U1-Ausbau bringt Krise in Geschäften

Wegen der Bauarbeiten für die Verlängerung der U1 Richtung Oberlaa klagen Geschäftsleute in Wien-Favoriten über starke Umsatzeinbrüche. Einige sperren sogar zu, weil wegen der Baustelle seit dem Frühjahr die Kunden wegbleiben.

Zwischen Reumannplatz und Verteilerkreis ist die Favoritenstraße großteils eine U-Bahn-Baustelle. Die Durchfahrt für Autos ist gesperrt, die Gehsteige sind durch Baustellenzäune abgetrennt, nur die Straßenbahn fährt weiter. Die Umsatzeinbußen sind den Geschäftsleuten bei der Trostraße zufolge beträchtlich und machen bis zu 80 Prozent aus.

„Dass es so schlimm wird, damit haben wir nicht gerechnet“, meinte etwa die Textilhändlerin Verena Neubauer in einem „Radio Wien-Interview“. Ihr Geschäft existiert seit 50 Jahren und war „immer gut eingeführt. Aber jetzt wo die Baustelle ist, kommt niemand mehr zu uns. Alles ist abgesperrt, der Weg geht nur über Holzbretter, da kann niemand zu uns kommen.“ Neubauer wird ihr Geschäft Ende des Jahres zusperren, die drei Angestellten hat sie schon gekündigt.

Audio: Lokalaugenschein von „Radio Wien“-Reporter Michael Fröschl

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Parkplatzmangel hält Kunden ab

Auch das Gasthaus „Lustige Witwe“ spürt die U-Bahn-Baustelle, Gastwirt Josef Kainz sprach vor allem das Parkplatzproblem an: „Es gibt keine Parkplätze im Umkreis von 100 Metern. Es gibt keine Laufkundschaft, wir sind auf Stammgäste angewiesen. Das ist einfach zu wenig.“

Trafikant Michael Heinisch ist seit zwanzig Jahren am Platz und auch eher verzweifelt. „Die Kunden sind früher mit dem Auto kurz stehen geblieben, haben eingekauft und sind weitergefahren. Die kommen alle nicht mehr her. Wir wurschteln uns durch und hoffen, dass wir die nächsten fünf Jahre überleben“, meinte Heinisch.

Einige Unternehmer bekommen eine Förderung von der Wirtschaftskammer und der Stadt. Für Heinisch sind das 200 Euro im Monat und „viel zu wenig“. So viel Minus hat er an einem Tag, sagt der Trafikant. Die Wirtschaftskammer verspricht Härtefälle zu überprüfen - die Wiener Linien haben einen Ombudsmann für den Bauabschnitt, der sich etwa um Schäden bei den Auslagen durch die Baustelle kümmert.

Grafik und Details zur Verlängerung der U-Bahn-Linie U1 Richtung Oberlaa

APA-Grafik/Margret Schmitt

Die neuen Stationen der U1 in Favoriten werden bis 2017 errichtet

„Können Behinderungen leider nicht ausschließen“

Die Wiener Linien haben für die U1-Verlängerung mit Wolfgang Körbl einen eigenen Ombudsmann eingesetzt. Dieser versucht zu helfen. „Wir können etwa Absperrungen doch teilweise zurücknehmen, damit der Zugang zu den Geschäften verbessert wird“, sagte Körbl. „Allerdings müssen wir Baumaßnahmen durchführen, dass es zu Behinderungen kommt, können wir leider nicht ausschließen“, so der Ombudsmann.

Arbeiten bis 2017 geplant

Die Tunnelbauarbeiten für die Verlängerung der U1 haben im Juli begonnen, bis 2017 soll die neue Strecke errichtet werden. Durch die neue Gesamtlänge von 4,6 Kilometer wird die U1 die längste U-Bahn-Linie Wiens - mehr dazu in Baubeginn für U1-Verlängerung (wien.ORF.at; 4.7.2012).

Jahrelang war bei der U1 eine Verlängerung nach Rothneusiedl geplant. Wegen Verzögerungen bei der Entwicklung des geplanten Stadtgebietes Rothneusiedl wurde eine neue Endstelle gewählt, die U1 wird nach Oberlaa verlängert - mehr dazu in U1-Verlängerung nach Oberlaa statt Rothneusiedl (wien.ORF.at; 21.3.2012).

Im Sommer 2012 war der U1-Abschnitt zwischen Reumannplatz und Schwedenplatz wegen Sanierungsarbeiten gesperrt. Neben Erneuerungsarbeiten nach 35 Jahren Betrieb in diesem Abschnitt waren auch Vorbereitungsarbeiten für die Verlängerung zu erledigen - mehr dazu in U1 nach Teilsperre wieder unterwegs (wien.ORF.at; 27.8.2012).

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