Finanzierung für Schoah-Denkmal fix

Nach dem Standort in Wien-Alsergrund ist nun auch die Finanzierung für eine Namensgedenkmauer für die 66.000 österreichischen Schoah-Opfer fix. Die Bundesregierung übernimmt fast die gesamten Errichtungskosten.

„Wir bekamen ein gewisses Interesse, aber auch Desinteresse. Man hat sich nicht beeilt, etwas zu tun“, fasste Initiator Kurt Tutter am Dienstag im Ö1-Abendjournal seine Bemühungen in den vergangenen Jahren zusammen. Die letzten bürokratischen Hürden sind nun aus dem Weg geräumt, nicht zuletzt, weil sich die Bundesregierung schon im März hinter das Projekt gestellt hat.

Der Bund übernimmt statt der geplanten 50 Prozent fast die gesamten Errichtungskosten bis zu 4,5 Millionen Euro, heißt es in dem Ministerratsbeschluss. „Wir haben uns im Bundeskanzleramt entschieden, die noch ausstehende Summe auch zu übernehmen, damit dieses Projekt endlich Wirklichkeit werden und nach fast 20 Jahren des Bemühens auch realisiert werden kann“, meinte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Nationalbank

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Das Denkmal soll vor der Nationalbank entstehen

Streit um Standort

Mit der Aufstockung des Bundes sind die angedachten Errichtungskosten zwischen 4,8 und 5,3 Mio. Euro nun fast zur Gänze gedeckt. Das Finanzierungskonzept von Tutters Verein sieht vor, dass Wien das Projekt mit 200.000 Euro unterstützt, die anderen Bundesländer mit je 50.000 Euro. Rund 200.000 Euro konnten privat aufgestellt werden.

Im Frühjahr hatte es verschiedene Vorschläge für den Standort der Gedenkmauer gegeben. Neben dem Schmerlingplatz wurde auch der Heldenplatz genannt - mehr dazu in Runder Tisch zu Schoah-Gedenkmauer und Streit um Denkmal für Schoah-Opfer.

Letztlich kam es zu einer Einigung auf den Platz vor der Nationalbank in Wien-Alsergrund. „Bürgermeister Ludwig hat uns den Standort Ostarrichi-Park im Oktober bestätigt“, meinte Tutter am Dienstag. Er hatte sich einen ruhigen, aber dennoch zentralen Ort gewünscht - mehr dazu in Neuer Standort für Schoah-Denkmal.

Schoah Gedenkmauer in Wien

Im Gedenken an ermordete Jüdinnen und Juden soll jetzt eine Gedenkmauer mit deren Namen errichtet werden.

Regierung über Beschluss erfreut

Erfreut zeigten sich sowohl die Bundesregierung als auch der Bundespräsident über den Ministerratsbeschluss. FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache sagte nach dem Ministerrat, dass die Mauer nun realisiert werden könne, sei „wundervoll“. Er begrüßte auch den Entschluss gerade im Gedenkjahr 2018. Es sei wichtig, ein würdiges Gedenken auch über das heurige Gedenkjahr hinaus möglich zu machen, unterstrich auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen wertet die Realisierung der Schoah-Gedenkmauer als wichtiges Zeichen im heurigen Gedenkjahr. „Aus vielen Gesprächen mit Überlebenden der Schoah weiß ich, wie wichtig ihnen und ihren Nachkommen die Erinnerung an die Schrecken von Nationalsozialismus, Krieg, Verfolgung und Holocaust ist“, so der Bundespräsident in einer Aussendung.

Stadt übernimmt Erhalt

Die Stadt Wien hat die in Aussicht gestellte Umsetzung wohlwollend zur Kenntnis genommen. „Die nunmehr erfolgte finanzielle Zusicherung seitens der Bundesregierung für die Realisierung dieses Gedenkprojekts wird von der Stadt Wien ausdrücklich begrüßt“, hieß es in einer kurzen schriftlichen Stellungnahme.

Im Büro von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler bekräftigte man die Bereitschaft, den Standort - angedacht ist der Ostarrichipark vor der Nationalbank - bereitzustellen sowie die In-Obhut-Nahme (also Erhalt, Pflege, Reinigung, Restaurierung) zu übernehmen: „Die dafür erforderlichen Kosten werden auch von der Stadt Wien getragen.“ Von einer Finanzierungsbeteiligung am Projekt selbst war vorerst keine Rede.

Drittes Mahnmal für Schoah-Opfer

„Ich bin froh, dass ein neues Denkmal, das an die umgebrachten Juden Österreichs erinnert, entstehen wird“, sagte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, am Mittwoch. Das Gedenken sei keine jüdische, sondern eine gesamtösterreichische Angelegenheit.

Zwar gebe es das Holocaust-Mahnmal am Judenplatz und auch die Gedenkstätte in der Synagoge in der Wiener Seitenstettengasse, wo die Namen der 66.000 Umgekommenen bereits verzeichnet seien. Doch wenn nun ein weiteres entstehe, das der breiten Bevölkerung zugänglich sei, dann sei dies „sicher eine Sache, mit der ich zufrieden bin“, so Deutsch.

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