Regisseure unterstützen Seidl
In einer Aussendung des Verbands FilmRegie Österreich zeigten sich die Regisseure über die „Strategie der Viennale-Leitung, Welterfolge des österreichischen Kinoschaffens auf Programmplätze zu verweisen, die von den Filmschaffenden nur als Affront empfunden werden können“, verwundert. Das sei ein „eklatanter Widerspruch“ zu von internationalen Filmfestivals gepflegten Usancen.
Seidls Entscheidung zum Rückzug seiner beiden Filme wird daher vom Verband mit „Unterstützung, Sympathie und Solidarität“ aufgenommen. Die Programmierung der Viennale hält der Verband dagegen nur für „die jüngste von zahlreichen Manifestationen des zutiefst befremdlichen Verhältnisses der Viennale zum österreichischen Film“.
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Ärger über Termine
„Österreichische Filme werden in den Vorabend verräumt“, hatte sich Seidl in einer Stellungnahme gegenüber dem „Kurier“ über die Programmierung geärgert. Seidl hatte sich für die ersten beiden Teile seiner „Paradies“-Trilogie eine Vorführung im Hauptabend gewünscht. Die beiden Filme waren in den Wettbewerben von Cannes und Venedig uraufgeführt worden, für „Paradies: Glaube“ erhielt Seidl am Lido den Spezialpreis der Jury.
Die Viennale, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiert, bedauerte die Entscheidung außerordentlich. „Ich schulde meine Entscheidung jedoch der Autonomie des Festivals und den Möglichkeiten einer freien Programmgestaltung“, rechtfertigte sich Festivaldirektor Hans Hurch in einer Aussendung der Viennale.
Eröffnung am 25. Oktober
Am 25. Oktober eröffnet die Viennale ihre Jubiläumsausgabe. Aus diesem Anlass gab es unter dem Motto „50 Jahre, 50 Projekte“ schon im Vorfeld zahlreiche Veranstaltungen, die von Gastprogrammen bei internationalen Festivals und Filmreihen in Wien über ein eigenes Viennale-Eis bis zu einem nach dem Festival benannten Zug reichten. Außerdem läuft die Ausstellung „Rückblende“, die bis 16. Oktober gemeinsam mit „Wien heute“ die interessantesten Fundstücke der Viennale-Besucher zeigt - mehr dazu in Viennale-Nostalgie im Gartenbaukino
Viennale
Rundes Jubiläum durch Ausfälle
Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) hatte bereits im Frühjahr die Entwicklung der Viennale positiv hervorgehoben, die inzwischen „eines der anerkanntesten cineastischen Filmfestivals weltweit“ sei. Eigentlich besteht das internationale Filmfestival bereits seit 52 Jahren, 1961, 1983 und 1990 fiel es aber aus. 1960 war die Viennale - damals noch unter dem Namen „Internationale Festwoche der interessantesten Filme des Jahres 1959“ - von österreichischen Filmjournalisten mit acht Langfilmen und zehn Kurzfilmen ins Leben gerufen worden.
Was folgte, war eine wechselhafte Geschichte, während der das Festival von insgesamt zehn Leitungspersonen - unter ihnen Starregisseur Werner Herzog und der heutige Filmmuseum-Direktor Alexander Horwath - kuratiert wurde. Lagen die Besucherzahlen in den 1960ern noch im vierstelligen Bereich, wurden sie in den 1990ern auf mehr als 50.000 gesteigert. In den vergangenen Jahren unter Hans Hurch - die heurige Viennale ist die 16. unter seiner Direktion - sahen jährlich knapp 100.000 Personen rund 300 Filme.
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Handke und Avantgarde
Am 22. Oktober sendet der ORF eine von Virgil Widrich („Copy Shop“) präsentierte „Nacht der Avantgarde“, in der Höhepunkte des österreichischen Avantgardefilms seit Mitte der 1950er Jahre gezeigt werden. Nach dem Ende des eigentlichen Festivals am 7. November folgt mit einer von Peter Handke kuratierten Filmschau im Metro Kino laut Viennale noch „zweifelsohne einer der Höhepunkte des Jubiläumsprogramms“.