Gefängnis scannt Fingerabdrücke von Häftlingen

In der Justizanstalt Wien-Josefstadt werden seit Ende Oktober die Fingerabdrücke von allen rund 1.200 Insassen bei jedem Ein- und Ausgang aus dem Gefängnis erfasst. Dies sei eine Maßnahme, weil im Jahr 2011 ein falscher Häftling entlassen wurde, hieß es.

Das Pilotprojekt zur Verhinderung von Verwechslungen soll, wenn es sich bewährt, in allen Haftanstalten in Österreich eingeführt werden, bestätigte Vollzugsdirektor Peter Prechtl einen Bericht der Gratiszeitung „Heute“.

In der Justizanstalt Josefstadt wurde laut Prechtl nach der Entlassung eines falschen Häftlings im Jahr 2011 mit verschiedenen Maßnahmen reagiert. Der Mann hatte mit einem anderen Insassen, der auf freien Fuß gesetzt werden sollte, die Identität getauscht. Der Fingerprint-Scan sei nun „technisch wahrscheinlich das Beste“, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern, sagte der Leiter der Vollzugsdirektion. Erst im Juni 2014 war ein Räuber der berüchtigten „Pink-Panther“-Bande in Oberösterreich zu früh entlassen worden. Damals handelte es sich allerdings um einen Irrtum bei der Dateneingabe - mehr dazu in Häftling vorzeitig entlassen: Daten werden geprüft.

Scan in Kooperation mit einer Sicherheitsfirma

Mit dem Fingerprint-Scanner werden nur Insassen erfasst, erläuterte Projektleiter Stefan Mersich auf APA-Anfrage. Die Anlage wurde demnach in Kooperation mit einer Sicherheitsfirma in Betrieb genommen, das Programm arbeitet mit einer internen Software zusammen und gleicht die Daten der Personen ab.

Zum Einsatz kommt das System bei allen Ein- und Austritten aus der Justizanstalt, also beispielsweise bei Freigängen, Entlassungen und auch Ausführung von Kranken zu Behandlungen oder Untersuchungen. Gescannt werden alle zehn Finger bis zur Handfläche. Damit sollen laut dem Projektleiter auch eineiige Zwillinge nicht mehr verwechselt werden können. Es sei in der Justizanstalt Josefstadt auch schon vorgekommen, dass Zwillingsbrüder gleichzeitig einsaßen.

Mersich zeigte sich zuversichtlich, dass das Pilotprojekt in den Regelbetrieb übergehen wird. „Die Anlage funktioniert jetzt schon sehr gut“ und sei eine Unterstützung für die Mitarbeiter. Die Dauer des Probezeitraums ist noch offen, bis etwa Anfang 2015 sollte sich aber zeigen, ob das System dauerhaft in der Justizanstalt Josefstadt und anderen Gefängnissen eingesetzt werden kann. Die Kosten für die Anlage liegen „im fünfstelligen Bereich“, so Mersich.

Projekt in Graz gestoppt

In der Justizanstalt Graz-Karlau wurde laut dem „Heute“-Bericht ebenfalls ein Pilotprojekt mit einem Scanner gestartet. Dabei wurden allerdings hausfremde Personen erfasst. Ein Handflächen-Scanner sollte den Zutritt von Besuchern und Lieferanten erleichtern, sagte der stellvertretende Leiter des Gefängnisses, Gerhard Derler, zur APA. Datenschützer hätten allerdings Bedenken angemeldet, daher sei der Probebetrieb am Mittwoch nach wenigen Tagen vorzeitig gestoppt worden. Nun soll die Datenschutzkommission prüfen.

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