Solarkraftwerke: Ausbau doch nicht fixiert

Der Verkaufsstart von Bürgersolarkraftwerken in Wien sei bereits fixiert, obwohl erst im März bei der Volksbefragung darüber abgestimmt werde. Damit ließ Wien Energie am Montag aufhorchen - um kurz darauf wieder zurückzurudern.

Doch nicht fix ist der Ausbau der Bürgersolarkraftwerke. Hatte es zuerst geheißen, der Verkaufsstart für zwei weitere Anlagen sei fix, relativierte Wien Energie einige Stunden später: Man werde „selbstverständlich“ das Ergebnis der Volksbefragung abwarten. Dieses Ergebnis werde man auch erst nehmen, betonte ein Sprecher. Neue Bürgerkraftwerke würden nur bei einer Zustimmung der Bürger von Wien gebaut.

Man hoffe jedenfalls auf einen positiven Ausgang der Befragung, sagte ein Sprecher. Bürgersolarkraftwerke seien nur eine Säule des Ausbaus. Es gebe auch Kooperationen mit Wohnbauträgern und Photovoltaikprojekte auf privaten Grundstücks- und Dachflächen.

Man gehe von „positivem Votum“ aus

Zuvor hatte es von einem Sprecher von Wien Energie geheißen, der Verkaufsstart für zwei weitere Bürgersolaranlagen sei fix. Man gehe von einem „positiven Votum“ im März aus, wodurch auch dieser Ausbau dann gewissermaßen „symbolisch legitimiert“ werde. Wie viele weitere Anlagen dazukommen sollen, steht noch nicht fest, die entsprechenden Standorte ebenso wenig.

Die Ausbaupläne seien mit der Politik freilich akkordiert. „Unser Eigentümer weiß Bescheid“, so der Sprecher. Schließlich sei es der Wunsch von Rot-Grün gewesen, derlei Projekte zu forcieren - „und ich habe bisher nichts Gegenteiliges gehört“. Für weitere Kraftwerke soll der Paneele-Verkauf noch heuer starten.

Die Wiener ÖVP hatte in diesen, ersten Angaben von Wien Energie einen Beleg dafür gesehen, dass die Volksbefragung im März zu einer Farce verkomme, so Parteichef Manfred Juraczka.

BürgerInnen Solarkraftwerk in Wien-Leopoldau

Wien Energie/Thomas Preiss

Dem BürgerInnen Solarkraftwerk in Leopoldau werden weitere Projekte folgen

Zwei Kraftwerke im Vorjahr eröffnet

Bisher sind vier BürgerInnen Solarkraftwerke in Wien fixiert, die Standorte beim Zentralfriedhof in Simmering sowie beim Fernheizwerk Inzersdorf in Liesing werden im ersten Quartal 2013 eröffnet. Die Standorte beim Wien Energie Kraftwerk Donaustadt und am Gelände des Gasspeichers Leopoldau sind seit wenigen Monaten in Betrieb - mehr dazu in Zweites Solarkraftwerk fertig.

Im Vorjahr verkaufte die Wien Energie alle Anteile für die ersten vier Kraftwerke binnen kürzester Zeit. Das Modell funktioniert so, dass Bürger bei der Wien Energie Photovoltaik-Paneele einer Anlage erwerben. Maximal zehn Module können erstanden werden. Die Wien Energie mietet diese dann von den Eigentümern, die eine jährliche Rendite erhalten, zurück. Nach Ablauf der Lebensdauer (rund 25 Jahre, Anm.) fließt der gesamte Beteiligungsbetrag dann an die Investoren zurück.

Ökostrom für 800 Haushalte

Die Wien Energie hat sich bekanntlich zum Ziel gesetzt, bis 2020 insgesamt 160.000 Haushalte mit Solarstrom zu versorgen. Bürgerkraftwerke sollen aber nur einen Teil des Bedarfs liefern, verwies der Sprecher auf eine Reihe von Kooperationen mit Bauträgern bzw. geplanten Anlagen auf Gemeindebauten. Insgesamt werden jedenfalls eine Mio. Quadratmeter an Photovoltaik-Modulen benötigt, was der Fläche der Josefstadt entspricht.

Mit den vier BürgerInnen Solarkraftwerken können rund 800 Haushalte mit Ökostrom beliefert werden. Das erste in der Donaustadt ist bereits seit Mitte Juni in Betrieb und produzierte bis dato gut 350.000 Kilowattstunden (kWh) Strom. Damit liege man über Plan, denn 70 Prozent des Jahresziels von 500.000 kWh seien bereits jetzt erreicht. Für das zweite Bürgerkraftwerk in Leopoldau gibt es noch keine Zahlen. Die Anlage ist erst seit Mitte Dezember am Netz.

Thema bei der Volksbefragung

Das Thema Energieprojekte ist eine von vier Fragen bei der Volksbefragung, die vom 7. bis 9. März stattfinden wird. „Soll die Stadt nach dem Beispiel der Bürger/innen-Solarkraftwerke weitere erneuerbare Energieprojekte entwickeln, die mit finanzieller Beteiligung der Bürger/innen realisiert werden?“ lautet die Frage.

Weitere Fragen betreffen die Parkraumbewirtschaftung, eine mögliche Bewerbung für die olympischen Sommerspiele sowie die Privatisierung von öffentlichen Unternehmen - mehr dazu in Vier Fragen bei Volksbefragung.

Der Wiener ÖVP-Obmann Manfred Juraczka hat nach den Aussagen des Wien Energie-Sprechers in bezug auf die Volksbefragung von einem „Schmäh der rot-grünen Koalition“ gesprochen. „Peinlicher kann ein Zeugnis über die fehlende Bürgernähe von rot-grün wohl nicht mehr ausfallen“, so Juraczka.

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