Schweine spazieren am Naschmarkt

Ein tierisches Performance-Projekt der „Vienna Art Week“ sorgt für heftige Reaktionen: Das Künstlerduo Matthias Mollner und Gerda Schorsch tanzt derzeit immer wieder mit Schweinen durch Wien. Ziel der Aktion ist mehr Offenheit gegenüber Nutztieren.

„Uns interessiert es, Dinge in den öffentlichen Raum zu bringen. Wir haben vergangenes Jahr einen Film mit Schweinen gedreht und das ist jetzt die Weiterführung dieses Projekts“, so Matthias Mollner gegenüber wien.ORF.at. Gemeinsam mit seiner Kollegin Gerda Schorsch führte er am Dienstag erstmals unter dem Motto „Die Unzähmbaren“ drei kleine Schweine aus dem Waldviertel auf dem Naschmarkt spazieren. Noch bis Ende der Woche sind die Performancekünstler mit und ohne Schweine in Wien unterwegs.

Schweine Vienna Art Week

ORF/Florian Kobler

Schweine aus dem Waldviertel erkunden Wien

Schweine als Performancekünstler

Warum gerade Schweine durch die Stadt geführt werden, erklärte Mollner so: „Das Schwein ist ein interessantes Tier. Auf der einen Seite ist es sehr negativ besetzt und kommt in vielen Schimpfwörtern vor, auf der anderen Seite ist das Fleisch hoch begehrt.“ Es handle sich außerdem um sehr intelligente und lernwillige Tiere, die bis zu einem gewissen Grad trainiert werden können. „Viele Menschen verbinden das Schwein nur noch mit einem Schnitzel und haben den Bezug zu Nutztieren verloren“, so Mollner.

TV-Hinweis

Wien heute geht mit den Schweinen am Mittwoch spazieren, eine Reportage sehen Sie in Wien heute, 19.00 Uhr, ORF2.

Bei den Performances gibt es eine bestimmte Rollenverteilung. „Ich und meine Partnerin Gerda Schorsch verkörperten Charaktere, genauso wie die Schweine.“ Auf der einen Seite werden die Schweine mit einer Leine geführt, auf der anderen Seite bestimmen Sie Weg und Tempo.

Zentrales Thema der Performance ist der „schweinische“ Körperkontakt. Dieser soll durch die Performances mit Improvisation, Tanz und theatraler Elemente auf das menschliche übertragen werden. „Man kann verschiedene Dinge hinein interpretieren. Es ist uns wichtig, das offen zu lassen. Wir zeigen Bilder und der Rest kann sich der Betrachter denken.“

Schweine Vienna Art Week

ORF/Florian Kobler

Schweine als Performance-Künstler

Kritik im Internet

Bereits vor den Performances gab es heftige Proteste und kritische Reaktionen in diversen Online-Foren. Mollner nimmt diese jedoch nicht ernst: „Das sind frustrierte Personen, die unter dem Schutz der Anonymität im Internet tiefe Kommentare posten, noch bevor etwas passiert ist. Es wird nach Stichwörtern wie Kunst geurteilt, die Kritiker haben meist weder Schweinestall noch Performances gesehen.“ Es zeige aber, so Mollner, ein interessantes Stimmungsbild der Gesellschaft.

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„Unser Ziel ist es, durch die Performance die Leute neugieriger und offener für verschiedene Dinge und den Umgang mit Tieren zu machen“, so Mollner. „Wir profitieren als Performer und Künstler genauso von den Schweinen. Wir sehen die Zielstrebigkeit, mit der sie in ihrer Umwelt herumlaufen. Von den Schweinen kann man auch sehr viel lernen, was Körperlichkeit und Beweglichkeit betrifft.“ Das sollte auch in der Performance zum Ausdruck gekommen sein.

Schweine Vienna Art Week

ORF/Florian Kobler

Das Zuhause der Schweine im „umraum stadtbureau“

Saustall im „Vienna Art Week“ - Büro

Das „umraum stadtbureau“ auf der linken Wienzeile wird inzwischen nicht nur als Headquarter und Produktionsraum für die „Vienna Art Week“ genützt, seit Anfang der Woche sind dort auch die drei kleinen Performance-Schweinchen eingezogen. Sie leben in einem extra eingerichteten Saustall und werden von den Künstlern versorgt und trainiert. Der provisorische Stall kann noch bis 20. November, jeweils am Nachmittag, besichtigt werden.

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