Testeinsatz für Krankenpflegeroboter

Wie können Menschen und Roboter optimal zusammenleben? Dieser Frage gehen Forscher mit Hilfe von Henry in einem Pflegeheim nach. Der Krankenpflegeroboter plaudert dort mit Bewohnern - und spielt mit ihnen Memory.

Henry ist grün, 75 Kilo schwer und kegelförmig. Aus einer Glaskugel schauen zwei Augen hervor. Im Haus der Barmherzigkeit in der Seeböckgasse wird er derzeit als Teil eines EU-Forschungsprojekts getestet. Sein Ziel ist vorrangig die Information und Unterhaltung der Bewohner. Auf einem im Roboter integrierten Touchscreen finden Bewohner etwa die Uhrzeit, das Mittagsmenü und die Wetternachrichten.

Roboter als Spielgefährte

Hertha Lauscher ist eine Heimbewohnerin im Haus der Barmherzigkeit. Für sie ist Henry eine willkommene Abwechslung. „Ich find den Henry sehr interessant. Der kann schon so viel und jetzt lernt er auch noch Memory spielen“, so Lauscher.

Henry

Haus der Barmherzigkeit/APA-Fotoservice/Schedl

Henry spielt Memory mit Bewohnerin Hertha Lauscher

Sicherheitspersonal und Spielzeug

Henry soll aber auch die Sicherheit der Bewohner erhöhen. „Wenn wir mit dem Rollstuhl Stufen runterwollen, dann gibt er Alarm und sagt ‚Stopp‘. Und manchmal fragt er mich, wie es mir geht und ob alles in Ordnung ist“, erzählt Lauscher. Mittels Touchscreens sind immerhin bereits einfache Konversationen möglich. Lauscher ist aber überzeugt: „Einen Menschen wird der Roboter nie ersetzen können, das geht nicht.“ Ziel der Roboter ist es, das Pflegepersonal zu unterstützen. Im Optimalfall bleibt den Pflegekräften dadurch mehr Zeit, sich auf die Menschen zu konzentrieren.

Henry

Haus der Barmherzigkeit/APA-Fotoservice/Schedl

Bei Gefahr alarmiert der Roboter das Pflegepersonal

Zwölfstundenschicht für den Roboter

Henrys Arbeitsschicht umfasst rund zwölf Stunden. Sein Tagesablauf ist so geplant, dass er zu bestimmten Zeiten zuvor festgelegte Stationen ansteuert. Dabei kann sich der Roboter auch längere Zeit in einer realen Umgebung autonom bewegen.

Roboter

ORF / Benedict Feichtner

Per Touchscreen informiert der Roboter über Uhrzeit, Essen und Wetter

Henry verfügt über zwei Kameras, die die Umgebung dreidimensional erfassen, und einen Lasersensor, der nach Hindernissen Ausschau hält. Wenn er durch die Gänge fährt, sucht er seine Umgebung nach Veränderungen ab. Durch eine Art Erinnerungsvermögen zieht er Schlüsse aus seinen Wahrnehmungen. Wird der Strom knapp, fährt Henry selbstständig zur Ladestation.

„Pflegeroboter frühestens in zehn Jahren in Serie“

Pflegerische Kerntätigkeiten soll Henry noch nicht übernehmen. Es seien durch das Gerät auch keine Arbeitsplätze in Gefahr, heißt es bei den Projektverantwortlichen. "Ich prognostiziere, dass wir erst in den nächsten zehn Jahren einen serienmäßigen Einsatz von Robotern in der Pflege haben werden in Mitteleuropa“, so Tobias Körnter von der Akademie der Altersforschung. Die Technik stecke noch in den Kinderschuhen. Es gebe Softwareabstürze und Probleme in der Navigation. Da wäre man im Pflegebereich schnell an der Grenze des Akzeptablen.

Dass Roboter auf dem Vormarsch sind, beweisen geplante Investitionen. Bis zum Jahr 2020 soll der Marktanteil der EU-Staaten in der Roboterindustrie auf 42 Prozent steigen.

Benedict Feichtner, wien.ORF.at

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