Umgestaltung des Neuen Markts fix

Nun ist es fix: Teile der Innenstadt werden neugestaltet. In einer Befragung stimmten 77,3 Prozent der betroffenen Anrainer dafür, dass der Neue Markt autofrei wird und eine Tiefgarage bekommt, teilte Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (ÖVP) mit.

Die Pläne sehen weiters vor, dass der Albertinaplatz umgebaut sowie verkehrsberuhigt und die Seilergasse großteils zur Wohnstraße wird. Das Projekt wurde bereits Anfang März präsentiert, die endgültige Entscheidung dafür oder dagegen hing vom Ergebnis der Befragung ab. Exakt 5.127 Stimmzettel wurden an die Anrainer geschickt.

Diese hatten anzukreuzen, ob sie für oder gegen das geplante Projekt „Neugestaltung Albertinaplatz und Neuer Markt“ seien. Die Beteiligung betrug 38,1 Prozent. 1.511 Personen votierten für, 435 gegen das Vorhaben. Neun Stimmen waren ungültig. Stimmberechtigt waren jene Anrainer, die im Umkreis von 300 Metern des neuzugestaltenden Areals leben - mehr dazu in Neuer Markt soll autofrei werden (wien.ORF.at; 6.3.12).

Visualisierungen für den Neuen Markt

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Neuer Markt

Kritik an „tendenziösen Befragungstexten“

Doch die Befragung blieb nicht ohne Kritik. Der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch ortete konkret „tendenziöse Befragungstexte“. Diese seien „für die lokale Demokratie nicht förderlich“.

Ähnlich argumentierte auch die Bürgerinitiative gegen den Bau der Tiefgarage Neuer Markt. Die Befragung sei nicht „ehrlich abgelaufen“, ärgerte sich Lisa Fritsch im APA-Gespräch am Rande der Präsentation des Resultats: „Es gibt hier ein erzwungenes Ergebnis. Die Art der Befragung wurde so ausgerichtet, dass das Ergebnis herauskommen musste.“ Karl Newole, Klubvorsitzender der Liste „Wir im Ersten“, forderte gar Stenzels Rücktritt. Kritik kam auch von der FPÖ. Die SPÖ freute sich hingegen über den „Sieg der Vernunft“.

Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich jedenfalls auf 34 Mio. Euro. Der absolute Löwenanteil wird jedoch vom privaten Garagenerrichter getragen. Auf die öffentliche Hand entfallen rund 800.000 Euro, wie betont wurde.

Stenzel will „raschen“ Spartenstich

Bezirksvorsteherin Stenzel (ÖVP) zeigte sich erfreut über das „klare und unzweifelhafte Votum“ für das Projekt. Das Vorhaben soll rasch angegangen werden. Bereits kommende Woche wird eine Koordinationssitzung stattfinden, an der u.a. Vertreter der Behörden teilnehmen. Zudem müssten noch einige baurechtliche und eisenbahnrechtliche Verfahren bestritten werden, so die City-Chefin.

Mit den Bauarbeiten soll aber bald begonnen werden: „Ich rechne damit, dass hier sehr schnell der erste Spatenstich zu dieser neuen Viertelentwicklung vollzogen werden kann.“ Wann genau das sein wird, konnte Stenzel aber in der Pressekonferenz nicht sagen. Ebenso wenig gibt es einen Zeitpunkt für die Fertigstellung: „Das kann man jetzt noch nicht sagen.“

Das Ergebnis sieht sie als politischen Auftrag, „die bestmöglichen Lösungen zu erwirken für ein Ende des Parkplatz-Suchverkehrs, für die Einrichtung von gekennzeichneten Bewohnerparkplätzen, für ein Ende des Buschaos am Albertinaplatz, als Auftakt zu einer gesamten Lösung des Tourismus- und Sightseeing-Buskonzepts für die Innere Stadt“.

Schon 2006 gab es Anrainerbefragung

Durch die Befragung soll eine seit vielen Jahren laufende Debatte um das betreffende Gebiet zwischen Staatsoper und Graben beendet werden. Das Straßenbild dort war zuletzt vor allem von Reisebussen und Parkplatzsuchern geprägt. Schon 2006 gab es eine Anrainerbefragung, ob eine Tiefgarage am Neuen Markt gebaut werden soll. Damals sprachen sich die Befragten aber dagegen aus. Das nunmehr geplante Viertelentwicklungsprojekt, für das die Bürger mit Ja gestimmt haben, sieht dies nunmehr vor.

In der Tiergarage sind günstigere Plätze für Bewohner geplant. Insgesamt wird die unterirdische Parkfläche über 350 Stellplätze verfügen - mehr als an der Oberfläche durch die Neugestaltung verloren gehen. Zudem soll es Bewohner- und Anrainerparkplätze in den Seitengassen, die verkehrsberuhigt werden sollen, geben. Die Seilergasse soll großteils zur Wohnstraße werden. Umgestaltet wird auch der Zugang zur Kapuzinergruft.

Albertinaplatz: Reisebuszufahrt nicht mehr erlaubt

Im Mittelpunkt des dann autofreien Areals soll der von Georg Raphael Donner zwischen 1737 und 1739 errichtete Providentia-Brunnen - umgangssprachlich Donner-Brunnen genannt - stehen. Er wird ebenfalls restauriert. Am Albertinaplatz und am angrenzenden Helmut-Zilk-Platz sollen unter anderem die Gehsteige verbreitert werden. Eine Reisebuszufahrt ist nicht mehr erlaubt.

Die geplanten Maßnahmen sollen das betreffende Viertel nicht nur vom Autoverkehr entlasten, sondern auch die Kärntner Straße von den Fußgänger-Massen. Denn die nun zur Umgestaltung anstehende Achse verläuft ziemlich genau parallel dazu.

Im Pressegespräch wandte sich Stenzel auch an die Gegner des Projekts: Man müsse diese und ihre Befürchtungen ernst nehmen und „Hilfestellung, wo immer möglich, anbieten“. Die Kritiker sollten die Vorteile der Neugestaltung sehen - die damit verbundene Aufwertung des Viertels komme allen zugute.

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