Erste Weihnachten im Vinzi Dorf

Ein echtes eigenes Zuhause für Obdachlose: Das ist das neue Vinzi Dorf bei der Hetzendorferstraße in Meidling. Die ersten sechs Männer sind eingezogen. Gab es in der Planungsphase noch Widerstand, hat sich dieser nun gelegt.

„Gasthaus“ nennt sich unter den Bewohnern der Aufenthalts- und Essraum im Vinzi Dorf. Die zwei Männer Fritz und Josef schauen sich bei einem „Wien heute“-Lokalaugenschein ein Skirennen an. Sie zählen zu den ersten Bewohnern der im November eröffneten Unterkunft für obdachlose Männer. Mit einer Kapazität von 24 Plätzen, davon 16 Wohnmodule und 8 Wohneinheiten, ist es das Erste seiner Art in Wien - mehr dazu in Letzte Handgriffe für erstes Vinzi Dorf.

„Unterm Bett ist es schön warm“

Josef ist gelernter Fleischhauer, zuletzt hat er 17 Jahre auf der Straße gelebt. Besonders schwierig war es im Winter, wenn es kalt war, erzählt der Mann mit dunkler Schildkappe: „Wenn es kalt war draußen, bin ich die ganze Nacht spazieren gegangen. Jetzt kann ich mich unters Bett legen und da ist es schön warm.“

Es ist durchaus mutig von den Männern, ihre neues Zuhause für Medienbesuche zu öffnen, sie machen es für ihr Vinzi Dorf. Auch um der Nachbarschaft zu zeigen, dass man sich nicht fürchten muss. Seit 2002 kämpften die Vinzenzgemeinschaften Wien für das Vinzi Dorf, unzählige Hinternisse sowie Widerstand von Anrainern und Bezirksvorsteher gab es zu überwinden - Widerstand gegen „Vinzi Dorf“.

Auch der 55-jährige Bewohner Fritz, ein gelernter Maler, war zuletzt lange obdachlos. Es habe sich kurzfristig ergeben, dass er hier einziehen konnte, erzählt er im „Wien heute“-Interview: „Du bist komplett frei, normal als wenn du in einer Wohnung wohnen würdest. Der Vorteil hier ist, du hast dein Frühstück und dein Abendessen.“

Vinzihaus

ORF

Der Aufenthaltsraum im neuen Vinzi Dorf - Reden, Essen, Fernsehen

Spenden von Nachbarn und helfende Köchinnen

Fritz und auch Josef wollen nicht darüber reden, was sie aus der üblichen bürgerlichen Bahn geworfen hat, Alkohol war aber sicher ein Teil des Problems. Nun haben sie hier ein unbefristetes Zuhause. „Wir glauben, dass wir hier in dem Dorf sie aufnehmen können und dass es so laufen kann, dass sie einerseits ihre Individualität leben können und andererseits bei den anderen nicht zu sehr anecken“, sagt Stefan Ohmacht, Vinzi-Dorf-Leiter.

Bier und Wein sind im Vinzi Dorf erlaubt, Schnaps aber nicht. Und wie das Zimmer mit den vielen gespendeten Sachen zeigt, gibt es auch bei den Nachbarn inzwischen ein Umdenken. Ganz besonders wichtig sind die freiwilligen Helfer, wie etwa auch die 85-jährige Brigitte Knöbel, sie kocht für ihre Schützlinge: „Die sind alle sehr nett muss ich sagen. Man muss sie eben so nehmen, wie sie sind.“

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