Concordia wieder im eigenen Haus

Nach knapp zweijährigen Sanierungsarbeiten ist das Gebäude des Presseclubs Concordia in der Wiener Innenstadt wieder eröffnet worden. Der Presseclub hat seinen Sitz seit 1958 in dem Haus. Ein neues Stipendium wurde nach Egon Erwin Kisch benannt.

Die Kernsubstanz des Concordia-Hauses in der Bankgasse in der Wiener Innenstadt geht bis in das 15. Jahrhundert zurück, das einstige Palais Teuffenbach zählt zu den ältesten Gebäuden Wiens. Die Fassade, der Innenhof und das Dachgeschoß wurden saniert. „Es ist eigentlich unfassbar und heute kaum noch vorstellbar, in welchem dramatischen Zustand die Fassaden und der Innenhof des Gebäudes bis vor kurzem war“, resümierte der federführende Architekt Manfred Wehdorn bei einer Pressekonferenz.

Das Gebäude des Presseclubs Concordia in der Wiener Innenstadt

APA/Hans Klaus Techt

Um die Renovierung hatte es langwierige Streitigkeiten gegeben

BIG investierte fünf Millionen Euro

Die Eigentümerin des Gebäudes in der Bankgasse 8 / Schenkenstraße 5, die Bundes Immobilien Gesellschaft (BIG) hat in die Renovierung knapp fünf Millionen Euro investiert. Wehdorn bezeichnete die Renovierung als „bodenständig und vernünftig". Aufgrund des wirtschaftlichen Drucks habe hier"keine spektakuläre Sanierung stattgefunden und das halte ich für gut“.

Neben der Revitalisierung des Bestandes wurde vor allem das Dachgeschoß ausgebaut. Die hier entstandene neue Bürofläche ist bereits zum Großteil vermietet, teilte BIG-Geschäftsführer Hans-Peter Weiss mit. Durch die Sanierung können nun auch sämtliche Etagen des Gebäudes per Lift barrierefrei erreicht werden.

Um die Renovierung des Hauses hatte es langwierige Streitigkeiten gegeben, nachdem die BIG aufgrund der geringen Mieterlöse lange Zeit kaum Investitionen getätigt hatte. Der Presseclub hatte seinerseits jahrelang auf die notwendige Sanierung des Hauses gedrängt und seine eigenen Räumlichkeiten im Jahr 1995 renoviert.

Entschädigung für Schädigungen durch NS-Regime

Die historischen Räume in der Bankgasse dienen dem 1859 gegründeten Presseclub Concordia bereits seit 1958 als Herberge. Sie wurden der Vereinigung als Teil-Wiedergutmachung für die Schädigungen des Presseclubs durch das NS-Regime vom damaligen Bundeskanzler Julius Raab zur Verfügung gestellt und zwar für einen - für heutige Verhältnisse geringen - Nachkriegs-Mietzins.

Zusätzlich wurde das Gebäude damals von der Bundesregierung renoviert und mit goldenen Lettern versehen, die bis heute die Aufschrift über der Einfahrt „Concordia Haus“ zieren.

Neues Stipendium nach Kisch benannt

Nach dem „rasenden Reporter“ Egon Erwin Kisch hat die Concordia ein neues Stipendium für Qualitätsjournalismus benannt - auch wenn Kisch selbst nie Mitglied des Presseclubs war, wie Concordia-Generalsekretärin Astrid Zimmermann einräumte.

Dotiert ist das Stipendium mit 20.000 Euro, mit denen investigative Rechercheprojekte finanziert werden sollen. Um das Stipendium bewerben können sich Jounalistikstudenten, Jungredakteure und freie Journalisten aus den Bereichen Print, Online, Hörfunk und TV. Begleitet werden die Stipendiaten von erfahrenen Journalisten, die ihnen als Mentoren bei der Arbeit zur Seite stehen. Voraussetzung ist ein ausführliches Themen-Exposé, ein genauer Recherche-, Kosten-und Zeitplan sowie ein tabellarischer Lebenslauf.

In der Vorwoche sind im Parlament die Concordia-Preise vergeben worden. In der Kategorie Pressefreiheit wurden jene ZiB-Redakteurinnen und Redakteure ausgezeichnet, „die den Mut fanden, in einem Unternehmen, das immer wieder Versuchen der Politik ausgesetzt ist, Einfluss zu nehmen, ihr Recht auf freie Meinungsäußerungen wahrzunehmen und ihren Protest öffentlich zu machen“, wie es in der Begründung hieß. Für ihr Lebenswerk wurden Otto Schönherr und Agnes Heller geehrt, den Publizistikpreis in der Kategorie Menschenrechte erhielt Nina Horaczek.

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