Volksoper feiert 120 Jahre

Mit einem Konzert in der Volksoper feiert das Traditionshaus am Samstag sein 120-jähriges Bestehen. Neben der Feier soll im Jubiläumsjahr auch die Rolle des Opernhauses während des Zweiten Weltkriegs aufgearbeitet werden.

Die Angst vor der Oper sei auch heute noch nicht bei allen abgelegt, sagt Volksoperndirektor Robert Meyer. „Das Genre Oper hat irgendwie den Beigeschmack einer gewissen Elite, aber heutzutage geht man längst nicht mehr mit Smoking oder Abendkleid ins Theater.“

Meyer selbst betrat mit 15 Jahren das erste Mal ein Opernhaus, arbeitete dreißig Jahre lang als Schauspieler im Burgtheater und ist heute neben seiner Aufgabe als Direktor auch als Schauspieler und Regisseur an der Volksoper zu sehen.

Hemmschwelle abbauen

Das Fest zum 120-Jahre-Jubiläum der Volksoper sieht er als gute Möglichkeit, diese Hemmschwellen abzubauen. „Hier kann jeder kommen und in die Musik hineinschnuppern. Wir wollen die Leute neugierig machen. Es gibt keinen Grund, Angst vor Musiktheater zu haben“, so Meyer. „Das ist einfach Musik, man muss sie sich nur anhören, und dann kann man entscheiden, ob es einem gefällt. Musik ist nichts, was man studieren oder verstehen muss.“

Das Konzert am Samstag gibt einen Vorgeschmack auf die kommende Spielzeit und zeigt einige Highlights vergangener Produktionen. Geplant war ursprünglich eine Feier im Anne-Carlsson-Park. Zwar gibt es hier ab 16.00 Uhr Veranstaltungen - unter anderem treten ein Bläser-Ensemble und Kinderchor auf - das große Konzert wird aufgrund des Schlechtwetters jedoch in die Volksoper verlegt. Kostenlose Platzkarten gibt es am Infostand im Park sowie in der Volksoper.

Ab 20.00 Uhr beginnt das Konzert mit „O Fortuna“ aus den Carmina Burana. Auch Lieder aus den Produktionen „My Fair Lady“, „Gypsy“, „Porgy and Bess“ und der „Csardasfürstin“ werden gesungen. Mitglieder des Ensembles sind unter anderem Lukas Perman, Drew Sarich, Daniela Fally und Maria Happel.

Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges

Trotz des heutigen Fokus auf Oper, Operette, Musical und Ballett hat die Volksoper ihre Ursprünge im Sprechtheater. Nach dem zehnmonatigen Bau wurde die heutige Volksoper als Kaiserjubiläum-Stadttheater am 14. Dezember 1898 mit Heinrich von Kleists „Hermannsschlacht“ eröffnet.

Ansichtskarte huetige Volksoper 1904

Archiv Volksoper

Ansichtskarte des damaligen Kaiserjubiläum-Stadttheaters

Erst 1903 wurden auch die Oper und Operette integriert, seit 1907 trägt die Volksoper ihren heutigen Namen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zehn Jahre lang vom Ensemble der Staatsoper benutzt, da deren Gebäude vollständig zerbombt worden war.

Buch zeigt Geschichte von 20 jüdischen Mitarbeitern

Die Zeit während des Zweiten Weltkriegs möchte Meyer im Rahmen des Jubiläumsjahres aufarbeiten. Denn mit dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland wurden auch die Direktoren des Hauses ausgetauscht, viele Künstler wurden entlassen.

„Es gab damals sehr viele jüdische Künstler in dem Haus, auf der Bühne genauso wie im Orchester und auch unter den Dirigenten. Viele Librettisten und Komponisten von Operetten waren Juden, und ihre Werke wurden dann auch nicht mehr gespielt“, sagte Meyer. „Ich finde es wichtig, dass wir im Rahmen dieses Jubiläums auch auf die Zeit zwischen 1938 und 1945 schauen und die Geschichten der Opfer der NS-Zeit, die am Haus tätig waren, erzählen. “

Im Oktober erscheint deshalb das Buch „Ihre Dienste werden nicht mehr gewünscht“ von Marie-Theres Arnbom, in dem die Erlebnisse von 20 jüdischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Volksoper in dieser Zeit erzählt werden.

Melanie Gerges, wien.ORF.at

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