Neue Opferdatenbank des DÖW

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) gibt NS-Opfern schon lange ein Gesicht. Nun sind zum 75. Jahrestag des „Anschlusses“ erstmals auch österreichische NS-Opfer politischer Verfolgung erfasst.

Es sind rund 8.000 Menschen, die Opfer der politischen Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich geworden sind. Menschen, die zwischen 1938 und 1945 als Widerstandskämpfer, aufgrund ihrer politischen oder religiösen Überzeugung oder weil ihr Verhalten den Vorstellungen der Nazis nicht entsprach verfolgt wurden.

Ihre Namen wurden in zehnjähriger Forschungsarbeit gemeinsam mit dem „Karl von Vogelsang Institut“ erfasst und online gestellt.

Screenshot der neuen Homepage

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands

„Virtuelle Gedenkorte“ für Terroropfer

Es sind hauptsächlich Forscher, Studenten, Schüler, Nachkommen von NS-Opfern und die interessierte Öffentlichkeit, die sich in den Datenbanken des DÖW auf die Suche nach NS-Opfern machen. Die Motive dafür sind Lern- und Forschungszwecke sowie die Suche nach Verwandten, die Datenbanken seien aber auch „virtuelle Gedenkorte für Menschen, die den Terror der Nationalsozialisten nicht überlebten“, sagte Brigitte Bailer, die wissenschaftliche Leiterin des DÖW.

Mit dem aktuellen Projekt liegen erstmals auf konkreter empirischer Forschung beruhende Angaben zur Zahl der Opfer politischer Verfolgung vor. Die Gesamtzahl jener, die im Widerstand aktiv waren, müsse aber viel höher angenommen werden, sagte Bailer. Ungefähr 100.000 Personen seien beispielsweise aus dem einen oder anderen Grund von der Gestapo erfasst worden. Manchen sei es aber gelungen, den Verfolgern zu entkommen oder gar nicht in deren Fokus zu geraten.

Damit enthalten die Opferdatenbanken auf der Homepage des DÖW insgesamt 74.526 Personendaten, davon 63.268 Shoah-Opfer, 4.617 Gestapo-Opfer und 7.971 Opfer politischer Verfolgung.

Auch Homepage des DÖW überarbeitet

Die Namen der NS-Opfer zu finden, wurde auch leichter gemacht. Das DÖW hat nämlich seine Homepage überarbeitet. Die Suche nach Personen sei nämlich eines der Hauptinteressen der User. Die Datenbanken enthalten neben den Namen auch Bilder, eingescannte Originaldokumente wie Totenscheine, Details zu Deportationszielen, Todesorten und an der Tötung beteiligen Institutionen. Gesucht werden kann dabei nicht nur nach Namen, sondern auch nach Orten und Daten.

TV-Hinweis:

„Wien heute“ hat mit Historikern des DÖW gesprochen. Den Beitrag aus der Mittwochsendung können Sie hier ab etwa 20.00 Uhr nachsehen.

Dass die neue Datenbank und die überarbeitete Homepage in zeitlicher Nähe zum 75. Jahrestag des „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich präsentiert wurden, sei kein Zufall, sagte Helmut Wohnout vom „Karl von Vogelsang Institut“. Mit der Erfassung der Opfer setzte man den immer wieder kehrenden Relativierungsversuchen wissenschaftlich fundierte Fakten entgegen und gebe den Zahlen Namen und Gesichter, so Wohnout.

Ausstellung über den „Anschluss“

Mit Fotos, persönlichen Erinnerungen und literarischen Reaktionen gedenkt man in der Ausstellung „Nacht über Österreich“ in der Nationalbibliothek dem „Anschluss“ im März 1938. Erstmals wird das „Fluchttagebuch“ von Berta Zuckerkandl gezeigt - mehr dazu in Schau zum 75. Jahrestag des „Anschlusses“.

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