Aufstand des Pflegepersonals im KAV

Nach den Ärzten protestiert nun auch das Pflegepersonal in den Wiener Gemeindespitälern gegen die Arbeitsbedingungen. Am Donnerstag fanden in ganz Wien Dienststellenversammlungen statt. Auch an Streik wird gedacht.

Hintergrund der Protestmaßnahme sind Verhandlungen zwischen Pflegepersonal und Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) über die Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung. Die Stadt Wien halte Versprechen nicht ein, die im Zuge der Arbeitszeitenänderung auch bei den Ärzten, gemacht worden seien, so Günter Wukovits, Personalvertreter im Wilhelminenspital gegenüber Radio Wien.

Dienststellenversammlung

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Dienststellenversammlung im Wilhelminenspital

Keine Entlastung

Das Pflegepersonal müsse nun auch ärztliche Tätigkeiten wie Blutabnahmen übernehmen, dafür sei es jedoch notwendig das Personal anderwertig zu entlasten: „Dass die Pflege auch Tätigkeiten abgeben kann, zum Beispiel an Pflegehilfen, an Serciveassistentinnen und -assistenten und an die Reinigung“, erklärte Wukovits. Das sei jedoch nicht passiert - die Stadt habe zwar Stationssekretärinnen geschaffen, diese würden jedoch hauptsächlich die Stationsleitungen bei administrativen Tätigkeiten entlasten, kritisierte der Personalvertreter.

Pflegepersonal will höheres Gehalt

Das Pflegepersonal fordert nun zum einen mehr Reinigungspersonal und mehr Serviceassistentinnen und -assistenten - und auch eine Aufbesserung des Gehalts für das Pflegepersonal, „aufgrund der zusätzlichen Tätigkeiten, der zusätzlichen Verantwortung“, so Wukovits. Beim Gehalt gebe es derzeit auch große Unterschiede zu anderen Bundesländern: Derzeit verdiene eine Pflegekraft etwa im Krankenhaus in Wiener Neustadt um 400 Euro mehr als beispielsweise im Wilhelminenspital.

Insgesamt 180 Millionen Euro mehr pro Jahr werden gefordert - für das Pflegepersonal und andere nichtärztliche Mitarbeiter: „Wenn man davon ausgeht, dass die Stadt Wien für rund 4.500 Ärzte 110 Millionen Euro zusätzlich in die Hand genommen hat, ist es bei weitem nicht überzogen, zu sagen: Für 27.000 andere Mitarbeiter braucht es ein Volumen von 180 Millionen Euro“, sagte Wukovits im Radio-Wien-Interview.

Streik vorstellbar

Die Dienststellenversammlungen sollten eine erste Protestmaßnahme sein, weil bei den Verhandlungen nichts weitergegangen sei. Streik „kann ich mir sehr gut vorstellen“, denkt der Personalvertreter weiter, „weil es einfach reicht! Man zuzelt die einzelnen Berufsgruppen richtig aus und gibt ihnen dafür keinen Ausgleich.“ Mehrere tausend Mitarbeiter würden dann auf die Straße gehen und wohl mehr Lärm machen als die wenigen hundert Ärzte, vor denen die Stadt Wien in die Knie gegangen sei, so Wukovits.

KAV weist Vorwürfe zurück

Der Krankenanstaltenverbund weist die Vorwürfe zurück: „Zur Entlastung von Ärzten und Pflegekräften haben wir knapp 150 neue Dienstposten für Stationssekretärinnen geschaffen“, so eine Sprecherin. „Die Gespräche zwischen Personalvertretung und KAV laufen noch. In der nächsten Zeit wird ein weiterer Verhandlungstermin stattfinden. Daher kann sich der KAV bzw. die Stadt Wien zu den finanziellen Forderungen zur Zeit auch nicht äußern“, heißt es. Der neue Verhandlungstermin soll noch im April stattfinden.

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