Schockierende Bilder bei Mordprozess

Mit Bildern des Opfers hat der Staatsanwalt zum Auftakt des Prozesses um den Mord an einer 28-Jährigen schockiert. Der 45-Jährige, der die Frau bei lebendigem Leib verbrannt haben soll, bestreitet die Tat. Der Prozess geht am Donnerstag weiter.

„Die vielen Puzzleteile offenbaren ein Bild, das die Schuld des Angeklagten so unzweifelhaft erscheinen lässt, wie wenn er auf frischer Tat ertappt worden wäre“, behauptete Staatsanwalt Leopold Bien. Verteidiger Nikolaus Rast sah das ganz anders: „Es gibt keinen einzigen Beweis gegen meinen Mandanten, sondern nur Vermutungen der Familie des Opfers.“

Unbestritten verlief die etwa einjährige Beziehung zwischen der 28-Jährigen und dem deutlich älteren Mann nicht wirklich harmonisch. Immer wieder machte dieser der aus Albanien stammenden Kellnerin aus Eifersucht Szenen. Zuletzt stand die Liaison vor dem Ende, wie die junge Frau ihrer Mutter gegenüber angekündigt habe. Damit wollte sich der Baumeister hingegen nicht abfinden. Er kündigte laut Staatsanwalt gegenüber einem Arbeitskollegen an, die Frau zu töten und sie „verschwinden zu lassen“.

Angeklagter im Mordprozess um verbrannte Kellnerin in der Slowakei mit Fotografen

APA/Herbert Pfarrhofer

Die Anklage stützt sich auf Indizien

Gutachten: Frau bei lebendigem Leib verbrannt

Laut Anklage soll der 45-Jährige die Frau am 16. Oktober 2010 unter dem Vorwand, falsche Papiere für den Verwandten aus der Slowakei holen zu wollen, zu der Fahrt in das Nachbarland überredet haben. Auf einem Acker östlich von Bratislava soll er ihr ein Plastiksackerl über den Kopf gestülpt, mit einem Gürtel gewürgt - „hoffentlich war sie bewusstlos“ (Bien) - mit einer Leopardendecke zugedeckt und auf einem Misthaufen angezündet haben, nachdem ein Brandbeschleuniger verwendet worden war.

In der Lunge des Opfers fanden sich später Russpartikel und Zyanid im Blut. Dadurch steht fest, dass sie beim Anzünden noch lebte. Das Verbrechen war wochenlang nicht bemerkt worden und auch jener Bauer, der den Dünger auf seinem Acker ausbringen wollte, hatte die darin enthaltene Leiche zunächst nicht entdeckt. Aufmerksam wurde er laut Anklage erst, als die Leiche einen Häcksler blockierte.

Aber auch dann dauerte es Monate, bis man das Opfer identifizieren konnte. Laut Anklage sei es für den 45-Jährigen kein Problem gewesen, die 121 Kilometer im entsprechenden Zeitfenster zwischen 3.30 und 9.30 Uhr zurückzulegen.

Angeklagter im Mordprozess um verbrannte Kellnerin mit Anwalt Nikolaus Rast

APA/Herbert Pfarrhofer

Anwalt Nikolaus Rast glaubt bei der Tat an mafiöse Hintergründe

Anwalt glaubt an Unschuld

Die Familie der als verlässlich bekannten Mutter zweier Kinder machte sich schon einige Stunden später Sorgen. Man bemerkte, dass eine Leopardendecke (nämlich jene, deren Überreste später an der Leiche gefunden wurden) fehlte. Das Auto war auf beiden Seiten verschmutzt.

Eine Vermisstenanzeige wollte der Beschuldigte den Angehörigen ausreden, da dies erst nach 24 Stunden möglich sei. Zudem bat er, bei der Polizei nicht als Lebensgefährte, sondern als Schwager angegeben zu werden, da er mit der Schwester des Opfers eine Scheinehe eingegangen war. In weiterer Folge soll er laut Staatsanwalt auch einem Lokalbesitzer und dessen Kellnerin suggeriert haben, am fraglichen Tag zeitig in ihrem Cafe gewesen zu sein, um sich ein Alibi zu verschaffen.

Sein Anwalt wartete mit einigen Erklärungsversuchen auf, die von einem Ehrenmord durch die muslimische Familie über Probleme in einer Scheinehe des Opfers bis zu einem geplanten Raubüberfall auf einen reichen Cafe-Besucher reichten, in den die 28-Jährige eingeweiht gewesen wäre.

Keine DNA-Spuren auf Decke

Zur Festnahme des ehemaligen Lebensgefährten der 28-jährigen Kellnerin hatte eine Untersuchung von Fasern der Decke geführt. Ein seit Ende Juni 2012 vorliegendes Gutachten beweist laut Staatsanwaltschaft Wien, dass Fasern am ehemaligen gemeinsamen Wohnort wie auch am Fundort der Leiche von der Decke stammen würden. Daraufhin wurde die Festnahme des Mannes angeordnet. Fingerabdrücke oder DNA-Spuren des Mannes konnten auf der Decke allerdings nicht sichergestellt werden - mehr dazu in Tote in Slowakei: Ex-Freund verhaftet.

Die ältere Schwester des Opfers meinte bei ihrer Aussage, den Angeklagten schon kurz nach dem Verschwinden der 28-Jährigen verdächtigt zu haben. Der Grund dafür war unter anderem, dass der 45-Jährige seine damalige Freundin mehrfach bedroht und zumindest zweimal geschlagen habe.

Nur Stunden nachdem man die als sehr verlässlich bekannte 28-Jährige nicht mehr erreichen konnte, hatte man sich auf die Suche nach ihr gemacht und die gemeinsame Wohnung des Paares nach Hinweisen auf deren Verbleib durchsucht. Dabei fiel sofort auf, dass die vor zwei Wochen gekaufte Leopardendecke, deren Überreste später bei der Leiche gefunden wurden, verschwunden war. Auch die Sportschuhe des Angeklagten fehlten.

Urteil am dritten Prozesstag erwartet

Der Prozess wird am Donnerstag mit zahlreichen Zeugenaussagen aus der Familie des Opfers fortgesetzt. Auch ihr Ex-Mann soll befragt werden, auch er soll die 28-Jährige angeblich ebenfalls geschlagen und bedroht haben.

Der Prozess ist für drei Tage anberaumt, für nächste Woche am Donnerstag wird ein Urteil erwartet.