Fünf Jahre Haft für Jungwirth

Heinz Jungwirth, langjähriger Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Comites (ÖOC), ist wegen Untreue zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Richter Georg Olschak sprach von einer „infamen Vorgangsweise“ Jungwirths.

Die Schadenssumme von 3,3 Millionen Euro fehle dem ÖOC, „und wenn man sich den Lebenswandel von Doktor Jungwirth ansieht, kann man sich vorstellen, wo die Beträge gelandet sind“, so Richter Georg Olschak in der Urteilsbegründung. Er verwies etwa auf den noblen Fuhrpark, zehn Pferde, eine Reithalle und einen teuren Reitlehrer. Olschak bescheinigte Jungwirth eine „besonders freche“ bzw. „infame“ Vorgangsweise, zumal dieser von ÖOC-Konten sogar seine privaten Lieferanten bezahlt habe.

Der frühere ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth am fünften Verhandlungstag des Prozesses wegen Untreue

APA/Herbert Neubauer

Fünf Jahre Haft für Heinz Jungwirth

„Widerwärtige Funktionärsmentalität“

„Normalerweise sollte man sagen, mich bringen keine zehn Pferde in die Kriminalität. Bei Ihnen war es gerade umgekehrt“, stellte Olschak fest. Der Richter geißelte in seiner Urteilsbegründung „die widerwärtige, altösterreichische Funktionärsmentalität“.

Jungwirth habe nach der Devise „Das ÖOC bin ich, mit dem Geld mach ich, was ich will“ gehandelt. Das gehöre „mit aller gebotenen Härte unterbunden“. Bei einem Strafrahmen von einem bis zu zehn Jahren erschien dem Senat das verhängte Strafausmaß notwendig, „um Ihnen die Gelegenheit zu geben, ein Unrechtsbewusstsein zu entwickeln“, wie Olschak formulierte.

Das ÖOC, das sich als Privatbeteiligte dem Verfahren mit 1,5 Millionen Euro angeschlossen hatte, bekam diese Summe in voller Höhe zugesprochen. Eine frühere Mitarbeiterin Jungwirths ist freigesprochen worden. Sämtliche Entscheidungen des Schöffensenats sind nicht rechtskräftig. Jungwirth, der zu diesem Zeitpunkt einen sichtlich konsternierten, fast geknickten Eindruck hinterließ, erbat Bedenkzeit, ehe er mit seinem Verteidiger Herbert Eichenseder überstürzt das Weite suchte.

Jungwirth: „Fatale Geschichte“

Schon in seinem Schlusswort hatte der frühere ÖOC-Generalsekretär Endzeitstimmung signalisiert. „(Ex-ÖOC-Präsident Leo, Anm.) Wallner war für die Sonnenseiten des Lebens zuständig, ich für den Regen und Mist. Jetzt muss ich dafür büßen“, gab der 61-Jährige zu Protokoll. Es sei „halt eine fatale Geschichte, wenn Beteiligte und Vorgesetzte die Erinnerung verlässt“, so Jungwirth.

Der Wirtschaftsprüfer Helmut Lercher hatte am Dienstagvormittag ein für Jungwirth vernichtendes Gutachten präsentiert. Lercher hatte am letzten Verhandlungstag erklärt, insgesamt 3,6 Millionen Euro hätten Verrechnungskonten und ein Sparbuch des ÖOC „verlassen“ und wären teilweise unmittelbar „in die Privatsphäre Jungwirths geflossen“. Allein vom Sparbuch habe Jungwirth 2,23 Millionen Euro bar behoben, wobei ein beachtlicher Teil davon - nämlich 874.000 Euro - praktisch zeitgleich auf Konten Jungwirths landeten.

Keine weitere Aussage von Wallner

Die Verteidigung Jungwirths hatte vergeblich versucht, den früheren ÖOC-Präsidenten Leo Wallner nochmals in den Zeugenstand zu holen. Die Verteidigung wollte belegen, dass Wallner entgegen seiner Aussage Anfang Mai sehr wohl von beträchtlichen Zusatzvergütungen des ÖOC an Jungwirth für die letztlich gescheiterte Salzburger Olympiabewerbung gewusst hat. Der Verteidiger hatte deshalb auch die Ladung des ehemaligen Salzburger Olympia-Bewerbungschefs Fedor Radmann und des Strategieberaters Erwin Roth beantragt.

Jungwirth vor Gericht

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Jungwirth hatte an den ersten Prozesstagen seine Unschuld beteuert

Vorwurf: 2,78 Millionen veruntreut

Beim Prozessauftakt hatte der ehemalige ÖOC-Generalsekretär Jungwirth behauptet, die angeklagten Vorgänge wären mit der ÖOC-Führung abgestimmt und infolge ihm zustehender Bonifikationen gedeckt gewesen. Etwaige Differenzbeträge habe er stets aus seiner Tasche nachträglich wieder beglichen. Jungwirth und auch seine Mitangeklagte bekannten sich „nicht schuldig“. Die Staatsanwaltschaft dagegen sprach von „geplantem und gezieltem kriminellen Handeln“.

Laut Anklage soll Jungwirth zwischen 2003 und 2009 von den Konten mit Hilfe seiner langjährigen Stellvertreterin und eines abgesondert verfolgten ehemaligen ÖOC-Kassiers 2,78 Millionen bar behoben oder auf seine Konten transferiert und für private Zwecke verwendet haben. Weitere 357.000 Euro sollen durch Überweisungen der Mitarbeiterin, die Jungwirth aber gegengezeichnet haben soll, in dessen Besitz gelangt sein.

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