VBW: Ausgliederung von Theater an der Wien?

Die Wiener Grünen bringen nach einem Bericht der „Zeit“ eine Ausgliederung des Theaters an der Wien aus den Vereinigten Bühnen (VBW) aufs Tapet. Koalitionspartner SPÖ kritisiert die Forderung nach der De-facto-Zerschlagung.

Ende März will VBW-Generaldirektor Thomas Drozda den geforderten Umstrukturierungsbericht vorlegen. „Die VBW berechnen und evaluieren im Auftrag der Stadt Wien derzeit verschiedene Szenarien, um die bestmögliche und auch realisierbare Bespielung der drei historischen Theater für die Zukunft zu erarbeiten. Darüber soll Ende dieses Quartals eine Entscheidungsgrundlage vorliegen - Professionalität und Seriosität gehen aber vor Zeitplan“, so eine Unternehmenssprecherin der VBW.

Theater an der Wien

Rupert Steiner

Trennung günstiger?

Werner-Lobo unterstreicht indes: „Ich sehe überhaupt nicht, wo die Synergieeffekte liegen, wenn das Theater an der Wien unter dem Dach der Vereinigten Bühnen geführt wird. Eine Trennung erscheint da günstiger als die gemeinsame Führung. Man sollte deshalb wirklich ernsthaft darüber nachdenken, das Theater an der Wien als eigenständiges Opernhaus zu führen.“

Die von der „Zeit“ genannte Summe von 18 Mio. Euro anstelle von rund 22 Mio. Euro Jahresbudget für ein solches, eigenständiges Opernhaus, erscheint auch dem grünen Kultursprecher plausibel: „Die genannten 18 Mio. Euro wären eine Summe, mit der das Theater an der Wien ohne Qualitätsverlust auskommen müsste.“

„Zukunftskonzept“ soll zehn Jahre halten

Die Stadt hatte den VBW zuletzt für das laufende Jahr eine Subventionserhöhung von 4,9 Mio. Euro zu den bestehenden 37,1 Millionen Euro bewilligt und diese in gleicher Höhe für 2015 in Aussicht gestellt. Das sorgte für heftige Diskussionen. Nicht nur die Rathausopposition, sondern auch diverse Proponenten der freien Theater- und Kunstszene ließen ihrem Ärger freien Lauf - mehr dazu in Vereinigte Bühnen erhalten mehr Förderung und in VBW: Kritik an Subventionserhöhung. Im Gegenzug für die Erhöhung muss ein „Zukunftskonzept“ vorgelegt werden.

Der Konzern bespielt derzeit das Theater an der Wien und die Kammeroper sowie das Ronacher und das Raimund Theater. Die Forderungen nach Ausgliederung des Ronachers und gegebenenfalls auch des Theaters an der Wien sei für ihn die derzeit vernünftigste Variante, so Werner-Lobo. Sollten die VBW eine andere plausible Idee haben, sei ihm das auch recht. Aber: „Für uns ist Conditio sine qua non, dass man 2016 unter den 37 Millionen Euro an Subventionen liegt. Wenn’s dafür kein glaubwürdiges Konzept gibt, können wir der vorübergehenden Subventionserhöhung für 2015 nicht zustimmen.“

Und das präsentierte Konzept müsse auch die kommenden zehn Jahre halten, damit man nicht jährlich nachflicken müsse: „Wenn das nicht geht, dann muss man die Vereinigten Bühnen als solches zerteilen.“

Ausgliederungsidee für SPÖ „entbehrlich“

Die Idee der Ausgliederung stößt beim Koalitionspartner SPÖ auf wenig Gegenliebe. Derlei Zwischenrufe seien zum jetzigen Zeitpunkt „entbehrlich“, richtete der rote Kultursprecher Ernst Woller seinem grünen Pendant am Freitag per PesseAussendung aus.

„Es ist von Klaus Werner-Lobo unseriös, die Zerschlagung eines Kulturbetriebes mit 700 MitarbeiterInnen de facto zu fordern, zumal er einige Wochen zuvor im Kulturausschuss und im Gemeinderat die VBW mit der Erstellung eines Zukunftskonzepts beauftragt hat. Mit seiner heutigen Wortmeldung widerspricht er seinem eigenen politischen Abstimmungsverhalten“, so Woller.

Wenig angetan vom Vorstoß Werner-Lobos zeigte sich auch die Wiener ÖVP-Kultursprecherin Isabella Leeb. Die VBW bräuchten ein neues Konzept und es dürfe da keine Diskussionstabus geben - aber: „Jetzt einfach ohne Plan die Vereinigten Bühnen zerschlagen zu wollen, zeugt dennoch von einer mutwilligen Beliebigkeit, einer gefährlichen Ahnungslosigkeit oder zumindest von vollkommener Planungslosigkeit nach dem Motto ‚Wir wissen zwar nicht, wo wir hinwollen, dafür sind wir schneller dort‘“, kritisierte Leeb.

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