Naturhanfprodukte bald als Schmerzmittel

Die Regierung will Arzneien aus Naturhanf als Schmerzmittel zulassen. Heute endet die Begutachtungsfrist für die entsprechende Verordnung. Die Medikamente könnten dadurch wesentlich billiger werden, zeigt ein Fall aus Wien.

Aus Cannabis gewonnene Arzneimittel können sehr effektiv gegen Schmerzen sein, etwa bei Patienten, die an Multipler Sklerose leiden, Chemotherapien bekommen oder an Neuropathien leiden. Peter Kolba, renommierter Konsumentenschützer beim VKI in Wien, leidet an einer solchen Nervenerkrankung und spricht gegenüber dem Ö1-Morgenjournal auch offen an, dass er den Cannabis-Wirkstoff Dronabinol in Form von Tropfen einnimmt.

„Ohne würde ich nicht einschlafen können“

„Ich habe Polyneuropathie, die sich so äußert, dass die Füße brennen. Krämpfe, die sich bis in die Oberschenkel hochziehen. Ein bisschen ist es auch so eine ‚Bamstigkeit‘ in den Händen. Für mich ist es die Kombination von Dronabinol und einem Schlafmittel, dass ich gut schlafe. Ohne würde ich nicht einschlafen können“, sagt Kolba gegenüber Ö1.

Dronabinol ist seit den 1990ern zugelassen, allerdings nur aus synthetischer Herstellung, sagt Johanna Schopper, Abteilungsleiterin im Gesundheitsministerium. Ein Verordnungsentwurf sieht nun eine Ausweitung der Regelung auf den natürlichen Wirkstoff aus Drogenhanf vor. „Neu ist, dass Dronabinol aus hochprozentigem Drogenhanf zur Verfügung steht. Es wird ermöglicht, dass es auch ärztlich verschrieben wird“, sagt Schopper.

Wirkstoff könnte um 20 Prozent billiger werden

Der Hanf wird seit Jahren hochoffiziell von der Gesundheitsagentur AGES im Auftrag von Arzneimittelfirmen angebaut. „Wir sind gesetzlich verpflichtet, gewisse Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten. Die Produktion findet in den Glashäusern der AGES statt. Unseren Kunden wird die getrocknete Blüte übergeben“, erklärt AGES-Leiter Bernhard Föger.

Wenn der daraus gewonnene Cannabis-Wirkstoff künftig verkauft werden darf, dürfte der Preis von Dronabinol um 15 bis 20 Prozent sinken, vermutet der Leiter der Schmerzmedizin am Wiener AKH, Hans Georg Kress. Der Patient Kolba bezahlte für den Wirkstoff zunächst 800 Euro im Monat. Erst nach Monaten bekam er die nötige chefärztliche Bewilligung und zählt jetzt zu den Einzelfällen, in denen die Kassa zahlt.

Freigabe für Schmerzpatienten nicht in Sicht

„Was ein Problem darstellt, ist die Kostenübernahme durch die Kassen. Da sollte das Verfahren vereinfacht werden“, sagt Kress. Der Grund für die Zurückhaltung der Krankenkassen ist laut Kress und dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger, dass es für die schmerzlindernde und entspannende Wirkung zwar gute Erfahrungen gibt, aber kaum Studien, die sie medizinisch belegen.

Daher ist man in Österreich weit davon entfernt, den Anbau von Hanfpflanzen für Schmerzpatienten freizugeben oder Hanfblüten in Apotheken abzugeben, wie sich das Peter Kolba wünschen würde. Aus seiner Sicht wäre das die kostengünstigste Variante. Schmerzmediziner Kress hingegen meint, er könne sich nicht für das Rauchen von Cannabis einsetzen, wo doch Rauchen an sich gesundheitsschädlich sei.

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