Mordprozess: Keine Geständnisse

Gegenseitige Beschuldigungen und keine Geständnisse hat es im Prozess um den Mord an einem 33-Jährigen beim Liesingbach gegeben. Der Staatsanwalt wirft beiden Angeklagten den Mord vor. Die Verhandlung ist auf April vertagt worden.

Die beiden angeklagten Slowaken im Alter von 31 und 22 Jahren schoben sich in der Verhandlung gegenseitig die Schuld zu. Der 31-Jährige will beobachtet haben, dass es bei dem Schlafplatz der Slowaken beim Liesingbach zu sexuellen Aktivitäten zwischen seinem Freund und dem Opfer gekommen ist. Darauf habe er das Lager verlassen.

Plötzlich sei der 22-Jährige aufgeregt zu ihm gekommen, er habe den 33-Jährigen „schlafend gestellt“, da dieser noch weitergehende Wünsche geäußert habe. Er habe zwar Blut gesehen, will aber nicht bemerkt haben, dass ein Messer im Spiel war oder dass der Mann im Sterben lag. Beim Wegtragen habe er geholfen, sagte er in seiner Einvernahme aus.

22-Jähriger wies Vorwürfe zurück

Ganz anders die Verantwortung des 22-Jährigen: Er sei keinesfalls homo- oder bisexuell veranlagt. Die Avancen des Opfers habe er mitbekommen, so habe ihn dieser in der U-Bahn am Oberschenkel gestreichelt und später auch an der Hand genommen. Dies sei ihm aber nicht recht gewesen. Am Schlafplatz wollte er einen Pullover anziehen, währenddessen habe der 31-Jährige plötzlich auf den Wiener eingestochen. Warum, das wisse er bis heute nicht.

In ihrem Heimatdorf in der Ostslowakei sind die beiden Beschuldigten Nachbarn. Dennoch haben sie eigenen Angaben zufolge nie über die Tat bzw. deren Gründe gesprochen. Der Jüngere gab an, sich vor dem Älteren gefürchtet zu haben. Dieser wiederum sah in dem 22-Jährigen keinen Freund mehr.

Die beiden Angeklagten im Prozess um den Mord an einem 33-jährigen Wiener im Liesingbach

APA/Herbert Neubauer

Die beiden Angeklagten belasten sich gegenseitig

Opfer starb durch zahlreiche Stiche

Die Leiche des 33-jährigen Wieners wies neun Stiche im Oberkörper sowie drei weitere im Rücken auf. Laut Gerichtsmediziner Johann Missliwetz wurden die Stiche mit großer Wucht geführt, einer davon durchtrennte sogar eine Rippe. Verwendet wurde ein einschneidiges, spitzes Messer mit einer Klingenlänge zwischen 16 und 18 Zentimetern, das unter anderem zweimal das Herz traf.

Das Opfer wies keinerlei Abwehrspuren auf und ist verblutet. Weil der Jüngere Linkshänder ist, stellte sein Verteidiger die Frage, ob man aus den Verletzungen darauf schließen könne, mit welcher Hand die Tat begangen wurde. „Ob der Täter Rechts-oder Linkshänder ist, kann man nur im Fernsehen bei CSI feststellen“, erklärte der Gutachter.

Beweisanträgen wurde stattgegeben

Nachdem zwei Beweisanträgen der Verteidigung stattgegeben worden war, ist die Verhandlung auf 24. April vertagt worden. Zwei Zeugen werden geladen, die gesehen haben, dass der jüngere Angeklagte angeblich mit dem späteren Opfer in der U-Bahn Küsse ausgetauscht hat. Damit will die Verteidigerin des älteren Beschuldigten nachweisen, dass es sehr wohl die später von ihrem Mandanten beobachteten sexuellen Kontakte gegeben hat.

Der Rechtsanwalt des 22-Jährigen beantragte wiederum die Beiziehung eines DNA-Sachverständigten. Dabei geht es um die Frage, ob bei einem Oralverkehr auf jeden Fall entsprechend verwertbare Spuren zu finden sein müssten. Dies war nämlich bei der entsprechenden Untersuchung nicht der Fall. Damit will der Jurist die Angaben des 31-Jährigen in Zweifel ziehen.

Zufällige Bekanntschaft am Karlsplatz

Die Angeklagten hatten das spätere Opfer am 28. Juni am Karlsplatz kennengelernt, wie ein Freund des 33-Jährigen sagte. Anderen Zeugen war der auffällig in indische Tracht gekleidete Wiener mit seinen Begleitern aufgefallen, unter anderem in der U-Bahn.

Nach der Tat war die Leiche vom Schlafplatz der beiden Slowaken zur Fundstelle geschleift worden. An der Leiche fand sich DNA des älteren Angeklagten. Beide Männer hatten in ihrem Heimatdorf mehrmals mit dem Handy des Opfers telefoniert und zwei geraubte Ringe in Bratislava in einer Pfandleihe versetzt.

Fundort der Leiche

APA/Schlager

Leiche wurde beim Liesingbach entdeckt

5.000 Euro Belohnung brachte heiße Spur

Der 33-Jährige war am Abend vor seinem Tod in der Innenstadt und auf dem Weg Richtung Liesing in U-Bahnstationen in Begleitung dreier Männer gesehen worden. Am Tatort wurden unter anderem Reste slowakischer Zeitungen gefunden, die laut Polizei vermuten ließen, dass es sich bei den Tätern um slowakische Bürger handle. Laut einem Zeugen hatten zudem slowakisch sprechende Männer die Nacht zuvor am Liesingbach verbracht.

Angehörige des Opfers lobten daraufhin 5.000 Euro für Hinweise aus, die zur Ausforschung der Täter führten. Aufgrund eines internationalen Haftbefehls wurden vergangenen September schließlich drei Verdächtige festgenommen.