AKH: Rechnungshof zerpflückt Bauprojekte

Ein Operationszentrum für Kinder und eine Tiefgarage: Der Rechnungshof (RH) zerpflückt zwei Projekte des AKH. Die Kosten seien deutlich zu hoch gewesen. Außerdem habe das frühere Management seine Bauherrenfunktion nicht ausreichend wahrgenommen.

Die Sanierung der Tiefgarage zeichnete sich laut RH durch gravierende Verzögerungen aus: Statt wie geplant im Dezember 2010 wurde sie erst im September 2013 fertiggestellt. Zudem hatten sich die Kosten für die Sanierung von prognostizierten 3,2 Millionen auf 31,5 Millionen Euro erhöht. Außerdem wurde ein „umfassendes und rechtzeitig geplantes Gesamtkonzept“ vermisst.

Der Bauzustand der Garage dürfte schon zuvor ziemlich schlecht gewesen sein: „Gravierende Baumängel aus der Zeit der Errichtung der Tiefparkgarage trugen maßgeblich zur Kostenvervielfachung des Projekts bei.“ Die damaligen Erbauer können trotzdem nicht mehr belangt werden, wie konstatiert wurde: „Trotz jahrzehntelanger, kontinuierlicher Wassereintritte, welche üblicherweise nicht länger als 30 Jahre unbemerkt bleiben, führten diese erst nach Ablauf der 30-jährigen Verjährungsfrist zum Beginn des Sanierungsprojektes.“

Kinder-OP: 60 statt 29 Millionen Euro

Offene Fragen gab es für den RH auch im Zusammenhang mit dem vollständigen Neubau eines Kinderoperationszentrums. Zum Beispiel jene, warum dieser erfolgte: „Die Entscheidung, anstelle einer Aufstockung des Bauteils 62 das Kinderoperationszentrum als Bauteil 61.1 neu zu errichten, war nicht schlüssig durch Fakten belegt.“ Und: „Die Entscheidung zur Neuerrichtung war auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht nachvollziehbar.“ Die Prognosekosten erhöhten sich laut RH jedenfalls von 29 Millionen (2008) auf 60 Millionen Euro (2012).

Die damalige technische Führung des AKH habe ihre Bauherrenfunktion aufgrund der grundsätzlichen Struktur nicht ausreichend wahrgenommen, kritisierte der RH. Denn die „personelle Ausstattung bzw. das Know-how“ für die Überprüfung der Baumaßnahmen sei unzureichend gewesen.

Was nicht zuletzt damit zusammenhängen dürfte, dass für die technische Betriebsführung an sich die VAMED KMB Krankenhaus Management und Betriebsführungsges. m.b.H. (VKMB) zuständig ist. Die Kontrolle von erbrachten Leistungen sei für das AKH schwierig gewesen, unter anderem wegen einer verspäteten Implementierung eines entsprechenden EDV-Systems, heißt es im Bericht - mehr dazu in Rechnungshof: Gravierende Missstände im AKH.

Wehsely: AKH wird seit 2011 neu aufgestellt

Die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) beteuerte in einer der APA übermittelten Stellungnahme, dass das AKH seit 2011 „neu aufgestellt“ werde - wobei auch Strukturen und Verantwortlichkeiten neu geregelt würden. Die technische Direktion werde tiefgreifend reformiert, um eine professionelle Projektabwicklung sicherzustellen und Ressourcen besser zu nutzen. Der neue technische Direktor (Siegfried Gierlinger) sei ein „ausgewiesener Fachexperte“, sagte die Ressortchefin.

Die Neuausrichtung der technischen Direktion sei auch im Gesamtkontext des AKH-Reformprojektes „Universitätsmedizin Wien 2020“ zu sehen, betonte Wehsely. Mit diesem würden derzeit neue Rahmenbedingungen für die verbesserte Zusammenarbeit von MedUni Wien und der Stadt als Rechtsträger des AKH geschaffen.

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