ELGA-Diskussion setzt sich fort

Die besonders in Wien sehr intensive Diskussion um die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) setzt sich fort. Nach dem Start einer Kampagne der Ärztekammer spricht die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz von Panikmache. ELGA sei ein wichtiger Schritt für mehr Sicherheit.

„Es ist unerträglich, wie man mit der Feststellung, dass es 100.000 Zugriffsberechtigte geben wird, kranken Menschen Angst einjagen will“, sagte Pilz. Sie forderte die Ärzte auf, die „Desinformationskampagne“ zu stoppen und zur Sachlichkeit zurückzukehren. Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres wisse „ganz genau, dass der Zugriff auf die Daten der einzelnen Patienten penibel geregelt und extrem eingeschränkt ist“.

Man nehme aber offenbar gerne in Kauf, dass die Wienerinnen und Wiener nun nach Lektüre des Flugblatts befürchten, tausende Unberechtigte würden ungehindert in persönlichen Krankengeschichten stöbern. Es sei klar, dass der lückenlose Datenschutz der Gesundheitsakte sichergestellt werden müsse. ELGA sei ein wichtiger Schritt zu mehr Sicherheit. Für chronisch Kranke sei die Verfügung über eine für sie selbst leicht zugängliche elektronische Krankengeschichte von hohem Wert.

Steinhart-Vergleich mit Justizskandal

Hingegen warnte am Freitag der stv. Präsident der Ärztekammer für Wien, Johannes Steinhart, erneut vor möglichen Sicherheitslücken bei ELGA. Dafür nahm er einen Datenmissbrauchsskandal als Beispiel, bei dem die Daten von rund 700.000 Österreichern über ihre Kreditwürdigkeit gestohlen und anschließend weiterverkauft worden sein sollen - mehr dazu in Skandal wächst sich aus (ORF.at).

Dieser Skandal mache deutlich, „dass sich für besonders heikle Daten immer Interessenten finden, die auch nicht davor zurückschrecken, sich strafbar zu machen“, so Steinhart. Er gibt sich mit den Versicherungen des Gesundheitsministeriums nicht zufrieden, dass ein eventueller Missbrauch aufgrund der Zugriffsdokumentation verfolgbar sein werde. Wenn einmal ein illegaler Zugriff erfolgt sei, sei es zu spät.

Kampagne der Ärztekammer gestartet

Die Wiener Ärztekammer startete dieser Tage eine Kampagne unter dem Titel „ELGA? - So nicht!“. Patienten werden in Arztpraxen informiert und können gegen das geplante Projekt unterschreiben - mehr dazu in Ärztekammer: Plakate gegen ELGA.