AUA: Malanik geht vorzeitig

AUA-Vorstand Peter Malanik geht sofort, 250 Mitarbeiter werden laut Betriebsrat die Fluglinie wegen des Übergangs auf die Tyrolean verlassen. Von 17 Betriebsräten bleiben 15, so wird laut Obmann Karl Minhard ein Kollaps vermieden.

Nun ist auch der letzte AUA-Vorstand aus der Zeit vor der Übernahme durch die Lufthansa gegangen. 27 Jahre lang war Peter Malanik in der AUA tätig, seit 2008 als Vorstand. Er schied mit sofortiger Wirkung „in beiderseitigem Einvernehmen“ aus, wie die AUA am Freitag mitteilte.

Seine Aufgaben übernahmen der seit Ende vergangenen Jahres amtierende AUA-Chef Jaan Albrecht und der neue Vorstand Karsten Benz. Dass ihm die Lufthansa im Streit um das Sparpaket einen Kuschelkurs mit Gewerkschaftern zur Last legen würde, wurde dementiert - ebenso wie Gerüchte über einen Wechsel des 50-Jährigen zur Voest. Das Mandat von Peter Malanik, dem letzten Österreicher im AUA-Vorstand, wäre mit Jahresende ausgelaufen - mehr dazu in AUA: Abgänge im Management.

Peter Malanik und Jaan Albrecht

APA/HERBERT NEUBAUER

Die Aufgaben von Peter Malanik werden von Jaan Albrecht übernommen

250 Bordmitarbeiter gehen

AUA-Bordbetriebsratsobmann Karl Minhard hat seinen Verbleib am Freitag bei einer Betriebsversammlung bekanntgegeben, zwei Piloten aus dem Betriebsrat werden das Unternehmen verlassen. Minhard sprach von einem Signal für andere Piloten: „Wären wir gegangen, wäre der Kollaps perfekt gewesen.“ Man habe damit Augenmaß bewiesen. Jetzt will er Signale vom Vorstand.

Mit Stand vom Donnerstag werden 80 Piloten und 170 Flugbegleiterinnen das Unternehmen verlassen. 43 der 80 Piloten hatten schon davor einvernehmlich den Abschied bekanntgegeben. Vom Zwangsumstieg des Flugbetriebs auf die Tochter Tyrolean sind nach AUA-Angaben (Stand Ende April) knapp 600 AUA-Piloten und rund 1.500 Flugbegleiterinnen betroffen. Sie werden als Neueintretende in der Tyrolean behandelt. Bei Tyrolean sind derzeit 440 Piloten und 500 Flugbegleiterinnen angestellt.

Bisher laufen sechs Klagen gegen den Zwangsumstieg, nächste Woche geht die Gewerkschaft zum Obersten Gerichtshof (OGH). Den Betriebsübergang selbst wertet Minhard als „Schwachsinn“, den er immer noch wegverhandeln will, wie er schon vor der Versammlung betont hatte - mehr dazu in AUA-Betriebsrat hofft auf Gespräche.

AUA-Bordbetriebsrats-Obmann Karl Minhard bei einer Betriebsversammlung am Flughafen Wien-Schwechat

APA/Herbert Neubauer

Betriebsrats-Obmann Karl Minhard will weiter kämpfen

Emotionale Abschiede von Mitarbeitern

Die Stimmung der Teilnehmer war beim Eintreffen zur Versammlung am Freitagvormittag gedämpft, anders als bei ähnlichen Versammlungen der letzten Wochen und Monate. Auch waren merklich weniger Bord-Crewangestellte erschienen. Trotz langer sachlicher Debatten um offene Rechtsfragen beim vom Vorstand verfügten Betriebsübergang auf Tyrolean kam es bei der Versammlung zu emotionalen Auftritten. Eine langjährige Flugbegleiterin verabschiedete sich unter Tränen von allen. Sie könne so nicht mehr weiter.

Ein altgedienter AUA-Pilot sah sich durch den Personalkostensparkurs aus der Firma gedrängt. Es gehe ja nicht nur um Einbußen durch wegfallende Gehaltsbestandteile wie Vorrückungen. Durch die längeren Arbeitszeiten ab Sommer würde er umgelegt auf die Stunden fast die Hälfte weniger herauskriegen, begründete er seinen Abschied.

AUA-Bordpersonal vor einer Betriebsversammlung am Flughafen Wien-Schwechat

APA/Herbert Neubauer

Der Weg vieler AUA-Mitarbeiter führt vom Unternehmen weg

Mehrere Flüge gestrichen

13 Flüge hoben wegen der Betriebsversammlung um ein paar Stunden später ab, darunter die Vormittags-Langstrecken (New York, Washington und Toronto). Viele Passagiere kamen entsprechend später zum Flughafen, der Unmut hielt sich in Grenzen. Vier Flüge (je zwei nach Stuttgart und Bagdad) hat die AUA schon gestern vorsorglich gestrichen.

Für das verkehrsreiche Pfingstwochenende hat die AUA vorgesorgt. Sollten sich zu viele Piloten „unfit to fly“ melden und kein Ersatz aus der eigenen Gruppe aufzutreiben sein, stünden Lufthansa und Swiss bereit, Europastrecken zu übernehmen. Ob dieser Einsatzplan aktiviert werden muss, ist offen.

Am Freitag ging die AUA davon aus, dass „99 Prozent oder mehr“ der rund 400 Flüge pro Tag zu Pfingsten stattfinden werden. Trotzdem wird nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere Flug „aus operationellen Gründen“ gestrichen werden muss. Wer also an dem Wochenende mit Austrian fliegt, sollte sich auf jeden Fall vorher informieren.

Verunsicherung auch im Management?

Die Verunsicherung unter den Kollegen des fliegenden Personals sei groß, sagte Boden-Betriebsratschef Alfred Junghans zur APA. Er war als Gast bei dem Treffen der Bord-Crews dabei. Er vermutet, dass die Verunsicherung in der Chefetage der AUA ähnlich groß ist, auch wenn das dort nicht zugegeben werde.

Junghans glaubt, wie seine Bord-Betriebsratskollegen, dass der vom Management per 1. Juli betriebene Betriebsübergang des AUA-Flugbetriebs auf die billiger operierende Regionaltochter Tyrolean teurer kommt als es Verhandlungslösungen gewesen wären.

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