1.200 Menschen starben im „Hinrichtungsraum“

Das Straflandesgericht Wien nimmt das derzeit laufende Gedenkjahr zum Anlass, den Widerstand gegen das NS-Regime zu würdigen. Mehr als 1.200 Menschen sind damals im so genannten „Hinrichtungsraum“ ermordet worden.

Unter den Opfern waren vor allem Widerstandskämpfer und -kämpferinnen. An ihren Mut sollen die Namen erinnern, die nun an Tafeln an der Wand des ehemaligen Hinrichtungsraum angebracht sind. Mittlerweile ist der Raum im „Grauen Haus“ eine Gedenkstätte, während der Nazi-Zeit wurden darin mehr als 1.200 Menschen mit einem 60 Kilo schweren Fallbeil geköpft. Jeden ersten Dienstag im Monat ist der Raum nun öffentlich zugänglich.

Hinrichtungsraum

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Mehr als 1.200 Menschen wurden zum Tode verurteilt

In „Scheinprozessen“ verurteilt

„Dieser Gedenkraum ist in einigen Teilen noch Original erhalten - also zum Beispiel unterhalb eines schmiedeeisernen Gitters sieht man noch den Bereich, wo das Blut abgeflossen ist“, sagt Friedrich Forsthuber, Präsident des Landesgerichts für Strafsachen Wien. Verantwortlich für viele Anklagen gegen Widerstandskämpfer, die verurteilt und hingerichtet wurden, war der damalige Generalstaatsanwalt Johann Karl Stich.

„Die Menschen wurden meistens unter Folter zu einem Geständnis gebracht, haben dann in einem relativ kurzen Verfahren gar keine Möglichkeit gehabt, sich entsprechend zu verteidigen und wurden - wenn es ganz schlecht gegangen ist - zum Tode verurteilt“, so Forsthuber. Er spricht von einem „Scheinrechtssystem“, die Prozesse seien eine „Farce“ gewesen.

Hinrichtungsraum

APA/Herbert Neubauer

Die Namen der Widerstandkämpfer sind auf Tafeln verewigt

Tausend Briefe der Verurteilten

Der Historiker Willi Weinert hat mehr als 1.000 Briefe der Verurteilten in einem Buch zusammengetragen - unter den Hingerichteten waren mehr als hundert Frauen, wie etwa Antonia Mück, die einen letzten Brief an ihre achtjährige Tochter geschrieben hat.

Darin heißt es etwa: „Liebe Erika, ich habe nicht vergessen auf deine Einser - und ich habe dir gesagt, dass ich dir für jeden Einser zehn Pfennige geben werde. Ich werde dir deshalb die zehn Reichsmark geben, die ich noch habe. Und dann wird dir für jeden weiteren Einser der Onkel Poldi oder eine der Tanten das Geld geben. Servus, mein kleines, liebes Mauserl“, schrieb Mück. Ein weiteres Opfer war die später selig gesprochene Schwester Restituta, Helene Kafka.

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Eines der Opfer war die Nonne Schwester Restituta

Todesstrafe 1950 abgeschafft

Von Kriegsende bis zur letzten Hinrichtung in Österreich am 24. März 1950 wurden noch 43 Todesurteile vollzogen. Der Nationalrat beschloss die Abschaffung der Todesstrafe im allgemeinen Verfahren am 24. Mai 1950, Anfang 1968 wurde ein umfassendes Verbot in der Verfassung verankert. Mittlerweile haben alle europäischen Staaten - außer Weißrussland - die Todesstrafe geächtet.

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