Flatrate-Sexclub unter Beobachtung

Das „All You Can Eat“-Prinzip ist in der Sexbranche angekommen. Am Mittwoch war die Eröffnung des umstrittenen „Red Rooms Flatrate Club“ in Wien-Meidling geplant. Sowohl Polizei als auch Stadt zeigen sich über das neue Modell besorgt und prüfen rechtliche Schritte.

Ein neues Bordell in Meidling bietet seinen Kunden einen „Flatrate“-Tarif nach Beispiel des aus der Gastronomie bekannten Mottos „All You Can Eat“ an. Der Freier soll für einen Pauschalbetrag - solange er kann und möchte - die Dienstleistungen des Bordells in Anspruch nehmen können.

Da die Prostituierten vom Bordellbetreiber laut dessen Aussagen aber nicht gewinnorientiert, sprich nach Anzahl der Kunden, sondern nur pauschal mit 250 bis 300 Euro täglich ausbezahlt werden, hagelt es heftige Kritik.

Schlupfloch im Gesetz

In Deutschland und der Schweiz gibt es bereits ähnliche Angebote. In Österreich soll das „Flatrate“-Bordell erst durch das neue Wiener Prostitutionsgesetz möglich geworden sein - mehr dazu in Neues Prostitutionsgesetz in Kraft. Die Stadt Wien sieht das Gesetz missinterpretiert und fürchtet eine Ausnützung der Prostituierten.

„Das Wiener Prostitutionsgesetz soll Rechtssicherheit für die Frauen schaffen und dafür sorgen, dass sie selbstbestimmt in der Prostitution arbeiten können. Das ist aus der ersten Analyse an diesem Modell heraus nicht gegeben“, heißt es aus dem Büro von Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) gegenüber wien.ORF.at.

Polizei prüft auf „Zuhälterei“

Wie auch der „Kurier“ in einem Artikel berichtet, steht die Polizei dem neuen Bordell skeptisch gegenüber und wird einen möglichen Tatbestand der Zuhälterei prüfen. „Wenn es so ist, dass der Betreiber Geld kassiert und die Damen nur einen kleinen Teil davon bekommen, wäre der Straftatbestand der Zuhälterei nach dem Strafgesetzbuch gegeben“, so Wolfgang Langer von der Wiener Polizei gegenüber wien.ORF.at.

Bordellbetreiber Peter Laskaris sieht das naturgemäß anders: „Wir haben die Punkte im Strafgesetzbuch rechtlich prüfen lassen. Ich will nicht sagen, dass es Kaugummiparagrafen sind, aber sie lassen einen großen Interpretationsspielraum.“ Wie viel der Betreiber an die Prostituierten vom Gewinn tatsächlich abgeben müsste, sei nicht genau festgelegt.

Pauschale für acht Stunden

Um das Gesetz einzuhalten, würden die Prostituierten den Eintritt für den Club selbst kassieren und erst dann an den Bordellbetreiber weitergeben. Von Ausnützung will Laskaris nichts wissen. „Man spricht vorher mit den Damen, welche Leistungen sie anbieten und dafür bekommen sie eine Tagespauschale von 250 bis 300 Euro“ - allerdings nur, wenn sie neun Stunden, davon eine Stunde Pause, im Bordell aktiv sind. Dabei sollen sich die Prostituierten ihre Freier selbst aussuchen können.

In zwei Schichten sollen im Schnitt 20 Prostituierte im Bordell arbeiten und pro Tag und Person sieben bis zehn Freier empfangen.

Eine Lenkungsmöglichkeit für den Bordellbetreiber besteht allerdings. „Wenn ich eine Dame sehe, die keinen Gast akzeptiert, dann darf sie am nächsten Tag nicht mehr einchecken“, so Laskaris, der mit einem hohen Kundenstrom rechnet, gegenüber wien.ORF.at.

Laskaris meint, dass die Prostituierten durch das System finanziell abgesichert seien. „Sie arbeiten eine Zeit lang sehr intensiv und gehen nach einem Monat mit 9.000 Euro nach Hause.“ Laskaris verweist darauf, dass das ein hoher Betrag sei. „Sie fahren auf keinen Fall schlechter als jetzt.“ Die Preise in der Branche seien in den vergangenen Jahren sehr tief gefallen, die Zahl der Prostituierten soll sich verdoppelt haben.

Laskaris: „Männer überschätzen sich“

Wie auch in der Gastronomie, gibt es hinter der Werbemasche „All You Can Eat“ Berechnungen und Erfahrungswerte, damit sich das System für den Betreiber lohnt: „Männer überschätzen sich gewaltig. 90 bis 95 Prozent können nicht mehr als zweimal am Tag. Unsere Damen sind außerdem Profis und arbeiten so, dass die meisten innerhalb von fünf Minuten zum Schuss kommen“, so Laskaris.

Laut Laskaris würden die Prostituierten in seinem „Flatrate“-Bordell auch weniger Zeit mit den Freiern verbringen: „Es gibt eine schnelle Abfertigung.“ Wenn zu viele Gäste da sind, würde er Neuankömmlingen den Eintritt verwehren, um seine Damen nicht „überzubeanspruchen.“

Bordell steht unter Kontrolle

Ob sich das neue Modell in Wien halten kann, wird sich in Kürze zeigen. Die Stadt Wien hat NGOs gebeten, die neue Entwicklung besonders aufmerksam zu beobachten. Auch die Polizei wird das neue Bordell genau unter die Lupe nehmen. „Sobald das Lokal offen ist, sind wir dort und werden prüfen und gegebenenfalls sofort zusperren“, so Langer. Laskaris sieht einem möglichen Rechtsstreit gelassen entgegen: „Ich bin gewappnet.“ Laut einem Bericht der Tageszeitung „Österreich“ wurde die Eröffnung am Mittwoch aber ohne Angabe von Gründen verschoben.

Links: