Notschlafstätte VinziPort sucht Helfer

Die 85 Betten des Vinziport sind jede Nacht belegt. Für obdachlose Männer und Frauen aus dem EU-Ausland ist die Linzer Straße 169 eine der wenigen Adressen in Wien. 15 Freiwillige kümmern sich um die Gäste. Jetzt sucht das Haus dringend Verstärkung.

Über 31.000 Nächtigungen verzeichnete die Notunterkunft VinziPort in Penzing im vergangenen Jahr. Das entspricht einer Auslastung von 100 Prozent. Die Gäste kamen aus Deutschland, Tschechien, Spanien, Griechenland, Rumänien, Ungarn, Polen, Bulgarien, der Slowakei und aus Litauen. Und auch im Sommer ist der Andrang groß: „Wir weisen fast jeden Tag jemanden ab“, so der Vinzenz-Verein gegenüber wien.ORF.at.

Nachtdienste besonders schwer zu besetzen

Geöffnet ist das Haus täglich von 18.00 Uhr bis 7.00 Uhr. Alle, die hier arbeiten, machen das ehrenamtlich. „Wir haben ein Basisteam von 15 Leuten“, heißt es von Seiten des Vereins, „wenn aber jemand krank ist oder auf Urlaub, ist es schwierig jemanden zu finden.“ Besonders schwierig sei es, Ehrenamtliche zu finden, die dazu bereit sind, auch Nachtdienste zu übernehmen.

Abgesehen von diesen Nachtdiensten - sie dauern von 22.00 Uhr bis 7.00 Uhr - sucht der VinziPort auch Mitarbeiter für die Küche und für den Empfang. Dieser ist von 18.00 bis 22.00 Uhr besetzt. Wer im VinziPort unterkommen möchte, erhält hier eine Berechtigungskarte. Wenn er das Haus verlässt, muss er diese wieder abgeben. Pro Nacht wird von den Gästen ein symbolischer Beitrag von einem Euro eingehoben. Zum Vergleich: Eine Nächtigung in einer Einrichtung der Stadt kostet vier Euro.

Notschlafstätte VinziPort

Nico Bertotti

Eine Nächtigung kostet einen Euro

Wie lange der Küchendienst dauert, hänge dagegen davon ab, welche Lebensmittelspenden das Haus an diesem Tag erhalte. Generell aber könne man damit rechnen, dass dieser Dienst um 19.00 Uhr beendet sei. Mit dem Kochen beginnt das Team um 16.30 Uhr.

Gespräch als Realitätscheck

Laut Vinzenzverein ist hier jeder willkommen, der mitarbeiten möchte. Auch das derzeitige Team sei bunt gemischt - von der Köchin bis zur Studentin, vom Psychologen bis zum Reiseleiter engagieren sich hier und auch im zweiten Haus des Vereins, dem VinziBett, Menschen „quer durch die Bank“. Auch für das VinziBett in Ottakring sucht der Verein weitere Freiwillige.

Ein „Erstgespräch“ werde jedoch mit allen geführt, so der Vinzenzverein. Dabei gehe es vor allem darum, abzuklären, ob der Bewerber eine realistische Vorstellung von einer Notschlafstätte habe und wie viel Zeit er investieren möchte. „Ideal wäre es, wenn jemand dazu bereit wäre, einmal pro Woche hier zu arbeiten.“ Es sei auch möglich, sich nur alle zwei Wochen einteilen zu lassen, größer sollte der Abstand zwischen zwei Diensten aber nicht sein.

Spenden und Sponsoren finanzieren Projekte

In der Linzer Straße hat der Vinzenzverein ein ehemaliges Gasthaus bezogen. Ein Sponsor hat es dem Verein zur Verfügung gestellt. Die Betriebskosten von rund 40.000 Euro im Jahr deckt der Verein durch Spenden. Eröffnet wurde das Haus 2010. Das Platzangebot des VinziBett reichte nämlich nicht aus. Dieses hatte der Verein 2006 eröffnet.

Neben der „zweiten Gruft“ der Caritas sind die Einrichtungen des Vinzenzvereins die einzigen Anlaufstellen für die meisten obdachlosen EU-Ausländer. In den anderen Einrichtungen haben sie laut Gesetz kein Recht auf einen Schlafplatz. Schätzungen zufolge leben in Wien rund 300 Nichtösterreicher auf der Straße.

Sendungshinweis:

Guten Morgen Wien, 18. August 2012

Neben den Notschlafstellen betreibt die Vinzenzgemeinschaft in Wien auch einen Sozialmarkt (VinziMarkt) und ein Secondhandgeschäft (VinziShop). Ihren Stammsitz hat die Gemeinschaft in Graz.

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