Illegales Glücksspiel verzeichnet starke Zuwächse

Die Österreicher haben im Vorjahr erneut mehr Geld für Glücksspiele ausgegeben, zeigt eine Studie - und das, obwohl etwa in Wien Spielautomaten verboten wurden. Die Nettoerlöse mit illegalen Automaten stiegen dafür um 60 Prozent.

116 Mio. Euro wurden im Vorjahr österreichweit mit illegal aufgestellten Glücksspielautomaten verdient, berechnete der Berater Kreutzer Fischer & Partner für sein „Branchenradar“ zum Glücksspiel- und Sportwettenmarkt. Rund 600 neue Apparate wurden allein in Wien ohne Bewilligungen neu auf den Markt gebracht. Zu einem neuen „Hotspot“ habe sich Oberösterreich entwickelt. In Westösterreich blieb die Anzahl der illegalen Automaten mit rund 1.700 dagegen konstant hoch.

Glücksspielautomat

APA/Hochmuth

Außerhalb von Casinos ist das Automatenglücksspiel in Wien verboten

Einnahmen stiegen um drei Prozent

Insgesamt stiegen die Nettoerlöse der Branche 2015 um gut drei Prozent auf 1,551 Mrd. Euro. Kräftig zulegen konnten Casinos, Sportwetten und Onlinegaming. Das stärkste Segment, die Lotterien, hielt sich relativ stabil. Sie nahmen im Vorjahr 663 Mio. Euro ein, ein leichtes Minus von 0,90 Prozent gegenüber 2014. Und das, obwohl es bei Lotto „6 aus 45“ nach einer Preiserhöhung im Juli 2014 zu einem Umsatzplus von fünf Prozent kam.

Das zweitstärkste Glücksspielsegment, die Automatenglücksspiele und Videolotterieterminals, erwirtschaftete nicht zuletzt wegen des mit 2015 in Wien in Kraft getretenen „Automatenverbotes“ mit 338 Mio. Euro um zehn Prozent weniger – trotz der Zuwächse bei den illegalen Automaten. Die Automatengeschäfte von Novomatic und Winwin brachen im zweistelligen Prozentbereich ein.

Casinos profitierten von Automatenverbot

Vom Wiener Automatenverbot profitieren konnten die Casinos. Ihre Nettoerlöse stiegen um mehr als ein Viertel auf 212 Mio. Euro, wobei 80 Prozent des Wachstums auf die beiden Standorte Wien und Baden entfielen.

Finanzpolizei beschlagnahmt Glücksspielautomaten

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2.200 Glücksspielapparate wurden im Vorjahr aus dem Verkehr gezogen

Aber auch der Sportwettenmarkt profitierte vom Automatenverbot und expandierte im Vorjahr erneut kräftig. In diesem Segment stiegen die Nettoerlöse um gut 19 Prozent auf 186 Mio. Euro. Der Zuwachs kam dabei zur Gänze aus dem stationären Geschäft, da nur dort die Möglichkeit besteht, als Ersatz zum Automatenspiel auf Sportwetten umzusteigen.

Onlinegaming boomt auch durch Frauen

Daneben boomt in Österreich das Onlineglücksspiel. Hier stiegen die Bruttospielerträge um 15 Prozent auf 152 Mio. Euro. Das führen die Berater weniger auf Kannibalisierungseffekte zurück, vielmehr auf neue Spielangebote mit Mikroeinsätzen und die zunehmende Verfügbarkeit von Smartphones. Damit hätten neue Zielgruppen - beispielsweise Frauen - erschlossen werden können.

Schwierige Arbeit für Behörden

Seit 1. Jänner 2015 ist das Automatenglücksspiel in Wien außerhalb von Casinos verboten - mehr dazu in Glücksspiel: Busse nach Bratislava. Auch in anderen Bundesländern wurde der Spielerschutz verschärft - mehr dazu in Kleines Glücksspiel: Spielerschutz verschärft. „Eine geglückte Reform sieht anders aus“, kommentierte Studienautor Andreas Kreutzer die Ergebnisse angesichts des weiter wachsenden Glücksspielmarktes.

Dabei habe die SoKo Glücksspiel im Vorjahr mehr als 2.200 Glücksspielapparate aus dem Verkehr gezogen - doppelt so viele wie 2014. Es werde immer schwieriger, die richtigen „Spielhöllen“ auszuheben, da ein nicht unerheblicher Teil der illegalen Glücksspielautomaten mittlerweile in Lokalen betrieben werde, die nicht ohne Weiteres frei zugänglich seien - etwa in Kulturvereinen und Sportwettlokalen, die als Club betrieben werden.

Dennoch sinkt die Anzahl der illegal betriebenen Glücksspielautomaten: Laut der von Kreutzer Fischer & Partner durchgeführten Großzählung im März 2016 werden österreichweit 2.986 Glücksspielautomaten ohne Bewilligung betrieben. 2015 waren es noch um rund 300 mehr. Die meisten dieser Geräte stehen in Salzburg (653), gefolgt von der Steiermark (588) und Tirol (502). In Wien sank die Zahl nach dem „Automatenverbot“ von 640 auf nunmehr 433 illegale Automaten.