Cousin erstochen: Zeugen tauchten nicht auf

Ein Mordprozess hat in Wien am Mittwoch nach nur eineinhalb Stunden vertagt werden müssen. Ein Großteil der Zeugen war nicht erschienen. Ein 21-jähriger Mann wird beschuldigt, seinen Cousin erstochen zu haben.

Als Zeugen geladen waren die 25-jährige Lebensgefährtin des Angeklagten sowie dessen Verwandte. Sie erschienen jedoch nicht. Der Prozess wurde daher auf den 21. Dezember vertagt. Der angeklagte Slowake machte am Mittwoch vor Gericht nur wenige Angaben. Er konnte auch nicht sagen, ob er sich schuldig oder nicht schuldig bekennen werde. Der Polizei hatte er gesagt, er wollte den damals 23-Jährigen nur erschrecken, doch da sei er plötzlich ins Messer gelaufen.

Angeklagter vor Prozessbeginn

APA/Herbert Neubauer

Der Angeklagte vor Prozessbeginn

Messer mit 24-Zentimeter-Klinge

Zur Bluttat kam es laut Anklage am 5. Juli in der Wohnung der Lebensgefährtin in Wien-Brigittenau. Fünf Verwandte des Angeklagten waren am Tag davor nach Wien gereist. Sie bezogen allesamt Quartier in einer kleinen Wohnung. Unter ihnen war auch der getötete Cousin. Tags darauf kam es zwischen der Frau, einer Ungarin, und ihrem Lebensgefährten zum Streit, auch deshalb, weil der Slowake gerne die Dämpfe von Lösungsmitteln zur Berauschung inhalierte. Sie bat ihn zu gehen, doch dieser weigerte sich.

Laut Anklage soll der 21-Jährige der jungen Frau eine Ohrfeige verpasst haben, worauf sich sein Cousin einmischte und den Streit in der Küche schlichten wollte. Da griff sich der Beschuldigte ein Küchenmesser mit einer 24 Zentimeter langen Klinge und stach laut Gerichtsgutachter Nikolaus Klupp mit „erheblichem Kraftaufwand“ zu. Die Klinge verletzte das Herz des 23-Jährigen. Dieser taumelte noch in das Wohnzimmer, sagte „er hat mich gestochen“ und brach sterbend zusammen.

Zeugen sahen Angeklagten mit Messer flüchten

Nachbarn, die den Streit hörten, verständigten die Polizei. Auch die Mieterin selbst rief die Einsatzkräfte. Polizeilich dürfte bis dahin keiner der Beteiligten aufgefallen sein. Opfer und Täter waren in Österreich nicht gemeldet und gingen hier keiner Beschäftigung nach. Der Täter wurde jedenfalls von Zeugen dabei gesehen, wie er aus der Wohnung mit einem Messer in der Hand flüchtete. Er wurde wenig später festgenommen - mehr dazu in Cousin wollte Streit schlichten: Ermordet.

Der Slowake wuchs unter ärmlichen Verhältnissen - er hat noch zehn Geschwister, die den Eltern teilweise vom Jugendamt abgenommen wurden - in seiner Heimat auf. Im Alter von 15 Jahren beschloss er, für ein besseres Leben nach Österreich zu gehen. Einer geregelten Arbeit ging er allerdings nicht nach. Als er im Frühjahr die Ungarin kennenlernte, zog er sofort zu ihr und deren Kind in die Einzimmerwohnung in der Brigittenau.