200.000 Krähen überwintern in Wien

Vor allem an den Abenden sind die Krähenschwärme in Wien derzeit ein gewohntes Bild. Zu dieser Tageszeit fliegen die rund 200.000 Krähen, die in Wien überwintern, von ihren Sammelplätzen zu den Schlafplätzen am Stadtrand.

Die Schlafplätze der Krähen befinden sich etwa in den Steinhofgründen am Wilhelminenberg, im Prater oder in der Lobau. In Wien kommen mehrere Krähenarten vor, die Saatkrähe ist nur über die Wintermonate hier. Jahr für Jahr ziehen rund 140.000 Saatkrähen von ihren Geburtsorten in Nordosteuropa und Russland nach Österreich. Nur etwa 30 Pärchen sind hier geboren.

Schwarm von Saatkrähen

APA/dpa/Timm Schammberger

Ganzjährig ansässig ist in Wien die Aaskrähe, ihren Schlafplatz hat diese in der Regel nur an einer Örtlichkeit. Professor Hans-Christoph Winkler vom Konrad-Lorenz-Institut für vergleichende Verhaltensforschung setzt den Intelligenzgrad einer Krähe auf die Stufe eines Affen: „Intelligenter als Krähen sind höchstens noch die Graupapageien.“

Wie intelligent die gefiederten Allesfresser sind, zeigt auch ihr Erfindungsreichtum bei der Nahrungsbeschaffung. So wurden Krähen dabei beobachtet, wie sie gezielt Nüsse auf befahrene Straßen fallen ließen, um diese durch die darüber fahrenden Autos aufbrechen zu lassen.

Krähen durch Gesetze geschützt

Krähen sind durch mehrere Bestimmungen der EU sowie das Wiener Jagdgesetz und das Wiener Naturschutzgesetz gesondert geschützt. Die Population der Aaskrähe nimmt zu, wobei Krähen selten das Höchstalter von etwa 20 Jahren erreichen. „Früher hat man die Krähen sogar abgeschossen. Denn das Verhältnis des Menschen zur Krähe ist zwiespältig. Viele lieben sie, andere haben Angst vor ihnen, weil sie zu laut sind oder zu aggressiv. In Wirklichkeit sind sie sehr kommunikativ und blitzgescheite Wesen“, meinte Krähenexperte Harald Gross von der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22).

Ein drei Jahre dauerndes Projekt über Aaskrähen läuft derzeit im Tiergarten Schönbrunn. Dabei wird untersucht, welche sozialen Lernstrategien Aaskrähen anwenden. Eine der Fragen ist, ob Krähen von Artgenossen gleichermaßen gut und gerne lernen. Um die Vögel voneinander zu unterscheiden, werden sie mit Farbringen markiert.

Viele der markierten Tiere halten sich untertags im Schlossgarten Schönbrunn auf, etliche treiben sich laut Projektleiterin Christine Schwab aber auch außerhalb des Schlossparks herum. Schwab ersucht die Wiener Bevölkerung daher um Unterstützung bei der Sichtung von markierten Krähen in Wien. Die Ergebnisse der Studien in Schönbrunn „helfen uns zu verstehen, welche Voraussetzung es zur Entstehung von Kultur braucht“ und welche Mechanismen dafür notwendig seien, sagt die Vogel-Forscherin.

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