„Kein Förderkonzept“ für junge Filmemacher
Die Initiative Cinema Next ist zum bereits 14. Mal auf Tour. Immer im Mai und Oktober, präsentiert die Nachwuchsinitiative jungen Film aus Österreich in Kurzfilmprogrammen. Es soll demonstrieren, wie viel Talent in Österreichs Filmnachwuchs steckt, erklärt Dominik Tschütscher, der die Initiative gemeinsam mit Katja Jäger leitet.
Vier Kurzfilme bestücken das neue Programm: Zum Beispiel „Von oben“, von Felix Krisai. Der 30 Minuten lange Film zeigt eine alleinlebende Frau. Sie wird von mysteriösen, nächtlichen Geräuschen aus einer leerstehenden Wohnung über ihr terrorisiert. Verdrängte Erinnerungen suchen die Frau heim. Sie werden immer aufdringlicher und intensiver, treiben die Dame in den Wahnsinn.
Cinema Next
„Wenige Personen entscheiden, wer unterkommt“
Filme wie dieser könnten von Cinema Next nicht präsentiert werden, wenn die Initiative kein Fördergeld bekäme. Für einzelne Projekte erhält sie laut Tschütscher im Schnitt 500 bis 40.000 Euro. Jährlich komme so ein Gesamtbudget von etwa 100.000 Euro zusammen: „Das ist gesund und nachhaltig. Wir zahlen auch Honorare an die Filmemacher, die Grafiker. Niemand soll ausgebeutet werden.“
Dennoch sei es alles andere als einfach, sich in Österreich als junger Filmemacher zu etablieren. „Es ist reine Glückssache, ob man in der Branche unterkommt oder nicht“, kritisiert Tschütscher und meint: „Es gibt kein bundesweites, systematisches Fördersystem für jungen Film. Das ist ein Riesenproblem. Wenige Personen entscheiden darüber, wer unterkommt und wer nicht.“
Cinema Next
Arbeitsgruppe erstellt Förderkonzept
Tschütscher sucht nach einer Lösung. Deshalb hat er vor einem Jahr eine Arbeitsgruppe mit jungen Produzenten gegründet. Sie soll ein Konzept erarbeiten, wie sinnvolle Nachwuchsförderung funktionieren könnte. „Jeder sagt, dass etwas unternommen gehört, aber niemand macht etwas. Die Branche ist leider festgefahren“, behauptet Tschütscher. In den nächsten drei bis vier Jahren soll die Arbeit seiner Gruppe fruchten. Er hofft, dass der „Regierungswechsel einen neuen Fokus bringt“.
Tschütscher sieht die gesamte Branche in der Verantwortung, Talente zu fördern: „Viele kritisieren sogar, dass die großen Förderungen immer an die gleichen Personen gehen.“ Er will das nicht bestätigen und betont, wie wichtig Aushängeschilder seien: „Aber klar, es muss auch was nachkommen können.“ Bundesweit wird der Film pro Jahr mit etwa 70 Millionen subventioniert.
Cinema Next
Cinema Next als Sprungbrett
Cinema Next soll ein erstes Sprungbrett für den Filmnachwuchs sein. Die Regisseure der Filme sind Ende 20 bis Mitte 30. Das Programm der Initiative hat keinen thematischen Schwerpunkt. Es werden Filme gezeigt, die von Außenstehenden empfohlen wurden, bei Bewerben bereits im Fokus standen oder an Cinema Next von den Jungregisseuren selbst herangetragen wurden. „Wir können nicht jeden Film zeigen. Das Programm soll in erster Linie anspruchsvoll sein“, sagt Tschütscher.
Veranstaltungshinweis
Cinema Next, am 16. Mai, Gartenbaukino (Parkring 12), Beginn um 21.00 Uhr, 6,00 Euro Eintritt.
So, wie bei der Vorstellung im Gartenbaukino: Neben dem düsteren „Von oben“ versucht im Kurzfilm „Am Himmel“ eine junge Frau, körperlichen Missbrauch zu verdrängen. Der Film von Magdalena Chmielewska feierte auf der Diagonale in Graz Premiere. Zwei experimentelle Arbeiten begleiten die beiden Spielfilme: Anne Zwieners halluzinatorischer Animationsfilm „Fragmented“ und Serafin Spitzers Musikvideo „Gimme“ zur Musik von 5K HD.
Links:
- Cinema-Next-Jubiläum mit Nachwuchsstars (wien.ORF.at)
- ORF-Studio als Science-Fiction-Raumschiff (wien.ORF.at)
- Cinema Next in Wien