Schiele verlängert und „reloaded“

Jahresregent Egon Schiele, dessen 100. Todestag Ende Oktober ansteht, geht in die Verlängerung. Die Jubiläumsschau im Leopold Museum wird bis Mitte März verlängert und mit zeitgenössischen Werken ergänzt bzw. „reloaded“.

Die Kuratoren Verena Gamper und Diethard Leopold haben Werke von neun zeitgenössischen Künstlern ausgewählt, die sie mit zentralen Bildern oder ganzen Themenkomplexen von Schiele in einen Dialog treten lassen. Schon bisher habe man die im März eröffnete Ausstellung immer wieder adaptiert - nicht nur aus konservatorischen Gründen einiger Blätter, wie Direktor Hans-Peter Wipplinger erklärte. „Sondern auch, weil wir nicht unser ganzes Pulver in den ersten Monaten verschießen wollten.“

Beine und Brüste als Klischee

Nun begegnet man in den neun Themeninseln auch Persönlichkeiten wie Rudolf Polanszky, Elisabeth von Samsonow oder Tadashi Kawamata. „Wir sind sehr interessiert daran, die Schubladisierung aufzubrechen“, betonte Wipplinger angesichts dieser Gegenüberstellungen, für die dieser Begriff eigentlich zu kurz greift.

„Es entstehen letztlich wunderbare Silberfäden - mal sehr subtil, dann wieder provokativ.“ Letzteres sei etwa bei Sarah Lucas der Fall, deren Figur „Tracey“ die Frauenbilder Schieles geradezu konterkariert. Die sexuell aufgeladene Note wird bei ihrer Reduktion auf Beine und Brüste zum Klischee, das den objektifizierenden Blick entlarvt und zur Diskussion stellt.

Bei einem so gut erforschten und im Kunstgeschehen präsenten Künstler wie Schiele müsse man sich zwangsläufig die Frage stellen: „Was kann noch hinzugefügt werden? Wie kann ein frischer Blick gelingen?“ Als Antwort haben die Kuratoren eine „Injektion“ identifiziert, die „minimal invasiv“ vonstattengegangen sei.

Schiele Rabenlandschaft

Leopold Museum, Wien

Schieles „Rabenlandschaft“

Von „Krähe“ bis „Rabenlandschaft“

„Es ging uns dabei nicht um eine formal-ästhetische Nähe, sondern Positionen, die die jeweilige Thematik verstärken oder konturieren - auch durch Reibung“, so Gamper. Leopold verwies wiederum darauf, dass es bereits der dritte Dialog zwischen Werken Schieles und zeitgenössischen Künstlern im Haus ist. Auch diesmal sei „etwas hinzugekommen, das die Themen in unvorhergesehen Richtungen ausfaltet“.

Veranstaltungshinweis:

Egon Schiele - Die Jubiläumsschau reloaded", bis 10. März 2019 im Leopold Museum, Museumsplatz 1, 1070 Wien. Täglich von 10-18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr, dienstags geschlossen.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Triptychon von Maximilian Prüfer: Seine „Krähe“ zeigt sich als großformatige Erinnerung an das titelgebende Tier, von dem einerseits nur die Umrisse nachhallen, andererseits sich daran labende Fliegen und Larven ihre Spuren hinterlassen haben. Dem wurde Schieles „Rabenlandschaft“ beigestellt, womit sich Vergangenes und Künftiges die Hand geben. Die Selbstdarstellung des Malers greift wiederum Jürgen Klauke in seiner Bildserie „Self-Performance“ auf: In den 13 Exemplaren dieser Fotoarbeit spielt er mit Sexualität, Identität und Maskerade.

Prüfer Krähe

Sammlung Diethard Leopold

Maximilian Prüfers „Krähe“

Ein Monat geschlossen

All das lässt sich nun bis 10. März erkunden, abgesehen von einer kurzen Unterbrechung, muss das Leopold Museum von 5. November bis 5. Dezember doch aufgrund des MQ-Dachausbaus schließen - mehr dazu in „Libelle“ erweitert MQ um Dachterrasse.

Die Arbeiten an der frei zugänglichen Terrasse mit gläsernem Veranstaltungsraum, der auf den Namen „Libelle“ hört, nutzt man aber auch in den eigenen vier Wänden. Immerhin weise das Haus nach 17 Jahren und mehr als fünf Mio. Besuchern auch einige „Abnützungserscheinungen“ auf, so Wipplinger. Daher will man bei der Wiedereröffnung Anfang Dezember im wahrsten Sinne des Wortes in neuem Licht erstrahlen: Neben der Erneuerung der Lichtanlage und sicherheitstechnischen Adaptierungen wird zudem im Foyer-, Kassa- und Shopbereich Hand angelegt.

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