„Lessing zeigt Lessing“ im Jüdischen Museum

„Lessing zeigt Lessing“: Hannah Lessing, die Tochter des Fotografen Erich Lessing, zeigt ab Mittwoch das Werk ihres Vaters in einer Schau im Jüdischen Museum. Neben den Staatsvertragsbildern sind auch private Aufnahmen zu sehen.

Zum Schwerpunkt „1945/2015“, den das Jüdische Museum mit der Ausstellungsschiene „Wien und die Welt nach 1945“ begeht, hat Hannah Lessing, Generalsekretärin des Österreichischen Nationalfonds, das Schaffen ihres Vaters gesichtet und ohne dessen Mithilfe eine Ausstellung im Museum am Judenplatz kuratiert. Gesehen hat Erich Lessing die Auswahl, die unter dem Titel „Lessing zeigt Lessing“ präsentiert wird, vorab nicht. Als Hannah ihrem Vater gesagt habe, sie würde gerne eine solche Schau gestalten, habe dieser nur gemeint: „Ja, ja, tu nur.“

„Ich habe meine Kindheit Revue passieren lassen“

Was Hannah Lessing zunächst getan hat: „Ich habe meine Kindheit Revue passieren lassen.“ Zu dieser gehörten etwa Reisen nach Israel. Fotos von Landschaften, die dabei entstanden sind, werden in einem eigenen Raum gezeigt. Auch Abzüge knapp bekleideter Frauen aus den 1960er-Jahren wurden ausgewählt. Erich Lessing dokumentierte etwa die erste Wahl einer Schönheitskönigin im kommunistischen Polen - inklusive großem Massenandrang. Filmsets hat Lessing ebenfalls besucht, zu sehen sind etwa Aufnahmen von Dreharbeiten zu John Hustons Film „Moby Dick“.

Ausstellungshinweis:

„Lessing zeigt Lessing“, von 29. April bis 6. September, im Museum am Judenplatz.

Auch zentrale politische Ereignisse hat Lessing, der 1947 als Fotoreporter bei Associated Press begann, festgehalten. 1955 entstand eines seiner berühmten Fotos: Außenminister Leopold Figl, der den Staatsvertrag am Balkon des Belvedere präsentiert. Diese Aufnahme ist zusammen mit zwei weiteren Bildern vom Staatsvertrag im Hauptraum der Ausstellung zu sehen. In einer Vitrine, deren scheinbar ungeordneter Inhalt einem Arbeitstisch gleichen soll, sind Foto-Reportagen Lessings vom ungarischen Volksaufstand 1956 ausgestellt.

Lessing als „Chronist der Nachkriegsgeschichte“

Die Direktorin des Jüdischen Museums, Danielle Spera, die die Ausstellung gemeinsam mit Hannah Lessing gestaltet hat, würdigte den Fotografen als Chronisten der österreichischen und europäischen Nachkriegsgeschichte.

Ausstellungshinweis:

Von 4. Mai bis 26. Juni zeigt außerdem die Galerie „cimmic“ in der Burggasse 43-45 die Fotoserie „Kinder“ von Erich Lessing.

Zur Schau ist auch ein Katalog mit einem Essay von Michael Köhlmeier erschienen. Das Cover zeigt übrigens keine politisch Mächtigen, sondern eine - bekleidete - Berliner Striptease-Tänzerin. Erich Lessing erlebte als Kind den NS-Terror mit. Er konnte 1939 nach Palästina fliehen, seine Mutter und seine Großmutter wurden jedoch deportiert und ermordet. Heute betreibt der 91-Jährige eine Galerie in Wien - mehr dazu in Erich Lessing eröffnet Fotogalerie.

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