Brand in PAZ: Ein Häftling noch auf Intensivstation

Die sechs Schubhäftlinge, die am Samstag bei einem Brand in ihrer Zelle im Polizeianhaltezentrum (PAZ) am Hernalser Gürtel verletzt worden sind, befinden sich auf dem Weg der Besserung. Ein Mann befindet sich noch auf der Intensivstation.

Nach Angaben des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) vom Sonntag wurden vier Männer bereits aus dem Krankenhaus entlassen. Ein Mann befindet sich noch auf einer Intensivstation, ein weiterer auf einer Normalstation. In Lebensgefahr ist keiner der Schubhäftlinge mehr.

„Eine Art Protest“

Bisher liegt laut Polizeisprecher Paul Eidenberger nur die Aussage eines 31-jährigen Afghanen vor, der nach seiner Rettung „teilvernommen“ werden konnte. Dessen Angaben seien daher vorerst auch der einzige Anhaltspunkt, wonach die sechs Schubhäftlinge nicht, wie zunächst angenommen, kollektiv Selbstmord begehen, sondern laut dem Sprecher vielmehr „eine Art Protest“ setzen wollten.

Abgebranntes Zimmer

Landespolizeidirektion Wien

Die Männer hatten Matratzen und Bettzeug in Brand gesteckt

Demnach sollen die Schubhäftlinge - fünf Afghanen und ein Iraner - in der Nacht auf Samstag das Feuer in der Zelle gelegt haben und dann in den Waschraum gegangen sein. Bei diesem handelt es sich um einen an die Zelle angeschlossenen Nassraum mit eigener Tür. Vor diese legten sie nasse Handtücher, offenbar um zu verhindern, dass Rauchgase in den Nassraum eindrangen, und schlossen die Tür.

Schubhäftling holte Hilfe

Weil der Stoff den Spalt nicht wirklich abdichtete, lief einer der Schubhäftlinge später zur Zellentür, um Hilfe zu holen. Das dürfte jener Insasse gewesen sein, den Polizisten unmittelbar dahinter liegend gefunden und geborgen haben. Die anderen fünf rettete die Wiener Berufsfeuerwehr unter Atemschutz.

Rettungskräfte vor dem Polizeianhaltezentrum (PAZ) am Hernalser Gürtel

APA/Herbert P. Oczeret

Auch Einsatzkräfte erlitten Verletzungen

Beim Rettungseinsatz wurden auch vier Beamte verletzt. Drei Polizistinnen und ein männlicher Kollege waren betroffen. Die Berufsrettung Wien betreute überdies 14 weitere Schubhäftlinge aus anderen Zellen an Ort und Stelle wegen des Verdachts auf Rauchgasvergiftungen.

Die Männer hatten einen Brief unterzeichnet, in dem sie auf ihre Perspektivlosigkeit hinweisen. In dem auf Deutsch verfassten Schreiben ist von Unzufriedenheit mit dem System, mit den Lebensumständen in Österreich und von der bevorstehenden Abschiebung die Rede. Der Abschiebetermin war laut Polizei für zwei der Schubhäftlinge fixiert. Bei den anderen vier Männern habe es noch keinen konkreten Termin gegeben - mehr dazu in Schubhäftlinge legten Brand in Zelle (wien.ORF.at; 16.9.2018).