Freier ausgeraubt: 16-köpfige Bande ausgeforscht
Die Ermittlungen kamen im Mai 2017 ins Rollen, als am Landstraßer Gürtel ein 78-Jähriger im Zuge einer Home-Invasion von drei Männern überfallen wurde. Dazu entfernten die Täter die Platte einer Holztüre und drangen in die Räumlichkeiten ein. Sie weckten den schlafenden Pensionisten und forderten Geld. Der Mann wurde bei dem Übergriff nicht verletzt. Mit geringer Beute traten die Männer die Flucht an.
Im Zuge der Ermittlungen konnte einer der Täter, ein 22-jähriger Slowake, im Juni 2017 in seiner Heimat festgenommen werden. Der junge Mann hinterließ Fingerabdrücke am Tatort in der Landstraße. Ein Abgleich zeigte, dass der 22-Jährige bei der Polizei bereits in Erscheinung getreten war und in der homosexuellen Stricherszene sein Geld verdiente. Im Juli wurde er nach Wien überstellt.
LPD Wien
Aus Scham gelogen
Den Wiener Ermittlern fiel auf, dass es rund um Schweizergarten häufiger zu Diebstählen, Einbrüchen und Überfällen gekommen war. Die Einvernahme einiger Opfer gestaltete sich jedoch sehr schwierig, da sie zuvor die Dienste der Sexarbeiter in Anspruch nahmen.
Aus Scham erzählten die 45 bis 80 Jahre alten Männer nicht die ganze Wahrheit, machten falsche Angaben bzw. zeigten einige Straftaten gar nicht erst an. Sie wurden nämlich von den Slowaken bedroht, dass sie als Homosexuelle geoutet werden und ihre Existenz zerstört wird, sollten sie zur Polizei gehen. Da die Slowaken auch nicht ihre echten Namen, sondern Szenenamen verwendeten, klaubten die Ermittler die Puzzleteilchen in monatelanger Arbeit zusammen.
Stricher erpressten Kunden
Im Schweizergarten trieb eine 16-köpfige Bande ihr Unwesen und lockte die männlichen Kunden in die Falle.
14 Verdächtige festgenommen
Bisher forschte die Polizei 16 verdächtige Männer im Alter von 17 bis 54 Jahren aus, die insgesamt 19 Straftaten begangen haben sollen. Neben der Home-Invasion im Mai überfielen sie einen 66-Jährigen, der sechs Wochen lang im Koma lag und seitdem ein Pflegefall ist, sagte Polizeisprecherin Irina Steirer.
Neben diesen zwei schweren Raubüberfällen gehen weitere zehn Überfälle auf das Konto der Bande. Ihnen werden zudem Diebstähle, Einbruchsdiebstähle, Hehlerei, Erpressung und Bildung einer kriminellen Vereinigung zur Last gelegt. Bei ihren Streifzügen haben die Slowaken insgesamt 5.500 Euro Beute gemacht.
14 Verdächtige wurden festgenommen. Zum Teil befanden sich einige mittlerweile wieder auf freiem Fuß.