Türkische Wähler kritisieren Schließungen

Bis 19. Juni können rund 100.000 Türken in ganz Österreich ihre Stimme bei der vorgezogenen Wahl in der Türkei abgeben. Vor dem Generalkonsulat in Wien-Hietzing war vor allem die Schließung von Moscheen ein Thema.

„Ohne einen Hintergrund einfach schließen finde ich nicht korrekt. Ich glaube nicht, dass es Hasspredigten gibt“, meinte ein Wähler gegenüber „Wien heute“ zu den angekündigten Moschee-Schließungen. Ein Wähler nannte die Schließungen „undemokratisch“, auf seine Wahlentscheidung habe das aber keine Auswirkungen gehabt. Von einer „richtigen Entscheidung“ sprach dagegen eine Wählerin, einen Einfluß auf die Wahlentscheidung würden die Ausweisungen aber nicht haben.

Die gleiche Ansicht äußerte ein weiterer Wähler: „Die Meinung wird sich nicht so schnell ändern, es wird keine Auswirkungen haben. Ich finde die Schließung nicht in Ordnung, aber auf einen Einfluß auf die Wahl wird es nicht haben.“

Vor Stimmabgabe für Türkei-Wahl im türkischen Generalkonsulat

ORF

Die Auswirkungen der Moschee-Schließungen auf die Türkei-Wahl sind offen

Moschee-Verein „geschockt“

Der Politikwissenschafter Thomas Schmidinger hatte am Freitag die Vorgangsweise der Bundesregierung kritisiert. Dass die Schließungen ausgerechnet zum Zeitpunkt der Türkei-Auslandswahl erfolgt, spiele Präsident Recep Tayyip Erdogan in die Hände - mehr dazu in Verbände weisen Kritik zurück (news.ORF.at) und ATIB: Imame aus Ausland finanziert.

Unter den von der Regierung geplanten Moschee-Schließungen ist auch jene der „Grauen Wölfe“ am Antonsplatz in Favoriten. Der Moschee-Verein „Nizam-i Alem“ weist Vorwürfe zurück und hat Einspruch gegen die Schließung eingelegt - mehr dazu in Moschee-Verein: „Wir sind geschockt“.

Wiener Türken wählen

Wegen der vorgezogenen Neuwahlen gibt es nun Warteschlangen vor dem türkischen Generalkonsulat in Hietzing.

Stimmabgabe in Wien, Salzburg und Bregenz

In Österreich leben rund 100.000 wahlberechtigte türkische Staatsbürger, die ihre Stimme vom 7. bis 19. Juni in den drei Generalkonsulaten in Wien, Salzburg und Bregenz abgeben können. Die Briefwahl ist nach dem türkischen Gesetz nicht möglich. Zur Präsidentschaftswahl sind sechs Kandidaten zugelassen, allen voran Amtsinhaber Erdogan. Wenn kein Kandidat in der ersten Runde die absolute Mehrheit erhält, findet zwei Wochen später eine Stichwahl statt.

Menschen vor türkischem Generalkonsulat in Wien

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In ganz Österreich sind rund 100.000 Menschen wahlberechtigt

Erdogan kann auf starke Zustimmung der Türken im Ausland hoffen: Bereits beim Referendum über die Einführung des von Erdogan angestrebten Präsidialsystems im April 2017 entfielen in Österreich mehr als 73 Prozent der Stimmen auf das Lager des Präsidenten - deutlich mehr als in der Türkei selbst.

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