Essenszustellbranche im Umbruch

Wer zu Hause Essen bestellt, für den ändert sich momentan viel. Die Marken Foodora und UberEats verschwinden vom Wiener Markt. Es bleiben die Marktführer Lieferservice und Mjam. An den Arbeitsbedingungen der Zusteller gibt es Kritik.

UberEats ist in Wien nicht mehr aufrufbar. Die rund 600 Foodora-Fahrer legen ihre pinkfarbenen Jacken ab und ziehen dafür grüne an - sie firmieren ab April unter dem Namen Mjam Plus. Hinter den Radlerkulissen ändert sich wenig, beide Marken kommen aus demselben Haus: „Wir haben zwei starke Marken in Österreich, mit Mjam und Foodora. Wir haben uns die Frage gestellt, ob es nicht mehr Sinn macht, sich auf eine Marke zu fokussieren, weil es im Marketing einfacher ist“, sagte der Geschäftsführer von Mjam und Foodora, Artur Schreiber.

Ein Essenszusteller von Mjam und Foodora

ORF

Ab April wird Foodora komplett von Mjam ersetzt

Hart umkämpfter Markt

Für die Kunden ändert sich wenig, bestellen kann man weiterhin von der Foodora-Website oder über Mjam. Der Zustellermarkt ist hart umkämpft, das Unternehmen mit Konzernsitz in Berlin muss scharf kalkulieren, so Schreiber in „Wien heute“: „Der Markt ist extrem hart umkämpft. Das sieht man an UberEats. Uber ist ein Riesenkonzern und die ziehen sich zurück, weil sie an manchen stellen merken, dass es nicht funktioniert.“

Rasante Wechsel bei Essenszustellern

Uber-Eats hat den Wiener Markt aufgegeben, Foodora-Personal radelt künftig unter neuem Namen, der Markt ist umkämpft.

Das geht oft auch zu Lasten der Radkuriere. Der Soziologe Benjamin Herr hat ein Buch über deren Arbeitsbedingungen geschrieben. Er kritisiert, dass Unternehmen wie Foodora ihre Kosten und Risiken an die Fahrer auslagern würden. „Das sieht man vor allem daran, dass die Leute als Scheinselbstständige arbeiten. Also einem Kontrollregime unterworfen sind in der Plattform. Wann fahren sie, wo fahren sie hin? Sie müssen das Equipment tragen, das ist auch Gratiswerbung. Gleichzeitig sind sie in keinem Angestelltenverhältnis“, beschrieb Herr die Problematik im ZIB-Magazin.

Ein Essenszusteller von Mjam und Foodora

ORF

Die Unternehmen beschäftigen vor allem freie Mitarbeiter

Kein Anrecht auf Krankenstand

Sie hätten somit kein Anrecht auf Krankenstand oder bezahlten Urlaub. Die Gewerkschaft will bis Ende des Jahres einen Kollektivvertrag aushandeln. „Das für alle Unternehmen dieselben Rahmenbedingungen herrschen. Das heißt, nicht der billigste Wild-West-Anbieter beherrscht den Markt, sondern sie können sich alle auf ein Mindestniveau verlassen, das für alle gleichermaßen gilt“, sagte Thomas Moldaschl von der Gewerkschaft vida.

Für die Radler selbst soll es mehr Sicherheit geben, auch beim Gehalt. Als freier Dienstnehmer erhalten Foodorafahrer vier Euro pro Zustellung. Wie viele Aufträge sie in einer Schicht bekommen, hängt vom Algorithmus der App ab und vom Wetter, sagt Mohammed im ZIB-Magazin: „Wenn es kälter oder regnerisch ist, dann kommen mehr, weil die Leute zu Hause bleiben und bestellen.“ Im Februar hat Mohammed mehr als 200 Bestellungen ausgeliefert und damit knapp 800 Euro verdient. Die Sozialversicherung ist da schon abgezogen, die Steuer noch nicht.

Arbeitsbedingungen bei Foodora

Wie schaut es mit den Arbeitsbedingungen für Foodora-Fahrer aus? Kritiker sprechen von einem Hungerlohn für die Fahrer.

90 Prozent freie Dienstnehmer

Auch die Kosten für Smartphone, Fahrrad und Reparaturen trägt er selbst. „Es ist ein Geschäftsmodell, das nicht darauf aufgebaut ist, Leuten tatsächlich einen hohen Lohn zu zahlen“, sagte Herr. Ein Kollektivvertrag würde nur für angestellte Fahrer gelten, etwa 90 Prozent der Fahrer sind jedoch freie Dienstnehmer.

Links: