Obdachlose: Caritas verwundert über Rauswurf

Sind die Obdachlosen aus dem Stadtpark geworfen worden, weil es Druck von Bezirkspolitikern oder höheren Polizeistellen gegeben hat? Diese Frage stellte Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner. Früher habe es nie Probleme gegeben.

Es müsse für Obdachlose, die im Freien leben wollen, Platz sein, sagte Schwertner, Generalsekretär der Caritas. Das Miteinander zwischen Obdachlosen und Bevölkerung habe im Wiener Stadtpark bisher gut funktioniert. „Die Obdachlosen haben mir selbst erzählt, dass sich Leute zu ihnen auf die Parkbank gesetzt haben, mit ihnen geplaudert haben, dass ihnen Essen vorbeigebracht worden ist, im Winter ein Wintermantel“, so Schwertner gegenüber Ö1 - mehr dazu in Kritik an Vorgehen gegen Obdachose (oe1.ORF.at).

Schwertner stellte deshalb am Mittwoch die Frage, warum Obdachlose offenbar gerade jetzt zum Problem geworden seien und ob es Druck von Bezirkspolitikern oder auch von höheren Stellen der Polizei gegeben habe.

Obdachloser auf Bank

APA/Roland Schlager

Polizei: „Zahlreiche Beschwerden“

Bei der Polizei wies man das zurück. Es habe nicht nur einige, sondern zahlreiche Beschwerden gegeben, sagte Polizeisprecher Johann Golob im Ö1-Mittagsjournal. Verschiedenste Dienststellen seien mit dem Problem konfrontiert worden: Etwa das Bezirkspolizeikommissariat Innere Stadt, auch Kollegen im Streifendienst würden immer wieder darauf hingewiesen.

Eine Reportage aus dem Stadtpark sehen Sie in „Wien heute“ in der ORF TVthek.

„Im Stadtpark gehen am Tag wahrscheinlich Hunderte oder Tausende Menschen umher. Und die sind irritiert über diese Situation, verständigen die Polizei, und wir haben dann festzustellen: Ist das rechtens oder ist das nicht rechtens“, so Golob.

Auf Facebook haben sich bereits mehrere Gruppen mit den Obdachlosen solidarisiert. Eine von ihnen rief am Donnerstag zu einem „Smartmob“ beim Johann-Strauß-Denkmal auf, um darauf aufmerksam machen, dass „sich Armut nicht einfach entsorgen lässt! Aus den Augen, aus dem Sinn funktioniert nicht“.

Verordnung verbietet Schlafen im Park

In der Vorwoche waren Obdachlose von der Polizei aus dem Stadtpark vertrieben worden, die dort seit mehreren Monaten auf Parkbänken ihr provisorisches Nachtquartier aufgeschlagen hatten und bis zu dreimal pro Woche von Nachtstreetworkern der Caritas betreut wurden - mehr dazu in Caritas-Kritik an Einsatz gegen Obdachlose (wien.ORF.at; 18.10.2013).

Die Polizei beruft sich bei ihrem Vorgehen auf die seit 1985 geltende Campierverordnung, wonach Schlafsäcke und Zelte in Parks und anderen öffentlichen Plätzen verboten sind. Die Stadt Wien lud für nächste Woche Polizei, Stadt und NGOs zu einem runden Tisch. Gemeinsam sollen Lösungen für Obdachlose erarbeitet werden - mehr dazu in Fonds Soziales Wien gegen „Zeltstädte“ (wien.ORF.at; 22.10.2013).