Kirchenüberfall: Täter weiter flüchtig

Der Überfall auf eine Kirche in Floridsdorf am Donnerstag mit mehreren verletzten Ordensbrüdern ist noch ungeklärt. Die Polizei fahndet nach einem oder zwei unbekannten Tätern, die Opfer machten unterschiedliche Angaben.

Ob Racheakt oder Raubüberfall, derzeit will die Polizei nichts ausschließen. „Momentan konzentrieren sich die Beamten des Landeskriminalamts einerseits auf den Tatort selbst, hier werden akribisch Spuren genommen“, erklärte Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Zur Sicherung von DNA-Spuren und Fingerabdrücken war das Gotteshaus vorerst geschlossen. In weiterer Folge werden im Laufe des Tages auch die Opfer einvernommen. Laut Maierhofer kann sich das über mehrere Tage ziehen.

Opfer werden heute befragt

Von den Befragungen erhoffe man sich auch genaue Informationen und Personenbeschreibungen von dem oder den Tätern. „Wir wissen nicht hundertprozentig, ob es ein oder zwei waren“, so der Polizeisprecher. Erste Fahndungsmaßnahmen in der Nacht verliefen ergebnislos.

Unklar ist derzeit auch noch, ob wirklich etwas gestohlen wurde. Das sollen ebenfalls die Einvernahmen zeigen. Angeblich wurde im Pfarrhaus auch ein offener Safe entdeckt, aus dem eine Pistole vom Kaliber 9 Millimeter entwendet worden sein soll. Ein möglicher Racheakt könne derzeit aber genausowenig ausgeschlossen werden: „Das kann ein klassisches Raubdelikt sein, kann aber auch ein Delikt sein, das in Zusammenhang mit einem Täter-Opfer-Bekanntschaftsverhältnis steht“, so der Polizeisprecher.

Drei Geistliche aus Spital entlassen

Von den verletzten Ordensmännern konnten noch in der Nacht auf Freitag drei wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden, berichtete die Kathpress. „Der Orden ist in intensiver Zusammenarbeit mit der Polizei um Aufklärung bemüht“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Schulvereins „De La Salle“, Walter Kröner.

Kröner zeigte sich erleichtert, dass es zumindest drei Opfern bessern gehe. „Unsere Gedanken sind jetzt ganz bei den beiden schwer verletzten Mitbrüdern, und wir hoffen, dass sie bald wieder völlig gesund bei uns sein werden“, sagte er namens des Ordens.

Täter offenbar mit Eisenstange bewaffnet

Donnerstagnachmittag gegen 13.30 Uhr kam der mit einer Pistole bewaffnete Täter in die Kirche Maria Immaculata im Floridsdorfer Bezirksteil Strebersdorf in der Anton-Böck-Gasse und zwang den 68-jährigen Ordensbruder, sich auf den Boden zu legen. Der Geistliche wurde in weiterer Folge auch misshandelt und dabei schwer verletzt. Er erlitt Rissquetschwunden, Kopfverletzungen und vermutlich einen Armbruch. Laut Polizei hatte der Täter „diverse Werkzeuge“ bei sich, u.a. eine Eisenstange. Mehr Angaben wollte die Polizei aus kriminaltaktischen Gründen nicht machen.

Als weitere Angehörige der Ordensgemeinschaft in die Kirche kamen, wurden sie ebenfalls mit Schlägen traktiert und gezwungen, sich hinzulegen. Mit Schnüren, Kleidungsstücken und Kabelbindern wurden die Geistlichen gefesselt und stundenlang festgehalten. Ihnen wurden Blessuren an Kopf und Oberkörper zugefügt. Ein sechster Ordensbruder wurde in Büroräumlichkeiten angebunden - mehr dazu in Fünf Verletzte bei Überfall in Kirche.

Der Täter, der laut Beschreibung 1,80 Meter groß ist, dunkles Haar hat und Deutsch mit Akzent sprach, wurde das letzte Mal gegen 15.30 Uhr gesehen. Trotz Verletzungen und Knebelung konnte sich ein Ordensbruder befreien und um 16.16 Uhr die Polizei rufen. Fünf Minuten später trafen die Einsatzkräfte am Tatort ein. Rund ein Dutzend weitere Geistliche hielten sich in anderen Räumlichkeiten des Pfarrhauses auf. Ob sie von dem Überfall etwas mitbekommen haben, ist noch Gegenstand von Ermittlungen.

Großfahndung mit Hubschrauber

Sofort wurde das Areal großräumig abgesperrt. Die Kirche, das Pfarrhaus und das Gelände wurde von Beamten der Sondereinheit Wega durchsucht. Zeitgleich wurde eine Großfahndung ausgelöst, an der auch ein Hubschrauber beteiligt war. Insgesamt waren 120 Beamte im Einsatz. Die Wiener Berufsrettung hat mit dem Katastrophenzug die Versorgung der Verletzten übernommen. Von dem oder womöglich den Tätern fehlte allerdings jede Spur. Die Straßensperren wurden um 19.15 Uhr wieder aufgehoben.