Tippfehler bei Leopold-Ungar-Platz

In Wien erinnert ab sofort ein Platz in Döbling an den legendären österreichischen Caritas-Präsidenten Leopold Ungar. Bei der feierlichen Eröffnung am Dienstag kam es allerdings zu einem Missgeschick: Aus Ungar wurde Unger.

Bei einer Feier enthüllte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) am Dienstag im Beisein von Caritas-Präsident Michael Landau die Straßenschilder des neuen Leopold-Ungar-Platzes an der Ecke Muthgasse/Mooslackengasse. Darunter, und zwar direkt beim Eingang zu den Büros der Tageszeitung „Kurier“, war auch ein Schild mit der falschen Aufschrift „Leopold-Unger-Platz“.

Das Schild soll nun getauscht werden. Wer für die fehlerhafte Beschriftung verantwortlich ist, war vorerst nicht zu eruieren. Die richtige Beschriftung soll Anfang nächster Woche angebracht werden.

Ungar „legte Grundstein für kritische Caritas“

Prälat Ungar sei „nie den einfachen Weg gegangen, sondern eckte an und war - wenn nötig - auch unbequem“, erinnerte Caritas-Präsident Landau im Zuge der Platzbenennung: „Er legte den Grundstein für eine kritische Caritas - als einen Ort des Widerspruchs. Ziel seines Engagements war es, vorhandene Not an den Wurzeln zu bekämpfen.“

Mit Ungar sei die Caritas zu einem „Flaggschiff der Nächstenliebe“ geworden, die gleichzeitig stets den konkreten Menschen, unabhängig von sozialem Status, Staats- oder Religionszugehörigkeit, vor Augen habe, sagte Landau.

In jüdischer Familie geboren

Leopold Ungar war 1912 in Wiener Neustadt als Sohn einer großbürgerlichen jüdischen Kaufmannsfamilie geboren worden. Er studierte Rechtswissenschaften, parallel dazu widmete er sich dem Schauspielstudium am Reinhardt-Seminar und dem Besuch der Lesungen seines Idols Karl Kraus. Der Meister der geschliffenen Sprache blieb für Ungar ein Leben lang „eine Art Prophet“.

Als Caritas-Präsident war Ungar später selbst bekannt für sein kritisches Denken - auch gegenüber der eigenen Organisation - und für die sprachliche Brillanz, mit der er diese Kritik vorzubringen wusste.

Exil in England

Nach der Promotion zum Doktor der Rechtswissenschaften empfing Ungar 1935 die Taufe und trat im September des gleichen Jahres ins Wiener Priesterseminar ein. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 musste Ungar Österreich verlassen.

Er kam nach Paris, wo er sein Studium abschloss und 1939 zum Priester geweiht wurde. Als Hitlers Truppen Frankreich besetzten floh Ungar nach England. Als Seelsorger in einem Lager für deutsche Kriegsgefangene überdauerte er den Krieg. Im September 1947 kehrte er nach Wien zurück.

Ausbau der Caritas

Als der spätere Weihbischof Jakob Weinbacher (1901-1985) dringend einen sprachgewandten Priester suchte, der die Administration der alliierten Hilfslieferungen für das hungernde Wien durchführen könnte, fiel die Wahl auf Leopold Ungar, der damals Kaplan im vierten Wiener Gemeindebezirk war.

1950 wurde er Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. Als 1956 die Ungarnkrise ausbrach, verstand es Ungar, durch seine dramatischen Appelle eine Spendergemeinde von einigen hunderttausend Österreichern zu schaffen, die die konkrete Realisierung seiner Ideen unter dem Dach der Caritas möglich werden ließ.

1964 wurde Ungar auch Präsident der Caritas Österreich, die unter seiner jahrzehntelangen Führung zur professionellen Hilfsorganisation ausgebaut wurde. Seine Impulse reichten dabei von Obdachlosenheimen bis zur Flüchtlingsbetreuung.

Ungar auch politisch engagiert

Gemeinsam mit Kardinal Franz König gilt Prälat Ungar auch als einer der Pioniere zur Überwindung alter, noch aus der Zeit der Ersten Republik stammender, parteipolitischer Klischees. 1988 legte Ungar sein Amt als Wiener Caritasdirektor zurück, 1991 auch seine Funktion als österreichischer Caritas-Präsident. Ungar starb nach langer schwerer Krankheit am 30. April 1992 in Wien.

An sein bedeutendes öffentliches und mediales Wirken erinnert unter anderem der Prälat-Leopold-Ungar-Preis, der von der Wiener Caritas und der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien jährlich als Auszeichnung für sozial engagierten Journalismus vergeben wird.

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