Unstimmigkeiten über Haus der Republik

Die bisher ungewisse Zukunft des Hauses der Geschichte Österreich (HdGÖ) ist 16 Tage vor der Eröffnung konkreter geworden. Das Haus soll langfristig zum Haus der Republik werden. Doch der wissenschaftliche Beirat ist dagegen.

Gemeinsam mit Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) präsentierte Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) am Dienstag den Plan, das Haus in die Eigenständigkeit zu führen, gleichzeitig aber ans Parlament anzubinden und schließlich auch umzubenennen. Arbeitstitel: „Haus der Republik“.

Wissenschaftlicher Beirat gegen Umbenennung

Überrascht von der Pressekonferenz zur Zukunft des Hauses wurde der wissenschaftliche Beirat des Hauses, der in seiner neuen Zusammensetzung am Mittwoch das erste Mal zusammentrat. Eine Umbenennung in Haus der Republik und eine Änderung des bisherigen Arbeitsauftrags werde man keinesfalls widerspruchslos hinnehmen, stellte man am Nachmittag klar.

„Der Begriff ‚Haus der Republik‘ hat mich überrascht“, so Hans Walter Hütter, der am Mittwoch als neues Beiratsmitglied vorgestellt wurde. „Die wichtigste Formulierung dabei lautet für mich: ‚Arbeitstitel‘. ‚Haus der Geschichte‘ ist mittlerweile ein international eingeführter Begriff, der auch vom Europarat empfohlen wurde. Und er grenzt sich bewusst gegen den Begriff Museum ab.“

Haus der Geschichte wird umbenannt

Das Haus der Geschichte, das in diesem Jahr anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Republik eröffnet wird, soll zum Haus der Republik werden.

Beiratsvorsitzender Oliver Rathkolb: „Ich glaube, der Begriff ‚Haus der Republik‘ wird aus der Diskussion schnell wieder verschwinden. Ich werde mich jedenfalls gegen diesen Namen aussprechen. Der Parlamentspräsident hat einen ersten Vorschlag vorgelegt, darüber bin ich froh. Wir werden aber rasch einen eigenen Vorschlag aus unserer Perspektive vorlegen. Ich gehe davon aus, dass wir gehört werden.“

Standortfrage muss noch geklärt werden

Erfreut indes HdGÖ-Direktorin Monika Sommer: „Ich freue mich wirklich sehr, dass wir heute so eine richtungsweisende Pressekonferenz abhalten dürfen“, sagte sie. „Ich freue mich über dieses klare politische Commitment.“ Zu diesem gehören auch die Sicherung der Subvention von 1,5 Mio. Euro für das Jahr 2019 (bisher war eine Mio. Euro geplant) sowie eine Evaluierung bis Jahresende.

Haus der Geschichte Direktorin  Monika Sommer

APA/Hans Punz

Direktorin Sommer freute sich über „dieses klare politische Commitment“

Nach deren Ende soll auch die künftige Standortfrage geklärt werden. Derzeit findet sich das HdGÖ in den Räumlichkeiten der Neuen Burg. Sommer hatte in der Vergangenheit immer wieder für eine Erweiterung oder einen Neubau plädiert. Die Loslösung von der Nationalbibliothek soll die Eigenständigkeit ermöglichen.

Eröffnung mit „Aufbruch ins Ungewisse“

Die Anbindung ans Parlament erläuterte Blümel folgendermaßen: „Wenn man Republiksgeschichte vermitteln will, ist das ohne das Parlament nicht möglich.“ Die wissenschaftliche Unabhängigkeit sei in jedem Fall garantiert. Angedacht sei eine ähnliche Konstruktion wie beim Nationalfonds oder dem Restitutionsfonds, sagte Sobotka.

Haus der Geschichte Sanierung

APA/Hans Punz

Im Sommer wurden die Räumlichkeiten in der Neuen Burg bezogen

Blümel nahm bei der Präsentation der „perspektivischen Lösung“ auch Bezug auf den Titel der Republikausstellung, mit der das HdGÖ am 10. November eröffnet. „Aufbruch ins Ungewisse - Österreich seit 1918“ heißt die Schau, die ab 10. November auf 750 Quadratmetern anhand von sieben Themen die vergangenen 100 Jahre Revue passieren lässt: „Hoch die Republik“, „Wunder Wirtschaft?“, „Diktatur, NS-Terror und Erinnerung“, „Das ist Österreich!?“, „Grenzen verändern?“, „Gleiche Rechte?!“ sowie die Installation „Macht Bilder“.

„‚Aufbruch ins Ungewisse‘ ist auch ein Synonym für die letzten Monate“, so der Minister, der das Republiksjubiläum zum Anlass nehmen will, für das Museum „eine langfristige Perspektive in Angriff zu nehmen“. Die Schaffung eines „Hauses der Republik“ sei seit 1919 ein Thema gewesen, dem endgültigen Beschluss im Jahr 2016 sei durch seinen Vorgänger, Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ), eine Redimensionierung gefolgt. Weiters sei in weiterer Folge die Anbindung an die Nationalbibliothek als „Anhängsel“ oft kritisiert worden. Dieser Ungewissheit wolle man nun ein Ende setzen, so Blümel.

Wahrscheinlich kein Bundesmuseum

Als ersten Schritt bezeichnete Blümel die Sicherstellung des Budgets für das kommende Jahr und die Aufwertung des Hauses durch eine Überführung in die Eigenständigkeit. Dennoch soll das „Haus der Republik“, das weiterhin vom Bundeskanzleramt (BKA) finanziert wird, wahrscheinlich nicht als Bundesmuseum geführt werden, sondern ans Parlament andocken. Beim Thema Republiksgeschichte sei es unabdingbar, das Haus an „eine der wichtigsten Institutionen des Landes anzubinden“, also an das Parlament, so Blümel. Die Frage des Standorts und weitere Entwicklungsmöglichkeiten sollen von Experten erarbeitet werden.

Haus der Geschichte hdgö

APA/Robert Jaeger

Das Haus soll künftig ans Parlament angedockt werden

„Die Verantwortung, sich der Geschichte der Republik zu stellen, hat in einem großen nationalen Bogen zu erfolgen“, sagte Sobotka. Das Parlament habe - etwa beim Nationalfonds oder dem Restitutionsfonds - immer klar gezeigt, „dass ein gemeinsames Vorgehen, ein nationaler Schulterschluss erreicht wird und zugleich die Unabhängigkeit der Wissenschaft gesichert ist“. Das Parlament müsse der Ort sein, „wo man eine wissenschaftliche Auseinandersetzung im nationalen Konsens ermöglicht. Die Identität Österreichs soll in allen Ebenen und allen Teilen der Republik gestärkt werden.“

Sommer glücklich über „gemeinsamen Weg“

HdGÖ-Direktorin Sommer erinnerte an die Zeit ihrer Bestellung im Februar 2017: „Als ich den Auftrag übernahm, war die Zukunft ungewiss.“ Sie wolle nun gemeinsam an jenem Fundament weiterbauen, das man in den vergangenen Monaten geschaffen habe. Sie sei glücklich, dass nun ein „gemeinsamer Weg“ skizziert sei, die Unabhängigkeit werde gewahrt bleiben.

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