Wien-Kampagne in USA setzt auf „Digital Detox“

Digital Detox, die „digitale Entgiftung“, ist besonders in den USA en vogue. Der Wien-Tourismus lädt US-Amerikaner deshalb ein, Handys wegzustecken. Die Kampagne: Wien genießen, nicht taggen.

Mit Augenzwinkern griff der Wien-Tourismus mit der Kampagne unter dem Titel „Unhashtag Vienna“ im vergangenen Jahr in Deutschland und Großbritannien erstmals dieses Phänomen auf. „Wien ist seiner Zeit mindestens ein Jahrzehnt voraus“, schrieb eine britische Journalistin von inews, und nannte es eine mutige Kampagne, gerade weil Wien so Instagram-tauglich sei „mit seinen großen Palästen, überwältigenden Architektur, niedlichen Kaffeehäusern und Oldtimer-Straßenbahnen“.

Aufgrund des großen Erfolgs machen Wiens Touristiker jetzt den Schritt über den großen Teich und startet die weiterentwickelte Kampagne in New York und im Silicon Valley. Denn gerade in den USA sprießen Digital-Detox-Angebote wie Pilze aus dem Boden - etwa mit abgeschiedenen Urlaubsdestinationen, an denen man absolut unerreichbar ist.

Sehenswürdigkeiten rücken für Foto in Hintergrund

Aufgefordert wird quasi, sich Folgendes vorzustellen: Sie sitzen im Hafen von New York City. Über dem Wasser ragt eine neoklassizistische Kolossalstatue hervor, Weltkulturerbe aus dem 19. Jahrhundert. Die römische Göttin der Freiheit hält eine vergoldete Fackel in der einen und die amerikanische Unabhängigkeitserklärung in der anderen Hand.

Sie ist eines der bekanntesten Symbole der USA und nun stellen Sie sich vor, Sie sind so beschäftigt damit, das perfekte Foto mit der grünen Dame zu machen, sich vielleicht in Pose für das perfekte Selfie zu werfen, und dann einen Farbfilter drüber, sodass Sie das Ganze lediglich durch eine Kameralinse sehen, oder noch schlimmer, die Freiheitsstatue vielleicht mit sich selbst verdecken, um es dann später auf Social Media zu teilen. Wer heute die Welt sieht, möchte, dass die Welt einem dabei zusieht.

Überdimensionaler Hashtag

Wien genießen, lautet die Devise: „Enjoy Vienna - not #Vienna“. Von Ende April bis Ende Mai wird an öffentlichen Orten geworben. Die Kampagne ahmt Reisende nach, die mehr Wert auf die perfekte Pose als auf die kulturellen Dinge vor ihren Augen legen. Während im Hintergrund einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Wiens zu sehen sind, verdeckt ein großer, roter Hashtag in der Mitte des Bildes absichtlich die Sicht.

Die vier Schlüsselbilder der US-Kampagne sind: Selfies vor Gustav Klimts ikonischem Kuss, inszenierte Essenskompositionen in einem traditionellen Wiener Kaffeehaus (in Instagram-Lingo abschätzig auch „food porn“ genannt), ein Freund, der seine Freundin auf der Straße fotografiert und derselbe treue Freund, der sich verrenkt, um seine Freundin vor der Oper abzulichten.

Konkret werden Anzeigen in New Yorker U-Bahn- und Busstationen sowie auf Social-Media-Plattformen zu sehen sein. Es gibt 2D-Projektionen in der Nähe der New Yorker Hauptquartiere von Google und Facebook während im Silicon Valley Anzeigen im Stil des „Guerilla Marketing“ auf LED-Trucks projiziert werden. Fernerhin werden in den New Yorker U-Bahn-Stationen Promotoren unterwegs sein mit einem überdimensionalen Hashtag, um Passanten auf die Kampagne aufmerksam machen.

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