Otto Wagner starb vor 100 Jahren
Trotz des frühen Tods seines Vater erhielt der am 13. Juli 1841 geborene Wagner eine gute Ausbildung am Wiener Polytechnikum, bei Carl Ferdinand Busse in Berlin und wieder in Wien bei den beiden Ringstraßenarchitekten und Erbauern der Wiener Staatsoper, August Sicard von Sicardsburg und Eduard von der Nüll. Als seine Karriere begann, boomte in Wien das Baugeschehen. Er war als junger, talentierter Architekt ab 1862 bei der Entwicklung der Ringstraße dabei, die zum Inbegriff des Historismus wurde.
Doch der Visionär erkannte, dass der auf die Vergangenheit fixierte Historismus in krassem Widerspruch zur Aufbruchsstimmung der Zeit stand. Immer stärker wurde der Widerstand gegen die traditionelle Art des Bauens. „Kunst und Künstler müssen ihre Zeit repräsentieren“, verkündete Wagner in seiner Antrittsrede als Professor der Meisterschule für Baukunst an der Akademie der bildenden Künste 1894. Dieser Auffassung blieb der bereits renommierte Baukünstler für den Rest seines Lebens treu.

APA/Herbert Neubauer
Deckenverkleidung im Otto Wagner Hofpavillon Hietzing
Als 58-Jähriger zur Wiener Secession
Er verband in seinem Schaffen Zweckmäßigkeit, funktionelle Nüchternheit und Schönheit der „Art nouveau“, des Jugendstils. Durch zahlreiche Schriften etablierte sich Wagner zudem als wichtiger Theoretiker und Vordenker der Wiener Moderne. 1899 trat der bereits 58-Jährige der von Gustav Klimt mitgegründeten Künstlervereinigung Wiener Secession bei.
Es folgten einige seiner wichtigsten Bauten wie die Kirche am Steinhof, die Postsparkasse und die Stadtbahnbauten der Gürtel- und Vorortelinie. Seine radikalen Entwürfe fanden aber nicht nur Bewunderer. Für die Hüter der Tradition, allen voran Erzherzog Franz Ferdinand, waren sie reine Provokation. Aus diesem Grund blieben wohl viele seiner Projekte vor allem gegen Ende seines Lebens unausgeführt.

APA / Helmut Fohringer
Kirche am Steinhof
Drei Frauen und vier Kinder
Wagners Liebesleben kann als bewegt beschrieben werden. Noch während seiner Studienzeit unterhielt der aufstrebende Baukünstler eine mehrjährige Beziehung zu der Bierbrauerstochter Anna Paupie, mit der er zwei uneheliche Söhne (Otto jun. und Robert) hatte. Auf Drängen seiner Mutter, zu ihr hatte Wagner eine überaus enge Bindung, trennte er sich von Paupie und heiratete die reiche Juwelierstochter Josefine Domhart. Aus der unglücklichen Ehe entstammten die beiden Töchter Susanne und Margarete.
Kurz nach dem Tod der Mutter (1880) ordnete Wagner sein Privatleben neu: Er legitimierte seine beiden Söhne, trennte sich von Josefine und heiratete 1884 seine große Liebe Louise Stiffel, der er bis zu ihrem Tod 1915 auf das Innigste verbunden blieb.

ORF
Renovierte U6-Station Alser Strasse
Familiengruft in Hietzing selbst entworfen
Wagner selbst verstarb am 11. April 1918 im Alter von 76 Jahren in Wien an den Folgen eines Rotlaufs. Er wurde in der von ihm entworfenen Familiengruft am Hietzinger Friedhof beigesetzt, wo auch seine ebenfalls 1918 verstorbenen Mitstreiter auf dem Weg in die Moderne, Gustav Klimt und Koloman Moser, begraben sind.
Dementsprechend gedenken zahlreiche Museen dem visionären Architekten. Noch bis 7. Oktober ist im Wien Museum die monumentale Schau „Otto Wagner“ zu sehen, während die Schau „Post Otto Wagner - Von der Postsparkasse zur Postmoderne“ im MAK erst am 30. Mai eröffnet. Und im Hofmobiliendepot ist noch bis 7. Oktober die Inneneinrichtungskollektion „Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbeldesign der Wiener Moderne“ zu bewundern.
„Der Architekt, der die Moderne brachte“
Otto Wagner hat vor gut hundert Jahren das Stadtbild des heutigen Wiens maßgeblich geprägt und wurde neben Gustav Klimt zum wichtigsten Aushängeschild der Wiener Moderne - mehr dazu in Der Architekt, der die Moderne brachte (news.ORF.at zum 175. Geburtstag Otto Wagners im Jahr 2016).
Links:
- Otto Wagner und das Grün der 50er Jahre (news.ORF.at)
- Otto Wagner (Wien Museum)
- Post Otto Wagner (MAK)
- Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbeldesign der Wiener Moderne (Hofmobiliendepot)