationsmittel“, meinte er, die Kinder seien fasziniert davon.

Ernst "Ernstl" Graft

ORF/Bernd Matschedolnig

Ernst „Ernstl“ Graft

100 Prozent der Spenden für die Kinder

Jedes Motorrad bringt mindestens ein neues Spielzeug, Sportgerät oder Sportbekleidung für ein Kind mit, das im besuchten Heim lebt. Außerdem spendet jeder Motorradfahrer beim Start mindestens zehn Euro, jeder Beifahrer mindestens fünf. Diese Spenden seien ausschließlich für die Kinder, „das können wir nachweisen“, betonte Graft. Kein Cent werde etwa für Reparaturen an einem Heim eingesetzt.

Bei anderen Benefizaktionen gehe es oft mehr um schillernde Frisuren als um den eigentlichen Zweck. „Das ist nicht meins“, sagte der Toy-Run-Erfinder. Auch wenn er in Zukunft keinen Toy-Run mehr organisiere, eines kündigte Graft an: „Ich werde auch nach Toy-Run den Mund aufmachen, wenn ich es für richtig halte.“ In Österreich leben derzeit nämlich rund 11.000 Kinder und Jugendlichen in sozialen Einrichtungen, gab er zu bedenken.

Graft fordert Erziehung zu Toleranz

Dass Biker ein wildes Image haben, bestätigte Graft. Wer Motorradfahrern zuhöre und ihnen Fragen stelle, stelle aber fest, dass man sich vor ihnen nicht fürchten muss. Das sei so wie mit allen anderen Vorurteilen auch, meinte er. Dass diese Toleranz in vielen Bereichen fehle, führte er auf die Erziehung zurück. Familien würden diese zu sehr auf Pädagogen abschieben, man beschäftige sich selber kaum noch mit den Kindern.

Toy Run-Teilnehmer

APA/Pfarrhofer

Tausende Biker beim Toy-Run

Das sei symptomatisch für diese Welt. Alles müsse schnell gehen, die Menschen mögen Überschriften, aber keine Details: Wir lesen einen Klappentext und glauben, die Geschichte zu kennen, wir lesen keine Bücher mehr, sondern nur noch Facebook, wir reduzieren unsere Sprache auf SMS-Kürzel, kritisierte der Biker.

Versuchen, Kind in sich zu bewahren

„Wenn ich mit dem Motorrad draußen bin, fühle ich mich wie ein kleiner Bub, der alleine durch Garten rennt“, erinnert er sich an seine Kindheit. Diesen kleinen Buben - oder das kleine Mädchen - sollte jeder versuchen, sich zu bewahren. Kinder seien nämlich ehrlich und probieren etwas aus. Und wer etwas ausprobiert, kann auch auf die Schnauze fallen.

Auch er sei bei der Organisation dieser Biker-Charity „mehr als einmal auf die Schnauze gefallen“, sagte Graft. Bevor sich die schweren Maschinen auf den Weg zu den Heimen machen, sei nämlich viel zu bedenken. „Wir arbeiten mindestens 14 Monate für einen Tag, für die 20. Toy-Run haben wir jetzt zweieinhalb Jahre gearbeitet.“ Während dieser Arbeit seien ihm auch bewusst Hölzer vor die Füße geworfen worden, sagte er, aber auch selbst sei er oft blauäugig gewesen. An einer Überzeugung habe das aber nichts geändert: „Am Ende wird alles leiwand. Wenn man wirklich ehrlich ist, gewinnt man.“

Das Interview zum Nachhören:

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