Kritik an Bestellung von neuer AMS-Leiterin

Petra Draxl wird Leiterin des Arbeitsmarktservice Wien (AMS). Damit setzte sich die im Auswahlverfahren auf Platz drei gereihte Kandidatin durch. Die Wirtschaftskammer übt Kritik, die an erster Stelle gereihte Ingrid Friehs will klagen.

Von einem Personalberater war die derzeitige AMS-Stellvertreterin Inge Friehs im Mai unter den Kandidaten an die erste Stelle gesetzt worden, auf Platz zwei war Gernot Mitter, Abteilungsleiter in der Arbeiterkammer Wien. Auf den dritten Platz setzte das Unternehmen die 50-jährige Petra Draxl, derzeit Abteilungsleiterin des Europäischen Sozialfonds im Sozialministerium.

Petra Draxl

APA/BMASK/Thomas Topf

Petra Draxl

Als Nachfolgerin von Claudia Finster hat sich Sozialminister Hundstorfer (SPÖ) nun dennoch für Petra Draxl entschieden. Friehs verliert aber auch ihre Stellvertreter-Position, da diese Anfang Juni mit Winfried Göschl besetzt wurde.

Friehs will gegen Entscheidung klagen

Friehs will gegen die Entscheidung klagen, sobald ihr diese offiziell mitgeteilt wurde. Das berichtete ein Sprecher des Wiener Arbeitsmarktservice (AMS) am Donnerstag. Derzeit wisse Friehs nur aus den Medien, dass sich Sozialminister Hundstorfer für Petra Draxl entschieden habe.

Sollte die Entscheidung bestätigt werden, werde die derzeitige Stellvertreterin „alle rechtlichen Möglichkeiten“ wahrnehmen. Sie hätte, da sie Bestgereihte war, laut Stellenausschreibungsgesetz zum Zug kommen müssen, hieß es.

Lange Diskussion um Führung

Der Verwaltungsrat des AMS hatte sich trotz der Reihung des Personalberaters zunächst nicht auf eine neue Geschäftsführung geeinigt und die Entscheidung vertagt. Da es auch nach einer Nachfrist bis 22. Juni zu keinem Beschluss kam, musste Sozialminister Hundstorfer die Entscheidung treffen. Im Verwaltungssenat sind unter anderem Gewerkschaften, Arbeiterkammer, Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer vertreten.

Wirtschaftskammer für beste Bewerberin

Die Wirtschaftskammer kritisierte die Entscheidung für Draxl am Donnerstag, ein Sprecher vermutete „parteipolitischen Postenschacher“. Ein Sprecher von Sozialminister Hundstorfer wies das zurück - Hundstorfer sei ein Dreier-Vorschlag für die Nachfolge der Geschäftsführung übermittelt worden.

„In den Unterlagen des Ministers fand sich keine Reihung“, so der Sprecher. Parteipolitik habe bei der Entscheidung „überhaupt keine Rolle“ gespielt. Hundstorfer halte Draxl für die qualifizierteste Nachfolgerin in der Geschäftsführung.

Die Wirtschaftskammer hatte gefordert, die bestqualifizierte Kandidatin in die AMS-Geschäftsführung zu wählen. „Von diesem Prinzip der Handschlagfestigkeit sollten auch spezifische Interessen der Stadt Wien nicht ablenken“, hieß es.

Leitl lud Hundstorfer aus

Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl meinte, die beste Qualifikation müsse „Vorrang haben vor Parteibuchwirtschaft. In diesem Fall kämpfe ich aber auch gegen Vernaderung und dagegen, Menschen einzuschüchtern und sie aus dem Verfahren hinaus zu bugsieren. Ich bin gegen unmenschliche Diskreditierung.“

Wegen seiner Entscheidung wurde Hundstorfer von Leitl bei einer Veranstaltung ausgeladen. „Ich habe Bundesminister Rudolf Hundstorfer eingeladen, der Einladung zum Festvortrag beim Wirtschaftsparlament der WKÖ nicht nachzukommen“, meinte Leitl am Donnerstag, in einer Erklärung zu Beginn des Wirtschaftsparlaments.

Die Wiener Wirtschaftskammer-Präsidentin Brigitte Jank sprach von einem „Kniefall Hundstorfers vor der Stadt Wien, die mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds eine Parallelstruktur zum AMS aufgebaut hat“. Der Minister setze die Zukunft des Wiener Arbeitsmarkts „leichtfertig aufs Spiel, anstatt die Bedürfnisse und Anliegen der Arbeitssuchenden, der Arbeitnehmer und der Wirtschaft in den Vordergrund zu stellen und den besten Kandidaten zu unterstützen“.

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