Wiens letzte Öl-Klos werden saniert
Mit ihren schneckenartigen Eingängen gehören sie zu den Fossilen der städtischen WC-Anlagen. Bereits 1886 sei das erste der Wiener Pavillonpissoirs aufgestellt worden, erzählt Ulrike Volk von der MA 48: „Damals gab es in den Häusern, im Wohnraum, keine Toiletten. Das heißt, es war der Bedarf da, hygienische Standards zu setzen, und da war das eine innovative Lösung.“
Ölgemisch sollte Geruch verhindern
1910 gab es knapp 140 dieser stillen Örtchen in Wien. Betrieben wurden sie von der heimischen Firma Beetz mit einem speziellen Ölgemisch - ein Patent, das für Geruchslosigkeit sorgen sollte, sagt Peter Payer vom Technischen Museum, wo eine dieser Anlagen ausgestellt ist: „Das Ölsystem besteht aus zwei Teilen, aus den Schamwänden, auf denen Öl aufgetragen wird, die werden imprägniert und sind damit abstoßend. Der Urin wird abgestoßen, nach unten geleitet, und in den Ölsiphon wird der Urin quasi abgeführt.“ Das Auffangbecken der Anlage wird in weiterer Folge regelmäßig abgepumpt.
„Die Ölschicht wirkt wie ein Pfropfen geruchsmindernd und schließt damit die gefährlichen Stoffe ab.“ Beschwerden gab es jahrzehntelang trotzdem. Mittlerweile gebe es sie aber so gut wie nicht mehr, heißt es von der MA 48. Denn das alte Ölsystem sei in den vergangenen Jahren weiter verbessert worden, so Volk: „Eine Weiterentwicklung von Beetz, die hier statt dieser Öltrennschicht eine Membran hat. Das heißt, die Gerüche werden dadurch verringert oder sind nicht vorhanden.“
Neuer Anstrich für Öl-Klos
Die Öl-Klos sind mehr als 130 Jahre alt. Damals sei besonders wichtig gewesen, dass sie moralisch nicht anstößig sind, sagt ein Experte im „Wien heute“-Interview.
30.000 Euro pro Anlage
„Und natürlich ist Reinigung das Amen im Gebet“, so Volk. Einmal täglich würden die historischen Anlagen gereinigt. 30.000 Euro kostet die Renovierung pro Anlage. Bis Mitte kommenden Jahres sollen dann alle Pavillonpissoirs in Wien fertig saniert sein. Zu finden sind die Klos etwa am Rande des Auer-Welsbach-Parks im 15. Bezirk, auf dem Bischof-Faber-Platz in Währing und in der Nähe der U4-Station Hütteldorf am Anfang der Lilienberggasse.