Missbrauch: Längere Haft für Trainer

Aus generalpräventiven Erwägungen hat das Wiener Oberlandesgericht (OLG) die Strafe für einen Wiener Volleyballtrainer erhöht. Der Mann hatte sich von 2000 bis 2016 an sechs unmündigen Mädchen vergangen.

Die Haftstrafe für den 61-Jährigen wurde auf fünf Jahre erhöht. Der Mann war im vergangenen März vom Wiener Landesgericht für Strafsachen wegen wiederholten schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen, Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses und Herstellung und Besitzes von kinderpornografischem Material zu viereinhalb Jahren verurteilt worden. Dagegen legte die Staatsanwaltschaft Berufung ein - mehr dazu in Missbrauch: Haftstrafe für Volleyballtrainer.

Der folgte nun das OLG. Der Vorsitzende des Berufungssenats, Christian Dostal, sagte, gerade im Sport würde Autorität oft nicht mehr als Verantwortung empfunden, „sondern als Möglichkeit, perverse Verhaltensweisen auszuüben“. Dostal sprach von „unglaublicher Verwerflichkeit“. Dem müsse man mit strengen Strafen entgegenwirken. Kinder seien „der Schatz der Gesellschaft“, der Trainer habe mit seinem Tun für die betroffenen Mädchen und deren Eltern „eine Apokalypse“ bewirkt. „Die Eltern haben die Kinder in Ihre Obhut gegeben, damit Sie ihre Begabung und Ihre Talente fördern. Das haben Sie missbraucht“, stellte Dostal fest.

Angeklagter bekannte sich schuldig

„Mir tut es wirklich leid, was ich gemacht habe. Ich kann es leider nicht mehr ungeschehen machen. Mit 61 Jahren habe ich mich selbst sehr, sehr gestraft“, sagte der Angeklagte in seinem Schlusswort. Der Mann hatte sich schuldig bekannt. Er war für einen großen heimischen Volleyballverein als Nachwuchsbetreuer tätig gewesen. Nach der Trennung von seiner Frau und dem frühen Tod eines Sohnes habe er sich „mehr und mehr in den Sport hineingearbeitet“ und sich „komplett rein auf den Sport konzentriert“.

Kabine Volleyball

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Die Anklage legte dem Mann zur Last, sich erstmals zwischen 2000 und 2002 an einer 1991 geborenen Sportlerin vergangen zu haben. Sein jüngstes Opfer war sechs Jahre alt. Es handelte sich dabei um seine Enkelin. Diese soll er insgesamt 42-mal unsittlich berührt haben. Er gab den Betroffenen teilweise auch Nachhilfe in Englisch und Mathematik, bedachte sie mit Geschenken, indem er ihnen Puppen oder sonstiges Spielzeug kaufte - mehr dazu in Missbrauch: Volleyballtrainer angeklagt.

Brasilianische Sportlerinnen deckten Causa auf

Zu den Missbrauchshandlungen kam es in seiner Wohnung, auf Trainingslagern und beim Beachvolleyball-Grand-Slam in Klagenfurt, wo er im Sommer 2016 mit einer Elfjährigen in einem Zelt campierte und sich an dem Kind vergriff. Das bemerkten zwei brasilianische Sportler, die dazwischengingen und den Übergriff meldeten. Damit brachten sie „eine Lawine ins Rollen“, wie dazu nun OLG-Richter Dostal bemerkte - mehr dazu in Mädchen sagten gegen Volleyballtrainer aus.

Im Zuge einer Hausdurchsuchung konnte bei dem Mann kinderpornografisches Material beschlagnahmt werden, das er teilweise von seinen Opfern angefertigt hatte. Im Zuge der Erhebungen meldeten sich dann auch Betroffene, wovon einige den Trainer aufgrund einer Kooperation des Volleyballvereins mit Schulen kennengelernt hatten - mehr dazu in Missbrauch: Ermittlungen gegen Volleyballverein.