Wienzeilen-Radweg: Umstrittene Verlängerung

Der Wiental-Radweg an der Linken Wienzeile wird deutlich verlängert. Die Stadt hat nun erste Details des umstrittenen Projekts präsentiert. Von vielen Seiten gibt es massive Kritik: Vom Bezirk, der Opposition und der Wirtschaft.

Das Grundkonzept des Radwegs steht nun fest. Die Route soll bis zur Nibelungengasse verlängert werden, also fast bis zum Ring. 60 Pkw-Parkplätze fallen dadurch weg. Bereits im vergangenen Sommer hatte es deshalb Kritik gegeben - Anrainer sprachen von „Parkplatzraub“ - mehr dazu in Ausbau des Wientalradwegs regt auf. Bisher endet die Strecke in der Köstlergasse. Biker, die stadteinwärts unterwegs sind, müssen einen Umweg fahren - wenn sie nicht verbotenerweise den Gehsteig benutzen wollen.

60 Parkplätze fallen weg

Im Rahmen eines „Planungsaudits“ hat die Stadt nun den derzeitigen Stand des Projekts vorgestellt. Dieser sei Diskussionsgrundlage für die weiteren Planungen, wie im Büro von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) betont wurde.

Es seien vier Varianten untersucht worden, hieß es. Letztendlich sei nur die Option in der Linken Wienzeile (also im Bezirk Mariahilf, Anm.) infrage gekommen, da hier keine Auto-Fahrstreifen entfallen würden, heißt es aus dem Vassilakou-Büro. Sehr wohl gilt dies aber für Parkplätze: Sie werden in dem Bereich deutlich reduziert. Für rund 60 Stellplätze plane man aber einen „großzügigen Ersatz“ in den umliegenden drei Parkgaragen. Dort soll ein neues Angebot speziell für Naschmarktbesucher geschaffen werden, wie betont wurde.

Radweg Wienzeile

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Gastronomen fürchten um ihre Schanigärten

Neue „Konfliktzone“

Vorgesehen ist laut derzeitigem Planungsstand ein Zweirichtungsradweg. Parken und Liefern soll in der Linken Wienzeile nach wie vor möglich sein. Zwischen Getreidemarkt und Schleifmühlbrücke würde der Park- und Lieferbereich gebäudeseitig liegen, zwischen Schleifmühlbrücke und Kettenbrücke dann auf der Seite des Naschmarkts. Der Taxistandplatz vor dem Theater an der Wien soll ebenfalls erhalten bleiben.

Der Lückenschluss des Radwegs entlang des Naschmarkts sorgt auch nach der heutigen Veröffentlichung für wenig Glücksgefühle beim Mariahilfer Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ). Er befürchtet bei der Umsetzung dieser Variante Konflikte und appellierte am Freitag, den Vorschlag noch einmal zu überdenken. „Ich bin keineswegs gegen einen Lückenschluss. Das ist prinzipiell schon eine sinnvolle Maßnahme“, wollte Rumelhart nicht missverstanden werden.

Durch einen Zweirichtungsradweg an der Linken Wienzeile werde aber eine neue „Konfliktzone“ geschaffen, prophezeite er. Denn der Nutzungsdruck sei jetzt schon hoch, führte der Vorsteher u.a. Autofahrer, Ladezonen, Touristen, Schanigärten, Taxistandplätze und Busstopps ins Treffen.

ÖVP und FPÖ orten „Autofahrerschikane“

„Hier ist vieles noch nicht fertig gedacht“, kritisierte er. Statt eines „Schnellschusses“ wünsche er sich von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) intensive Gespräche mit dem Bezirk, aber auch mit den ansässigen Wirtschaftstreibenden - Stichwort Schanigärten. Verhindern kann er das Projekt aber nicht, wie Rumelhart auf Nachfrage einräumte. Denn hierbei handle es sich um einen überregionalen Radweg, der Bezirk habe lediglich ein Anhörungsrecht.

Kritik gab es auch von der Opposition. ÖVP und FPÖ orteten eine „Autofahrer-Schikane“. „Der Verlust von 77 Parkplätzen am Naschmarkt (im Vassilakou-Büro spricht man von rund 60, Anm.) stellt eine Katastrophe für den ohnehin schon von drängender Parkplatznot geplagten 6. Bezirk dar“, ergänzte zudem der blaue Bezirksparteiobmann Leo Kohlbauer per Aussendung. Schanigärten würden ebenfalls der Radlobby geopfert.

Anders als SPÖ, FPÖ und ÖVP begrüßen die NEOS hingegen das Projekt. „Damit kann der Radweg endlich lückenlos geführt werden, ohne dass eine Fahrspur eingespart werden muss und der Fließverkehr gestört wird“, freute sich die pinke Verkehrssprecherin Bettina Emmerling am Freitag.

Offene Frage der Schanigärten

ÖVP-Bezirksobmann Gerhard Hammerer hielt fest: „Statt einer Verkehrspolitik mit dem gebotenen Hausverstand, die auf die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer Rücksicht nimmt, kommt einmal mehr die ideologische Brechstange zum Einsatz, um den Autofahrern den öffentlichen Raum schrittweise zu entziehen.“ Beide Parteien warfen Rumelhart zudem vor, „umgefallen“ zu sein.

Die Wirtschaftskammer zeigte sich ebenfalls skeptisch. „Es gibt zahlreiche offene Fragen. Was passiert etwa mit den Schanigärten, den Ladezonen, den Parkplätzen?“, so Handelsobmann Rainer Trefelik. Der Radweg dürfe nicht auf dem Rücken der Unternehmer gebaut werden und sei folglich abzulehnen.

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