HIV-infizierte Blutkonserve in Wien

In einem Krankenhaus in Wien ist eine Patientin durch eine Blutkonserve mit dem HI-Virus infiziert worden. Die Blutkonserve wurde am 10. Jänner in der Blutspendezentrale des Österreichischen Roten Kreuzes in Wieden abgegeben.

Die betroffene Patientin erhielt bereits eine antiretrovirale Kombinationstherapie und ist nach Angaben von Norbert Vetter, HIV-/Aids-Experte am Otto-Wagner-Spital in Wien, wo diese Behandlung durchgeführt wird, derzeit frei von Symptomen.

Er geht davon aus, dass die Patientin eine normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität hat, wie der Spezialist am Donnerstag bei einer Pressekonferenz des Roten Kreuzes sagte.

Blutkonserve

APA/Barbara Gindl

Blutspende am 10. Jänner

Das Blut wurde laut dem Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK), Werner Kerschbaum, am 10. Jänner im Bereich der Blutspendezentrale für Wien, Niederösterreich und das Burgenland gespendet. Mit dem Spender steht das Rote Kreuz ebenso in Kontakt wie mit Angehörigen der betroffenen Frau. Ihr wurde laut Kerschbaum finanzielle Unterstützung aus einem Fonds angeboten, in den das Rote Kreuz für derartige Fälle einzahlt.

Hilfe - über deren Ausmaß nicht das Rote Kreuz entscheidet - wird den Angaben zufolge unter der Bedingung gewährt, dass keine anderen Rechtsansprüche gestellt werden.

Man sei sehr betroffen durch den Fall, versicherte Kerschbaum. „Die absolute Sicherheit - die gibt es bei einer Bluttransfusion nicht und wird es nach Auskunft von Spezialisten auch nicht geben“, sagte der ÖRK-Generalsekretär. Die Überprüfung von Spenderblut erfolge nach international anerkannten Kriterien. „Es liegt kein schuldhaftes Verhalten der Blutspendezentrale für Wien, Niederösterreich und Burgenland vor“, so der Generalsekretär.

Restrisiko durch „diagnostisches Fenster“

Das Risiko, durch eine Bluttransfusion mit dem HI-Virus infiziert zu werden, ist mit eins zu 2,5 Millionen extrem gering. Dass das Blut in der Konserve für die Patientin HI-Viren enthielt, war aufgrund des sogenannten diagnostischen Fensters bei den Routineuntersuchungen nicht feststellbar. Der Spender hatte sich erst so kurz vor der Blutspende infiziert, dass die HI-Viren nicht in ausreichender Zahl vorhanden waren, um durch die dem internationalen Standard entsprechenden Tests durch das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) festgestellt zu werden.

Dass das Spenderblut in diesem einen Fall HI-Viren enthielt, wurde erst durch einen Test bei der Patientin bekannt. In der Blutspendezentrale wurde daraufhin die Rückstellungsprobe - der zurückbehaltene Rest des Spenderbluts - einer Einzelfalltestung unterzogen, die je zweimal positiv und negativ ausfiel. Das Ergebnis lag am Mittwoch, den 27. Februar, vor. Dieser Test dauert im Gegensatz zu den Routineuntersuchungen, die innerhalb eines Tages abgeschlossen sind, für einen Fall drei Tage lang.

Wegen dieser Dauer ist er, wie die Fachleute bei der Pressekonferenz erklärten, nicht routinemäßig einsetzbar. Bei einer breiten Anwendung sei der Test länger als die Lebensdauer der Blutkonserven, sagte Kerschbaum. Außerdem würde das Restrisiko - durch das diagnostische Fenster - nur um 15 Prozent gesenkt. Das diagnostistische Fenster ist - wie bei anderen Infektionskrankheiten - neun Tage lang.

Erster Fall seit 15 Jahren

Der aktuelle Fall einer HIV-Infektion durch eine Bluttransfusion ist der erste beim Roten Kreuz seit 15 Jahren, nicht aber die absolute Ausnahme: In Oberösterreich habe es 2007 oder 2008 einen solchen Fall gegeben, beim Roten Kreuz selbst zuletzt 1998 - ebenfalls verursacht durch ein diagnostisches Fenster, wie Kerschbaum sagte.

Infohotline des ÖRK:
0800/190-190

In ÖRK-Blutspendezentralen sind in den vergangenen Jahren in 14 Fällen HI-Viren in Blutkonserven gefunden worden. In einem solchen Fall wird der Spender angeschrieben und zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Ein Spender könne für eine Infizierung haftbar sein - schuldhaftes Verhalten vorausgesetzt.

Haftung fraglich

Eine Haftung des Spitals, in dem ein Patient durch eine Blutkonserve mit dem HI-Virus infiziert worden ist, ist laut Wiener Patientenanwältin möglicherweise ausgeschlossen. Schadenersatz wäre damit fraglich - mehr dazu in HIV-Infektion: Haftung fraglich.

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