AKH-Arzt soll OP-Protokolle gefälscht haben

Die OP-Protokolle eines Arztes am AKH werden derzeit von einer Sonderkommission untersucht. Der Chirurg ist als Operateur in zahlreichen Fällen eingetragen, obwohl er selbst die OPs gar nicht durchgeführt haben soll.

Nach jeder Operation wird ein Protokoll ausgefüllt und vom Arzt unterschrieben, der operiert hat. Durch zeitliche Überschneidungen der Operationen kann aber der angeführte Mediziner nicht alle OPs selber durchgeführt haben, lautet der schwere Vorwurf, den jetzt die Medizinische Universität Wien mit der Sonderkommission untersucht.

Gleichzeitig OP-Termine in Privatklinik

Aufgerollt worden sei der Fall durch ein anonymes Schreiben an die Patientenanwaltschaft, berichtete die „Presse“ am Wochenende. Der Chirurg stünde auf Operationsprotokollen des Krankenhauses als Hauptoperateur, obwohl er „den Operationsraum nie betreten“ habe, zitiert der „Standard“ (Montag-Ausgabe) daraus. Das zeige sich etwa im Vergleich mit den Protokollen des Pflegepersonals. Dort sei ein anderer Chirurg als erster Operateur eingetragen.

Als die Operationen durchgeführt wurden, habe der Arzt zudem gleichzeitig andere Patienten in einer nahegelegenen Privatklinik operiert, heißt es in dem Schreiben laut Medienberichten weiter. Dem Brief beigelegt waren demnach vier Fälle, die zeitliche Überschneidung belegen.

Kommissionsbericht in den nächsten Tagen

Die Kommission prüft nun auch, wer außer dem Arzt sonst noch beteiligt gewesen sein könnte. Der Krankenanstaltenverbund (KAV) verfasste im Juli bereits einen Zwischenbericht, der an den Rektor der Medizin-Uni, Markus Müller, erging. Man wartet jetzt aber auf das Ergebnis der Sonderkommission. Sollte die Prüfung Misstände im System aufzeigen, könnte es Konsequenzen für die Abläufe im AKH geben. Die Kommission werde in den kommenden Tagen ihren Bericht vorlegen, heißt es.

Geprüft wurde der Zeitraum eines Jahres. Es handle sich um „mehrere Dutzend Fälle“, bei denen der Arzt als Operateur eingetragen ist, aber nicht operiert hat, sagte Müller dem „Standard“. Er spricht von einem „groben Verstoß gegen die Spielregeln“. Es sei ein Problem, dessen Dimension größer ist und einen „riesigen Schaden für das Haus“ bedeuten könnte.

Müller sieht keinen Systemfehler

Müller sieht laut „Standard“ aber kein Systemproblem: „Dieses Muster tritt nur bei der einen Person auf“, so Müller. Und das „offensichtlich seit mehreren Jahren“. Die Kommission der Medizin-Uni prüft auch, wer außer dem Arzt sonst noch schuldhaft gehandelt haben könnte. Denn die Operationen ja alle durchgeführt – wenn auch von jemandem, der eigentlich wissen musste, dass der Name des Arztes zu Unrecht auf dem Protokoll stand.

Bei den überprüften falschen Protokollen handelt es sich aber offenbar immer um das gleiche Team an Ärzten. „Es ist nicht klar, warum sie das gemacht haben, ob es etwa eine Anweisung war“, sagte Müller.

Betroffener Arzt: „Unachtsamkeit“

Der betroffene Arzt selbst erklärte unterdessen der „Presse“, die falschen Protokolle beruhten auf „Unachtsamkeit“. Dies komme nun nicht mehr vor. Er habe die Operation im elektronischen System angemeldet. Wenn er dann bei der Operation nicht dabei sei, müsste das Personal den Namen ändern. „Das ist in einigen Fällen unterblieben.“

Die Patientenanwaltschaft habe den Fall an die Staatsanwaltschaft gemeldet, heißt es laut den Berichten. Warum die Staatsanwaltschaft Wien eine Sachverhaltsdarstellung, die bei ihr eingegangen war, offenbar ad acta gelegt hat, ist unklar. Zahlreiche weitere Fragen sind offenbar noch ungeklärt: Etwa auch, ob die Patientinnen – es handelt sich laut Berichten vor allem um Operationen auf der Mammachirurgie – darüber informiert wurden, dass ein anderer Arzt sie operiert hat.

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