Minhard tritt als AUA-Betriebsrat an

AUA-Bord-Betriebsratschef Karl Minhard kandidiert wieder für den Betriebsrat, wenn Mitte Oktober die neue Vertretung gewählt wird. Für das Management fand er nur wenig freundliche Worte und sprach von „fieser Lufthansa-Freude“.

Vergangene Woche hat die weiter mit Verlusten kämpfende AUA mit einem Halbjahres-Gewinn überrascht. Dass die AUA per Ende Juni 135 Mio. Euro an Sonderertrag in ihrer Zwischenbilanz verbuchte, lag am umstrittenen Betriebsübergang. Mit der Übertragung des AUA-Flugbetriebs auf die billiger operierende Tyrolean wechselten die AUA-Piloten von Leistungs- auf Beitragspensionen. Auch so hohe Abfertigungen fallen künftig nicht mehr an.

Bilanzaufbesserung auf Kosten der Pensionen?

Die Gewerkschaft tobte bereits letzte Woche gegen einen „Pensionsraub“, die vida führte laufende Klagen gegen arbeitsrechtliche Verschlechterungen ins Treffen - mehr dazu in AUA-Bilanz lässt Wogen hochgehen.

„Das Ärgste ist, dass sich die Lufthansa jetzt darüber freut, ihre Bilanz dank unserer Pensionskassen-Ausräumung verbessert zu haben“, so Minhard. Deshalb werde er die AUA jetzt auch wegen des bilanzverbessernden Vorgriffs auf künftig geringere Pensions- und Abfertigungspflichten klagen.

Minhard sieht sich als Betriebsrats-Chef

Minhard sitzt seit dem Flugbetriebsübergang dem gemeinsamen Bord-Betriebsrat von Austrian und Tyrolean vor, dessen Konstituierung Anfang Juli vom AUA-Management allerdings nicht anerkannt wurde. Minhard wird von der AUA in jüngeren Publikationen und auf der Konzernhomepage nicht mehr als Aufsichtsrat geführt. Minhard selbst sieht das anders und habe habe „auf jeden Fall vor“, wieder für den Betriebsrat zu kandidieren. Er sei an einem vernünftigen Arbeitsklima interessiert, wirft der AUA-Spitze unter Jaan Albrecht allerdings weiter vor, das Gesetz zu biegen.

AUA-Bordbetriebsratschef Karl Minhard bei einer Pressekonferenz

APA/Hans Klaus Techt

Scharfe Kritik von Minhard am Management

Dass der Flugbetrieb „wie ein Schweizer Uhrwerk“ funktioniere, wie Albrecht das sagte, liegt für Minhard nur am Arbeitseinsatz der bestehenden und früheren Crewmitglieder: „Wenn wir nicht den Freelancern zugestimmt hätten, wären die auch nicht geflogen. Albrecht kann sich bedanken, dass sie das gemeinsam tun, um das Unternehmen zu retten.“

Flexibiliät „rettet“ AUA

Nach dem vorzeitigen Abgang von 110 AUA-Piloten, die den umstrittenen Betriebsübergang auf Tyrolean nicht mitmachen wollten, hat die AUA jetzt über den Sommer nicht nur Ersatzmaschinen samt Crews aus dem Lufthansa-Konzern angemietet, um drohende Flugausfälle zu vermeiden. Sie setzt auch befristet freiberufliche frühere Austrian-Piloten ein. „Alle sind flexibel, weil sie die Firma retten wollen“, so Minhard. Er sprach heute von rund 40 Freelancern.

Deshalb verwahrt er sich dagegen, dass nach den zahlreichen Vorwürfen wegen eines Ausweich-Flugs nach Bratislava Samstagnacht jetzt plötzlich die Crews über bleiben sollen. Den Crews könne man keinen Vorwurf machen. Falsche Entscheidungen seien der Führungsmannschaft in Wien anzulasten. Ein Flieger aus Teneriffa konnte wegen Unwetters in Wien nicht landen und flog in der Nacht Bratislava an, wo die Fluggäste stundenlang ohne Infos festsaßen und sich die Heimfahrt selber organisieren mussten - mehr dazu in AUA-Entschuldigung nach Chaosflug.

„Das kann sich der Vorstand an die Fahnen heften“, sagte Minhard. „Es wird gespart, gespart, gespart, es traut sich kaum noch wer Entscheidungen treffen, weil es Geld kosten könnte.“

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