Elizabeth T. Spira ist tot
Die gefeierte Fernsehmacherin verstarb im Alter von 76 Jahren nach langer Krankheit in Wien, wie ihre Familie am Samstag gegenüber dem ORF bestätigte. Elizabeth Toni Spira wurde am 24. Dezember 1942 in Glasgow geboren. Ihr Vater Leopold Spira, als Jude und Kommunist gleich doppelt gefährdet, war mit seiner Familie vor den Nazis geflohen und wurde nach seiner Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg in Frankreich und England zeitweilig als „feindlicher Ausländer“ interniert.
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Ihren ersten Vornamen (samt „z“) verdankt Elizabeth Toni Spira der englischen Königin, ihren zweiten dem Decknamen ihres Vaters in der Illegalität. 1946 kehrte die Familie nach Österreich zurück. Anschließend begann sie ein Studium der Publizistik an der Universität Wien, das sie mit dem Doktorgrad abschloss.
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Interview mit Elizabeth T. Spira
Elizabeth. T. Spira war am im Juli des Vorjahres bei Patrick Budgen im „Wien heute“-Studio zu Gast.
Journalistische Laufbahn seit 1972
Nach der Schulzeit studierte Spira in Wien Publizistik. 1972 begann Spira ihre journalistische Laufbahn beim Nachrichtenmagazin „profil“. 1973 wechselte sie als TV-Redakteurin zum ORF, wo sie von 1974 bis 1984 dem Redaktionsteam der Sendung „teleobjektiv“ angehörte.
Elizabeth T. Spira ist tot
Die Fernsehmacherin verstarb nach langer Krankheit in Wien.
Nach zehn Jahren beim „teleobjektiv“ kam der „Inlandsreport“. Gemeinsam mit dem Historiker Michael Mitterauer entwickelte Spira dann das „Alltagsgeschichte“-Konzept. Die Serie startete 1985, 1997 kam die TV-Partnervermittlung „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ dazu.
TV-Hinweis
ORF2 bringt am Samstag ab 22.55 Uhr zwei Folgen von Spiras „Alltagsgeschichte“, Montag um 21.10 Uhr ein Porträt von Spira, um 22.30 Uhr beschäftigt sich der „kulturMontag“ mit Spira.
„Wo ich Applaus bekomme, interessiert mich nicht“
Spira und ihr Kameramann Peter Kasperak wurden zu Quotengaranten. Dabei brauchte es viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Menschen, die vor der Kamera ihr Herz ausschütten. Die Verantwortung für Lacher von der falschen Seite, für jene, die ihre Sendungen als Freakshow sehen würden, wies Spira stets zurück: „Wo ich den Applaus bekomme, interessiert mich nicht“, sagte Spira einmal im ORF-„Kulturmontag“.
Würdigung von Van der Bellen, Kurz und Ludwig
Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte Spira als „große Chronistin der heimischen Gesellschaft und der einzelnen Menschen“. Spira hatte „einen schonungslosen Blick auf die österreichische Wirklichkeit, der immer von Respekt geprägt war“, so das Staatsoberhaupt auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Mit Elizabeth T. Spira ist eine große Chronistin der heimischen Gesellschaft und der einzelnen Menschen von uns gegangen. #Spira hatte einen schonungslosen Blick auf die österreichische Wirklichkeit, der immer von Respekt geprägt war. (vdb)
— A. Van der Bellen (@vanderbellen) 9. März 2019
„Mit Elizabeth T. Spira verlieren wir eine aufrechte Zuhörerin“, sagten Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. „Durch ihr aufmerksames Beobachten hat sie unsere Gesellschaft auf unverwechselbare Art gespiegelt. Ihre Reportagen haben uns amüsiert, erschrocken und nachdenklich gemacht“, so Wiens Bürgermeister und Kulturstadträtin weiter.
Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) meldete sich via Twitter. „Das Lebenswerk der österreichischen Journalistin Elizabeth T. Spira ist beeindruckend und beschreibt Österreichs Gesellschaft auf eine ganz besondere Art und Weise“, so Kurz. „Ihr Ableben ist ein großer Verlust – mein Beileid gilt vor allem auch ihrer Familie & ihren Freunden.“
Große Trauer im ORF
Der ORF trauert um Spira. „Mit Elizabeth T. Spira verlieren wir eine der renommiertesten ORF-Journalistinnen des Landes“, so ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. „Mit ihren einzigartigen ‚Liebesg’schichten und Heiratssachen‘ ist es ihr gelungen, ein Stück österreichische Alltagskultur zu schaffen, das seit mehr als 20 Jahren ein Fixpunkt im ORF-Programm ist - mehr dazu in news.ORF.at.