Konstruktive Kritik an Chef und Co.
Niemand möchte seinen Vorgesetzten, seinen Partner oder auch nur seinen Lieblingswirten vergraulen. Vom einen hängt das berufliche Fortkommen ab, vom zweiten das emotionale Gleichgewicht und vom dritten vielleicht die körperliche Nahversorgung. Daher fällt es uns in diesen Fällen auch besonders schwer zu sagen, was uns tatsächlich bewegt und vor allem: wirklich stört.
Es gibt aber einen Weg, Kritik so anzubringen, dass wir damit anderen nicht gleich „auf die Zehen steigen“ oder „mit dem Stellwagen ins Gesicht“ fahren, wie es so schön heißt. Um das zu vermeiden gibt es die Kommunikationstechnik der Konstruktiven Kritik.
Sendungshinweis:
„Radio Wien am Nachmittag“, 5.10.2016
Beim konstruktiven Kritiküben gilt es, zunächst einmal zu unterscheiden: Will ich einen negativen Sachverhalt klarmachen, auf ein wichtiges Problem hinweisen – oder will ich meine unangenehmen Gefühle zeigen, vielleicht sogar Vergeltung üben? Dies sind zwei völlig verschiedene Ebenen, auf denen man seine Meinung sagen kann.
Sachlich bleiben
Auf der einen Seite der Verstand und auf der anderen das Gefühl. Diese beiden bestimmen jeweils die Sachebene und die Beziehungsebene. Und auf beiden Ebenen kann kommuniziert werden. Der „Trick“ der Konstruktiven Kritik besteht nun darin, dass man sachliche Argumente vermittelt, ohne die Beziehungsebene zu belasten.
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Konstruktive Kritik in 3 Schritten
Für die Konstruktive Kritik sind nur 3 Schritte und die richtige Einstellung nötig:
1. Schritt: In einem neutralen Ton ansprechen, was einem am Herzen liegt
„Herr Huber, ich möchte gerne mit Ihnen über die Lautstärke im Büro sprechen“ (Ihr Vorgesetzter, Herr Huber, sollte sich dann einen Moment Zeit für das Gespräch nehmen. Oder Sie vereinbaren einen Termin.)
2. Schritt: Die berechtigte und gut gemeinte Kritik so konkret wie möglich anführen
„Ein Beispiel verdeutlicht das Problem: Gestern rief unser wichtigster Kunde an, leider konnte ich ihn streckenweise wegen der Lautstärke nicht verstehen und seine Bestellung nicht aufnehmen. Ich musste ihn bitten, etwas später nochmals anzurufen. Das hat ihn so verärgert, dass er sich nicht mehr gemeldet hat.“
3. Schritt: Die Frage stellen, wie das Problem gelöst werden kann
„Wie schlagen Sie vor, dass sich so eine Situation in Zukunft vermeiden lässt?“
Anschließend gibt es üblicherweise eine lösungsorientierte Diskussion, der zielführende Entscheidungen folgen.
Die größte Hürde beim Kritik-Üben ist das Unterlassen jeglicher feindseliger Untertöne. Dabei hilft es, die Kritik in der Ich-Perspektive zu äußern, statt Anschuldigungen zu machen (nach dem Muster: „Mir ist aufgefallen, dass …. geschehen ist - das hat sich auf … ungünstig ausgewirkt“).
Auch eine offene Körpersprache und ein ruhiger Ton sind wesentlich sinnvoller, als das kurzfristige „Dampfablassen“. Wutausbrüche untergraben nämlich nicht nur das Vertrauen, sondern auch die Glaubwürdigkeit.